Review

DEVILMAN - ein Streifen, von dem ich zuvor kaum etwas gehört hab, bis zu dem Zeitpunkt als er groß angekündigt Einzug in meine Stamm-Videothek hielt.
Das Cover sah wie bei eigentlich allen asiatischen Neuheiten ziemlich vielversprechend aus und so kam es, dass ich mir die DVD mit nach Hause nahm ohne großartig den Klappentext runter zu rattern.

Mittlerweile ist mir bekannt, dass es sich bei DEVILMAN um eine 'zig-Milliarden-Yen-teuere Manga-Verfilmung handelt,
welche angeblich mit brachialer Dämonen-Action und unzähligen CGI-Effekten ausgestattet sein soll.
Vergleiche zu der gleichnamigen Anime-Filmreihe kann ich heute aber leider nicht ziehen, da diese bis dato noch nicht den Weg in mein Sortiment gefunden haben.

Nun gut, ich also zu Hause angekommen, Film sofort eingelegt, mich auf die Couch platziert und dann ging's los:
Zu Beginn werden uns die beiden Freunde Akira und Ryo vorgestellt.
Akira ist ein Schwächling und wird in der Schule oft von Rowdies verprügelt,
Ryo, ein niemals lächelnder Einzelgänger, hilft ihm aber immer aus der Patsche, da er den anderen seltsamerweise stets kräftemäßig überlegen ist.
Bis hier hin läuft noch alles in geordneten Bahnen ab...

... doch dann wird bei Bohrungen in der Arktis ungewollt das Tor zur Hölle geöffnet und Unmengen an mordlustigen Dämonen, welche Menschen in ihren Besitz nehmen und für ihre Zwecke verwenden, überschwemmen die Erde.
Auch Akira wird von einem Dämon befallen,
jedoch bleibt sein Herz und seine Seele menschlich.
Fortan macht es sich Akira als der übermenschliche Halbdämon "Devilman" zur Aufgabe die Menschheit, vor allem die Pflegefamilie in der er wohnt, vor dämonischen Übergriffen zu bewahren.

Nur eins vorweg: Die von Dämonen befallenen Menschen dürft ihr euch jetzt bitte nicht wie die sabbernden Zombiewesen aus "Demoni" oder "Evil Dead" vorstellen.
In DEVILMAN treten teilweise engelsgleiche Lichtgestalten, teilweise auch echsenartige Monster auf,
größtenteils sind die Dämonen aber von normalen Menschen äußerlich kaum zu unterscheiden und zeigen erst im Kampf was in ihnen steckt.
Wer den Anime UROTSUKIDOJI kennt, dessen Kreaturen man noch am ehesten mit den fliegenden Teufeln hier vergleichen kann, weiß was ich meine ...

Okay ... Gut, ich geb' zu: Die Story, ihr Aufbau und der hier vorherrschende Erzählstil gehen nicht gerade sorgsam mit dem Gehirn des armen Zuschauers um.
Ständig wird man von blitzartigen Szenen- und Schauplatzwechsel hin- und hergerissen,
der rote Faden scheint auch mit dem Rasenmäher gestrickt worden zu sein
und je weiter der Film voran schreitet, desto stranger und konfuser entwickelt er sich.
DEVILMAN ist eben so ein Film, bei dem man mit dem gängigem Logikdenken nicht sehr weit kommt,
da er die Realität vollkommen ausklammert, was mir zwar sehr sympathisch ist, anderen aber evtl. nicht geradlinig und eingängig genug sein dürfte.

Logik aber nun mal beiseite, da DEVILMAN auch noch andere Vorzüge hat.
Unangefochten an erster Stelle: die Optik.
Die ist, wie wir es von asiatischen Blockbustern gewohnt sind, atemberaubend edel, schön düster und kommt der eines wilden Comics oder eines actionlastigen Playstation-Spiels gleich.
Die Darsteller sind natürlich alles Top-Models, die Kameraführung ist gigantisch, aber von denen will ich jetzt gar nicht reden...
Die FX, welche einen sehr großen Teil des Films ausmachen, und wenn sie zum Einsatz kommen den ganzen Bildschirm ausfüllen, stammen hier zwar alle merklich aus dem Computer,
von billigen oder gar lächerlichen CGI-Effekten a la "Anaconda" oder "Shaolin Soccer" kann hier aber devinitiv nicht die Rede sein.
Fights in der Stratosphäre und über Wolkenkratzern, tolle Mensch-zu-Dämon-Verwandlungen, ganze Großstädte in Schutt und Asche...
Die Kämpfe und viele Charaktere erinnern irgendwie an den Beat-'em-Up-Klassiker "Tekken", was auch vom Titelheld "Devilman" himself unterstrichen wird, welcher starke Ähnlichkeit zu dem "Kazuya" aka "Devil" aus Tekken 2 aufweist.

Also: optisch mal wieder berauschend, furiose Fights und endzeitliche Kulissen gibts auch zu bewundern ...
... dennoch würde ich aber nicht sagen, dass DEVILMAN hauptsächlich oder übermäßig auf Action setzt ...

... denn in seiner zweiten Hälfte schlägt der Streifen ganz andere Töne an:
Als die Erde also im Begriff ist von unzähligen Dämonen bevölkert zu werden, geraten die Menschen in Panik.
Militärische Sondereinheiten und Bürgerwehr werden gegründet und machen jeden, der auch nur ein Bisschen nach Dämon aussieht dem Erdboden gleich. Bald verwandelt sich das ganze Treiben in eine Art "Holocaust" oder "Hexenjagd", in welcher die Verantwortlichen meist völlig willkürlich unbescholtene Bürger abschlachten.
Spätestens jetzt kommt auch Akira, unser "Devilman" und Beschützer der Menschen, in's Grübeln,
ob es die Menschheit überhaupt verdient hat gerettet zu werden.
Die passende Antwort darauf, liefert ihm sein alter Freund Ryo, der sich plötzlich als Herr dieser ganzen Dämonenschar entpuppt ...

Gut, zu diesem Zeitpunkt ist die Logik längst über alle sieben Weltmeere davongesegelt,
aber um so mehr kommen nun Emotionen, Tiefgang und Weltuntergangs-Feeling zur Geltung.
Ich weiß schon: so wie ich den Streifen jetzt beschreibe könnte man meinen er wäre leicht surreal angehaucht. - Dies ist aber nicht der Fall: er ist einfach nur sehr sehr "phantastisch" ...
In gewisser Weise kommt DEVILMAN einer hypermodernen Fabel oder einem apokalyptischen Märchen gleich, welches mal wieder die Frage aufwirft:
"Wieviel "Dämon" steckt eigentlich in jedem von uns?" und "Wieviel Hölle haben wir uns bereits auf Erden geschaffen?" ...

Grübel grübel ... egal! Welche unschätzbaren Antworten uns dieser Streifen auf diverse, noch ungelöste theologische und philosophische Fragen auch zu liefern im Stande ist, will ich jetzt allerdings nicht weiter ausführen ... ;-).

Feststehen tut für mich jedenfalls, dass ...

a) eine rasante, berauschende und comic-hafte Videogame-Optik,
eine auf sympathische Weise die Realität außer Acht lassender Handlung und Umsetzung,
viel Fantasie, viel Poesie, genug Raum zum Nachdenken
und 5 Pfund Rindfleisch eine gute Suppe ergeben.

und b) ein allzu konfuser Erzählstil, allzu platte Charaktere,
allzu geschwollene Helden-Polemik mit allzu möchtegern-heroischen Phrasen,
zu viel Kitsch, zu viel Nonsens und zu viele Köche den Brei eben verderben.

Mein Fazit dieses eh schon viel zu langen Reviews lautet daher:
DEVILMAN ist opulentes, bildgewaltiges und fantasievolles Big Budget-Popcorn-Kino, ein nettes Außenseiter-Drama, ein Märchen für Erwachsene und ein Helden-Epos, für das man sich leider zu wenig Zeit genommen hat.
Die Thematik der Dämonen-Apokalypse wurde zwar in UROTSUKIDOJI um Längen besser verarbeitet,
hätte viel viel besser umgesetzt werden können und zeichnet sich hier auch hauptsächlich durch zahlreiche erzähltechnische Fehler und Mängel aus,
als gelungene Manga-Verfilmung und als unterhaltsames Endzeitspektakel geht DEVILMAN aber ohne weiteres durch.
Meine Wertung für dieses Machwerk hat den ganzen Film über wie wild geschwankt und enthielt auch so ziehmlich jede filmische Stimmungslage
(von "Gähn!" bis "Bo ey!" war alles vertreten... ).
Zu dem Zeitpunkt, als der Abspann auf der Bildfläche erschiehn, überwog bei mir jedenfalls ein sehr positive Gesamteindruck.
Meiner Meinung nach fällt DEVILMAN sogar recht emotional und sozialkritisch aus,
so dass er platte Comic-Verfilmungen wie "Hellboy" oder "Catwoman" ohne weiteres vom Platz fegt.

Und den Leuten, die jetzt immer noch behaupten DEVILMAN wäre blanker Unsinn, möchte ich folgendes Zitat von Llyod Kaufman entgegenschmettern:
"Time-Travel-Movies Never Make Any Sense!"
... Denkt mal darüber nach ...

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