Na bitte Deutschland es geht doch. Endlich mal ein wirklich guter Horrorfilm, der im Gegensatz zu seinen Genrekollegen nicht im Blut ertränkt wird oder ein stupider Slasher ist. Für ein Spielfilmregiedebüt ganz beachtlich. Den meisten als Artwork-Artist namhafter deutscher Metalbands bekannt, dreht Andreas Marshall mit "Tears of Kali" einen düsteren Okkultschocker, der sich wirklich sehen lassen kann. Ohne wirkliche Rahmenhandlung werden uns drei Episoden über die dunkle Seite der indischen Religion gezeigt. Und das wahrlich düster; am ehesten an die Clive Barker Filme erinnernd: pessimistisch, verworren und tiefste seelische Abgründe aufzeigend. So gibt es hier keine wirklichen Monster, der Mensch an sich, sein Innerstes ist es, was erschreckt.
Selbstverständlich manifestiert sich auch das "Böse", doch wirkliche Horrorgestalten gibt es bis auf kurze Ausnahmen nicht zu sehen. Gleiches gilt für die Splattereffekte welche sehr rar sind, mindestens aber genauso effektiv und hart. Besonders die zweite Episode hat es in sich und weckt Erinnerungen an die Skalpell-Szene aus "Hellbound". Die beiden anderen Episoden sind eher subtil, können aber auch mit dem ein oder anderen Effekt aufwarten. Insgesamt hält sich Marschall aber angenehm zurück und macht der diabolischen Atmosphäre Platz. Zwar wird nicht viel über Intention der Sekte preisgegeben, dennoch merkt man schon im Appetit machenden Intro, das hier einiges merkwürdig ist. Im Verlauf des Filmes werden in stimmungsvollen s/w-Passagen auch immer wieder die zweifelhaften Selbstversuche der Sekte gezeigt. Ob der fabelhaften Kameraarbeit, der tollen Beleuchtung und der grotesken Sets (besonders das Landhaus der dritten Episode ist herrlich anzusehen) - die Stimmung ist wirklich phantastisch. In den einzelnen, nicht miteinander verwobenen Episoden ist die Grundthematik immer die, das einer der früheren Sektenmitglieder mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird - und das mit schrecklichen Auswirkungen auf seine Umwelt. Die unbekannten Darsteller machen ihre Sache durchweg gut. Die einzelnen Charaktere sind überzeugend aufgebaut. Ich hätte mir aber eine kleinere Rahmenhandlung gewünscht, die die einzelnen Episoden miteinander verwoben hätten; das funktioniert nicht immer, aber gerade bei Episodenfilmen wünschenswert. Dafür stimmen jedenfalls die ideenreichen und mit vielen Wendungen versehenen Episoden. Gerne mehr davon Herr Marschall!
Sehr ans Herzen gelegt sei das externe Review von wicked-vison, welches spoilerfrei den Film analysiert. Hier lohnt sich wirklich der längere Text! Aber vor allem: die Ausleihgebühr ist jeden Cent wert; vor allem für einen deutschen Horrorfilm !!!
(8,5)