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“Außerirdische landen auf der Erde, um die Menschheit zu Hackfleisch für ihre intergalaktische Fastfood-Kette zu verarbeiten. Nachdem sie bereits eine Kleinstadt völlig entvölkert haben, wird eine Spezialeinheit darauf angesetzt, sie zu stoppen. Regie: “Braindead”-Schöpfer Peter Jackson!” Soviel wusste ich über den Film “Bad Taste”, bevor ich ihn mir selbst angesehen habe. Splatter-Fans dürfte es nicht schwerfallen, sich auszumalen, was ich erwartet habe. Doch ich wurde maßlos enttäuscht.

Was ich nämlich nicht wusste: Peter Jackson hat seinen Erstling ohne jedes Drehbuch, mit einer reinen Laien-Crew und einem Budget von sage und schreibe 17.000 (in Worten: siebzehntausend) Dollar abgedreht, und genau nach einer solchen Produktion sieht er auch aus. Dass man auch mit schmalem Budget und ohne Regieerfahrung einen Kultfilm schaffen kann, bewies 1973 Wes Craven mit seinem Regiedebüt “Last House on the Left” (dt.: “Das letzte Haus links”), das er mit nur 90.000 Dollar realisierte. An Jacksons erster Regiearbeit ist leider allein die Idee kultverdächtig, alles andere ist - mit Verlaub - eine Katastrophe.

Der wie gesagt ohne Drehbuch entstandene, von den Darstellern improvisierte Film zerfällt merklich in zwei etwa gleichlange Teile, die sich irgendwie nicht recht zusammenfügen wollen: die erste Hälfte der Spielzeit zeigt ohne wirkliche Dramaturgie, wie eine Truppe völlig vertrottelter Wissenschaftler, “The Boys” genannt, in einem menschenleeren Kaff namens Kaioro Jagd auf die Außerirdischen machen, die menschliche Gestalt angenommen haben, sich ziemlich ungelenk fortbewegen und nur durch einen Kopfschuss endgültig erledigt werden können (erinnert das irgendjemanden zufällig an irgendetwas? Dachte ich es mir doch...). In der zweiten Hälfte dringen “The Boys”, nun plötzlich wie ein militärisches Elitekommando anmutend, dann in ein von den Außerirdischen als Unterschlupf genutztes Haus ein, befreien einen von ihnen lebend gefangen gehaltenen Vertreter und liefern sich im Haus und dem dazu gehörenden Garten ein Feuergefecht mit den Außerirdischen, die mittlerweile ihre tatsächliche Gestalt angenommen haben, sich merklich sicherer und koordinierter bewegen, und nun auch durch Schüsse in den Oberkörper zur Strecke gebracht werden können.

Einen Spannungsbogen zu entwickeln gelingt dem Film jedoch auch im zweiten Teil nicht im Ansatz, und die Versuche der Darsteller in Wortkomik und Slapstick erreichen nicht einmal Klamaukniveau. Einzig bemerkenswert sind einige Verweise auf andere Filme und auch TV-Serien, anno 1987, noch einige Jahre vor dem Zitatenkino der 1990-er und 2000-er Jahre, eine innovative Idee.

Aber nicht nur das Fehlen einer schlüssigen und durchgängigen Handlung, auch die handwerklich-inszenatorische Dürftigkeit des Filmes enttäuscht gnadenlos - jedenfalls wenn man vor dem Anschauen nicht wusste, dass er für faktisch kein Geld gedreht wurde. “Bad Taste” wirkt optisch wie das Produkt eines Ausfluges der Macher dieser unterirdischen, von deutschen Privatsendern eigenproduzierten TV-“Komödien” ins Splattergenre.

Dass Peter Jackson fünf Jahre später mit “Braindead” einen witzigen, rasanten und blutigen Kultklassiker des Splattergenres geschaffen hat bietet mir keinerlei Veranlassung, “Bad Taste” hier irgendwie besser, geschweige denn zum “Kultfilm” zu schreiben. Ich bin vielmehr ehrlich und sage offen, dass es für mich eine Qual war, diesen Blödsinn überhaupt zu Ende zu schauen.

Denn von Jacksons Genialität als Schöpfer von Splatterfilmen, die er mit “Braindead” unbestreitbar bewiesen hat, vermag ich in “Bad Taste” wahrlich noch nicht allzu viel zu erkennen. Der Film beruht zwar auf einer herrlich bösartigen Grundidee, wartet mit originellen Gewaltakten und schier unaussprechlichen Geschmacklosigkeiten auf, macht aber trotzdem einfach keinen Spaß, dazu ist er handwerklich wie dramaturgisch zu dilletantisch, und über weite Strecken auch schlicht zu langweilig. Bis es gegen Ende zum Feuergefecht zwischen den Außerirdischen und den “Boys” kommt, unterbricht nur sporadisch mal die eine oder andere Splatterszene das hilflose Herumstehen, -irren und -murmeln der planlosen Laiendarsteller, und auch das blutige Finale wird noch durch alles andere als lustigen Slapstick, nämlich aufgesetzten, künstlichen und krampfhaften Klamauk vernichtet. Über das dämliche und sinnfreie Ende ärgert man sich schon gar nicht mehr, es ist der passende und konsequente Schlusspunkt eines Filmes, den die Welt nicht braucht.

Nach reiflicher Überlegung habe ich mich dagegen entschieden, dem Film für seine faszinierend und ausgesucht böse Idee und/oder seinen Blutgehalt einen Punkt/ Punkte zu geben, denn der Gesamteindruck ist und bleibt vernichtend, so dass eine höhere Bewertung als 1/10 in meinen Augen nicht vertretbar wäre.

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