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Wie heißt der Film? Genau!

Peter Jackson hat gleich zweimal mein Leben verändert - und das sogar fast zeitgleich. Denn während ich mit meinen Eltern jedes Weihnachten Anfang des neuen Jahrtausends im Kino nach Mittelerde abtauchte, machte ich zu Hause bei Freunden Bekanntschaft mit "Braindead". Und obwohl beide Seiten der Jackson-Medaille für sich Meisterwerke sind, war es damals für den kleinen Leimbacher schwer beides zu verbinden bzw. sich vorstellen zu können, das hinter beidem der gleiche Mann stand... so viel zu meinen ersten einschneidenden Begegnungen mit dem Splattergott aus Neuseeland. Doch weder zu "Meet the Feebles" noch "Bad Taste" kam ich annähernd so früh - was vielleicht erklärt, warum zu diesen beiden Frühwerken nicht ganz so eine große Liebe besteht wie zu Frodos Odysee oder Lionels Rasenmäh-Ausraster.

Trotzdem muss man "Bad Taste" einfach mögen. Die über satte 4 Jahre gedrehte Amateur-Splatter-Komödie, welche nur mit gnädigen & hartnäckigen Freunden des Regisseurs realisiert wurde, ist einfach eine große Sause & Amateurkino auf einem seiner Höhepunkte. Die Leidenschaft, die Not & die daraus entstehende Tugend, der Bock den die Clique spürbar hatte - alles breitet sich infektiös beim Zuschauer aus. Mit ein paar Bier & gleichgesinnten Kumpels noch wesentlich besser. Einerseits schade, dass er & "Meet the Feebles" wohl nie rattenscharf auf Blu-ray erscheinen werden, andererseits gehört der hässliche Billiglook schon dazu. Immerhin scheint er nun nicht mehr verboten in Deutschland, was absolut verständlich & zu begrüßen ist, da er so viel lustiger als gruselig oder böse ist! Zumindest gibt es ihn aktuell uncut auf Amazon Prime, was mich sehr gefreut hat. Es geht kurz gesagt um menschenfressende Aliens (zunächst) in Menschengestalt, die Neuseeland angreifen & ganze Landstriche ausrotten - bis sich eine harte Söldnertruppe zur letzten Hoffnung des Schaafstaates aufschwingt...

So richtig kann man den Sprung von "Bad Taste" zu "Herr der Ringe" immer noch nicht glauben - doch man gönnt es Jackson mehr als jedem anderen. Wenn ein Film so aus allen Poren spritzt & mit (notgedrungener) Fantasie, mit Hommagen & mit Fun um die Ecke kommt, aus dem Nichts, dann ist Party wie selten angesagt! Bei Szenen wie dem explodierenden Schaaf oder der "Hirn-OP" Deluxe, muss ich immer wieder laut loslachen. Selbst wenn es eigentlich heute kaum noch etwas Besonderes ist, man Schlimmeres, Lustigeres & Cooleres gesehen hat. In Sachen Charme kann jedoch Wenig " Bad Taste" das Wasser reichen. All die Schnittfehler, miserablen "Schauspieler" oder billigen Effekte sind da im Nu verziehen. Außerdem hat Peter Jackson einen ganz speziellen, grenzdebil-genialen, infantilen Humor, den man hier dauernd durchsickern sieht & den er in "Braindead" auf die Spitze trieb. Wer sich also nur etwas in Richtung Splatter traut, bei dem sollte "Bad Taste" auf jeden Fall unter den ersten zehn Titeln sein, die er sich anguckt. Und wer weiß - wenn die Berührung früh & "kalt" genug geschieht, liebt man ihn vielleicht noch viel mehr als ich. "Bad Taste" ist ein richtig schlechter Film - und das ist gut so, das weiß er, das will er sein & das macht ihn so unberechenbar kultig, stark, verrückt.

Fazit: der Titel sagt es perfekt - Peter Jackson ist der Herr des schlechten Geschmacks. Im besten Sinne! Sein Erstling ist ein ungemein sympathisch-schlockriger Funsplatter, der mit Passion & vielen geduldigen Freunden Neuseeland + den Funsplatter auf die Karte brachte. Bad Taste done right. Zwar kein totaler Gamechanger wie "Braindead", aber ein gelungenes Warm-Up mit fiesen Kartoffelaliens, platzenden Gehirnen & lecker Grünkotze - Jammie!!! ;-)

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