"Das Auto steht im Halteverbot, also darf ich"
Junko Aoki
Mit "Pyrokinesis" bietet Shusuke Kaneko, der unter anderem eine Episode der Lovecraft-Verfilmung "Necronomicon" abdrehte und Ryuhei Kitamuras "Azumi" mit seiner Fortsetzung m. E. locker übertraf, eine Verfilmung des schon des öfteren adaptierten Feuerteufel-Themas. Dabei schneidet er alles andere als schlecht ab, so dass Bewertungen mit 3 Punkten schon sehr verwundern. Im Gegenteil, es gelingt ihm, seinem Thema eine mystische Seite abzugewinnen, die den Film über die Klischees der "Junges Mädchen kann hexen"-Schiene hinaushebt. Nicht alle Feuer, die Junko Aoki - die Heldin des Films - erzeugt, wirken zerstörerisch, auch Glück und Verliebtheit bringt sie mit kleinen Feuererscheinungen zum Ausdruck, was inmitten des ganzen Horrors schöne poetische Akzente setzt.
Auch das Parallelführen einer Horrorgeschichte und einer jugendlichen Romanze, das bei so vielen Filmen störend wirkt, meistert Kaneko mit seinen vielleicht etwas zu hübschen, aber dennoch sympathischen Darstellerinnen und Darstellern. Was vielleicht ein wenig ins Hintertreffen gerät, ist die Darstellung einer Art Geheimbund, den die deutschen Untertitel als "Guardians" bezeichnen. Was dieser Bund will, darüber werden eigentlich nur ein paar Platitüden geäußert, und so hätte man ihn vielleicht besser weglassen sollen. Ebenso den zwar nicht störenden, aber keineswegs notwendigen Humor, der durch eine Polizistin eingebracht wird, die ständig irgendetwas in sich hineinfuttert und zwar recht schusselig wirkt, aber letztlich doch am ehesten den Überblick behält. Ähnlich wie in vielen Hongkong-Filmen wird dem Ernst der Haupthandlung eine burlesk vor sich hin tölpelnde Polente gegenübergestellt, was aber hier weitaus gemilderter ausfällt als in besagten Hongkong-Filmen, also Schwamm drüber.
Kaneko lässt auf der anderen Seite die Härten der Filmerzählung keineswegs ins Hintertreffen geraten. Dass der Anführer einer Jugendbande, die zum Spaß kleine Mädchen entführt und ermordet und Videoaufnahmen davon verhökert, auch noch von hoher Stelle aus protegiert wird, ist starker Tobak und lässt den Zuschauer um so engagierter das Schicksal der schüchternen Junko verfolgen, die eigentlich nur - wie man das aus solchen Filmen eben so kennt, hier wirkt es aber sehr glaubwürdig - ein normales Leben führen will, aber in Konfrontation mit ihren skrupellosen Feinden doch immer wieder von ihrer Fähigkeit Gebrauch machen muss, Papier, Autos und auch Menschen in Flammen aufgehen zu lassen. Das wird mit überdurchschnittlichen Tricks dargestellt, die ansehnlich zeigen, wie es dem einen oder anderen Übeltäter auf einmal ganz warm ums Herz wird, und nicht nur da. Das geht von außen oder auch von innen mit unerfreulichen Folgen vor sich, und wem das zu harmlos ist, für den hält der Film noch ein, zwei recht graphische Erschießungen bereit.
Doch nicht diese Szenen sind es, die den Film sehenswert machen, sondern solche, wenn z. B. Junko ihrem Auserwählten einen innigen Kuss gibt und von ihrem ganzen Körper kleine Rauchwölkchen aufsteigen und sich über ihr ein zarter Bogen aus Flammen bildet. Ich bin ja ansonsten nicht so für Kitsch, aber das hat mir schon gefallen. Also, gebt diesem schönen, gruseligen und am Schluss auch tragischen Film eine Chance. Typisch japanisch und voller Sympathiewerte.