Aus einer Zeit, in der B-Mime Dolph Lundgren durch die Bank weg gute Genrefilme wie „Universal Soldier“, „Red Scorpion“ und „I come in Peace“ ablieferte, stammt auch „Joshua Tree“. Als echter Glücksgriff erwies sich hier Vic Armstrong als Regisseur zu verpflichten. Der Stunt-Koordinator zeigt in seiner leider einzigen ernsthaften Regiearbeit warum man ihn damals unter anderem für die „Star Wars“ – und „Indiana Jones“ – Trilogie verpflichtete.
Dabei gibt der Plot genreüblich recht wenig. Der deutsche Untertitel „Das Gesetz der Rache“ ist hier nämlich Programm. Dolph Lundgren gibt den Truckfahrer Barett, der zusammen mit seinem Kollegen Eddie (Ken Foree, „Dawn of the Dead“) für eine Autoschieberbande exotische Wagen transportiert. Als sie mitten in der Wüste von einem Streifenpolizisten angehalten werden, kommt es zu einem Zwischenfall, bei dem nicht nur Eddie, sondern auch der Gesetzeshüter stirbt. Barett wandert, da man ihn für den Killer hält, in den Knast…
Armstrong schien für „Joshua Tree“ ein recht ordentliches Budget gehabt zu haben, denn anders ist die tolle Inszenierung nicht zu erklären. Kameraarbeit, Stunts, Autoverfolgungsjagden, Shootouts und Explosionen sind allesamt auf professionellem Niveau angesiedelt. Nicht zuletzt deswegen erhielt der Film sogar eine, wenn auch limitierte, Kinoauswertung.
Das Problem ist, wie bei vielen ähnlich angesiedelten Produktionen, mal wieder das Skript, denn es dauert ein wenig bis die Geschichte, in die Barett verwickelt ist, sich aufklärt. Bis dahin hinterlässt der Film einen etwas wirren Eindruck. Wer schießt da anfangs auf wen und warum wollen die Bullen ihn auf dem Weg in den Knast umbringen. Dazu gesellen sich einige, etwas ruppige Locationwechsel, bei denen scheinbar vor dem Finalcut ein paar Minuten entfernt worden sind. Der Besuch bei Baretts Vater in der Wüste ist genau wie das spätere Auftauchen von Eddies Frau ungelenk in den Film eingeflochten.
Abgesehen von ein paar Verfolgungsjagden fällt der Actiongrad wiedererwartend relativ niedrig aus und bietet nur hin und wieder sporadische, routinierte Kost. Einzig und allein die groß angelegte Schießerei in der Lagerwolle, bei der Armstrong Dolph Lundgren dann wie einen Hongkong-Star beidhändig schießen lässt, ihn über Rollbretter schickt und die Bösewichte gleich dutzendfach und sehr grafisch sterben dürfen, ist diesbezüglich ein Highlight. Zudem darf der blonde Mime dabei auch mal die Fäuste schwingen.
Unglaubwürdig ist in diesem Szenario vor allem Baretts Geisel Rita (Kristian Alfonso), die selbst Polizistin ist und sich nach dem Tod ihres Freundes erst zu schnell ihrem Entführer um den Hals wirft und dann auch noch recht schnell von seiner Unschuld überzeugt ist. Doch auch das korrupte Cop-Duo, das ihnen auf den Fersen ist, verliert jegliche Glaubwürdigkeit, als sie nach Belieben Gesetzeshüter erschießen und ihre Rolle in dem Geschäft nie richtig geklärt wird.
Zum Abschluss gibt es einen Showdown, in dem beide Parteien mit Luxuswagenreplikas durch die Wüste jagen dürfen, um sich final auf die Ohren lang zu ziehen. Das ist zwar nicht das Einfallsreichste, rundet den Genrefilm aber ordentlich ab. Dolph Lundgren, der hierzulande leider einmal mehr mit einer grausamen Synchronstimme versehen wurde, macht seine Sache als zu Unrecht Verurteilter und sich jetzt auf einem Rachefeldzug befindliche One-Man-Army wie gewöhnlich ordentlich, ohne dabei die Klasse eins Schwarzeneggers oder Stallones zu erreichen. Während in Nebenrollen George Segal und Geoffrey Lewis („Double Impact“) ihre Sache ordentlich machen, geizt Kristian Alfonso nicht mit ihren Reizen.
Fazit:
Eine hervorragende Ballerei macht noch keinen guten Actionfilm. Die Story ist sehr platt und scheint nachträglich gerafft worden zu sein, während schauspielerisch nur durchschnittliche Leistungen abgeliefert werden. Vic Armstrong zeigt in seinem Debüt, das durchaus Potential in ihm steckt, da die Inszenierung, vor allem was Autostunts angeht, als sehr gelungen einzustufen ist. Würde die Geschichte noch ein paar Erklärungen liefern und würde sich die eine oder andere Figur etwas glaubwürdiger verhalten, so wäre hier sicher mehr möglich gewesen.