„Nicht die Spur einer Spur!“
Die fünfte Münchner „Tatort“-Episode um Kriminaloberinspektor Veigl (Gustl Bayrhammer) wurde am 16. Februar 1975 erstausgestrahlt. „Als gestohlen gemeldet“ wurde nach einem Drehbuch Erna Fentschs von Regisseur Wilm ten Haaf inszeniert, womit er nach „Cherchez la femme oder Die Geister am Mummelsee“ zum zweiten von insgesamt sieben Malen für die öffentlich-rechtliche Krimireihe tätig geworden war.
„Ihr seid vielleicht ‘n paar komische Heinis!“
Bauern finden am Wegesrand den mit einer Schädelfraktur bewusstlos daliegenden Kfz-Meister Otto Jirisch (Felix Franchy, „Schüler-Report - Junge! Junge! Was die Mädchen alles von uns wollen!“). Kriminaloberinspektor Veigl muss nun zusammen mit seinen Kollegen Lenz (Helmut Fischer) und Brettschneider (Willy Harlander) herausfinden, ob es Jirisch sich die Verletzungen bei einem Verkehrsunfall zugezogen hat oder er Opfer einer Straftat wurde. Man befragt die Inhaberin der Kfz-Werkstatt Frau Stumm (Gisela Uhlen, „Hotel der toten Gäste“), die nach dem Tod ihres Mannes Herrn Jirisch die Hauptverantwortung für den Betrieb übertragen hatte und ein libidinöses Verhältnis mit ihm eingegangen war, deren Tochter Gigga (Susanne Uhlen, „Birdie“), die das alles seltsam kaltzulassen scheint, sowie die renitente, betrunkene Hessin Mathilde Jahn (Beate Hasenau, „Feind im Blut“), zu der eine Spur führte. Richtig schlau wird die Münchner Polizei aus alldem jedoch nicht, Täter- und Motivsuche geraten ins Stocken, zudem erliegt Jirisch im Krankenhaus seinen Verletzungen und kann somit selbst keine Auskunft mehr geben. Doch Veigl kombiniert im entscheidenden Moment richtig, als er eher beiläufig von einer möglichen Versicherungsbetrugsmasche Jirischs erfährt…
Letzteres stellt sich erst nach ungefähr zwei Dritteln heraus. Bis dahin wird viel, kräftig und dialogreich ermittelt, wobei sich diesmal besonders Brettschneider hervortut. Leider ist all das nicht sonderlich spannend erzählt, wobei ein Teil der Dialoge ohnehin in unverständlichen Bayrisch untergeht. Dieses spezielle Motiv des Versicherungsbetrugs, in das letztlich mehrere Personen verwickelt sein werden, mag in der damaligen Zeit eine nicht uninteressante, mehr oder weniger gewiefte Variante dargestellt haben, ist aus heutiger Sicht jedoch eher unspektakulär. Dies hat man möglicherweise auch bei diesem „Tatort“ geahnt und die Handlung daher gegen Ende noch mit einer (Achtung, Spoiler!) Affäre Jirischs mit Gigga angereichert. In diesem Zuge werden Nacktfotos Jirischs und Giggas gefunden und offensiv in die Kamera gehalten, was sich unangenehm selbstzweckhaft anfühlt, aber an Jirisch-Darsteller Franchys zahlreiche Rollen in deutschen Sexreports und Erotikklamotten erinnert.
In der Tat ist Susanne Uhlen als geheimnisvolle heranwachsende Gigga indes einer der wenigen Lichtblicke dieses reichlich drögen Stücks deutscher TV-Krimigeschichte. Trivium: Susanne Uhlens Filmmutter war auch im echten Leben ihre Mutter. Einige eingestreute Rückblenden visualisieren Teile der Vorgeschichte, der Hamburger Hauptkommissar Trimmel (Walter Richter) leistet Amtshilfe und das Ende übertreibt in seinem Fatalismus. Durchschnittskost mit irgendwie unpassendem Ausgang, die südlich des Weißwurstäquators möglicherweise besser ankommt als bei einem Fischkopp wie mir.