Review

Aus dem fernen Finnland erreichen unsere Breitengrade nur ganz wenige Filmbeiträge. Allein schon deswegen, weil das Publikum eine ganz andere Mentalität besitzt und Filme dort bei weitem keinen so großen Stellenwert wie bei uns besitzen. Tapio Suominens „Mosku - lajinsa viimeinen“ ist ein Kleinod aus dem hohen Norden, das über ein paar Vorführungen bei verschiedenen Festivals (Antwerpen, Lübeck) außerhalb Finnlands nicht hinauskam, in seiner authentischen Erzählung, die auf Fakten beruht, aber ungemein interessant ist.

Die Geschichte von Mosku (Kai Lehtinen) spielt Anfang des 20. Jahrhunderts in Lappland, fernab der Zivilisation, wo die Menschen hart für ihren Lebensunterhalt schuften müssen. Mosku ist einer von ihnen. Als Baumfäller wird er von geizigen Russen ausgenutzt, denn er gehört zur Unterschicht, der außer diesem Job keine andere Wahl bleibt. Die einzigen Freuden, die das triste Leben erträglich machen, sind Alkohol und Tabak
Doch da er eine ehrliche Haut ist, lesen und schreiben kann, wird ihm bald ein besserer Job angeboten und so beginnt der Aufstieg und spätere Fall von Mosku.

Optisch ist der Film schwer beeindruckend, denn die Naturkulissen Finnlands lassen sich nur schwer in Worte fassen. In dieser Hinsicht kann so ziemlich jede Mainstreamproduktion der letzten Jahre einpacken. Die unglaublichen Weiten, der teilweise karge Bewuchs, die endlosen Wälder – Ein Naturspiel sondergleichen, an dem man sich während des Films, auch aufgrund der verschiedenen Jahreszeiten, nie satt sehen kann.

Dabei steckt die Begleitung Moskus nie zurück. Als einfacher Waldarbeiter angefangen, erarbeitet er sich mit viel Fleiß ein kleines Vermögen, steckte Rückschläge wie Banditenüberfälle weg, setzt auf Rentiere und sieht sich angesichts seines relativen Wohlstands viel Missgunst und Neid ausgesetzt. Dabei will er mit seinem Dickschädel eigentlich immer nur das Richtige tun, was gleichzeitig aber nicht immer das Beste ist.

So ist die erste schwere Prüfung seine baldige Ehe. Die damit verbundene Beschneidung seiner Freiheit führt nicht nur zu Geldgier, sondern soll auch noch einige andere Folgen nach sich ziehen. Anstatt sich um seine Familie zu kümmern, streift er mit einem alten Freund durch die Grenzländer um Banditen zu überführen, er nimmt einen todkranken Freund, der später den Tod seines Kindes verschuldet, auf und muss mit ansehen, wie seine Ehe in die Brüche geht.

„Mosku“ ist sehr trocken erzählt, fast mehr Dokumentation als Drama und bringt seine Geschichte in einem sehr realistischen Anstrich rüber. Die Konfrontationen mit Banditen sind zwar bleihaltig, aber zweckmäßig und wirken nie plakativ. Wenn man sich auf die ruhige Art des Films einlässt, bekommt man einen ungeheuer informativen Einblick in diese Zeit. Ganz frei von Kritik bleibt dieses Werk allerdings nicht, da die üppige Spielzeit von 136 Minuten doch etwas viel des Guten ist und einige Situationen nicht gänzlich frei von Klischee sind. Sei es die Freisprechung vor Gericht (Mosku ist zu angesehen, um verurteilt zu werden) oder die Konfrontation mit seinem ewigen Erzfeind zum Ende, viele Szenen wirken wie aus dem Leerbuch.

Fazit:
Intensive, prächtige Studie über einen Mann, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit viel Ehrgeiz viel aus sich machte, mit seinem Dickschädel aber oft falsche Entscheidungen traf und seine mühsam errichte Idylle damit einriss. Ein Themenfilm, dem wohl nur Fans dieser Epoche etwas abgewinnen können.

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