Die zwölfjährige Miriam Meinfeld wird tot aufgefunden, nachdem sie sich allem Anschein nach von einem Hochhaus gestürzt hat. Laut Obduktion war das Mädchen zum Zeitpunkt des Todes nicht nur vollgepumpt mit Drogen, der Leichnam weist zudem auch noch Spuren sexuellen Missbrauchs sowie zahlreiche verheilte Knöchenbrüche auf. Als die in dem Fall ermittelnden Beamten Inga Lürsen und Nils Stedefreund bei Miriams Eltern vorstellig werden, lenken diese den Verdacht schnell auf die Bewohner eines nahegelegenen Behinderten-Wohnheims. Während der Nachforschungen, die Stedefreund bezüglich eines merkwürdigen, an der Hand des toten Mädchens eintätowierten Symbols anstellt, wird er von der Bibliothekarin Karin Melzer jedoch über die wahren Vorgänge in der Sache aufgeklärt: Offenbar geht eine im Geheimen agierende Satans-Sekte um, die sich ihre Opfer unter den Ärmsten und Schwächsten der Gesellschaft sucht und deren angesehene Mitglieder bislang einer Verfolgung durch die Justiz entgehen konnten. Der von Miriams Eltern aufgewiegelte Mob hat sich derweil auf den Heim-Bewohner Harald Markwart - einen ehemaligen KSK-Offizier - eingeschossen, der sowohl Kontakt zu Miriam als auch deren jüngerer Schwester Svenja hatte, und von einem Rudel aufgebrachter Bürger krankenhausreif geprügelt wird. Als Svenja zusammen mit ihrem Bruder Björn ebenfalls in die Hände der Sekte gerät, büchst Markwart aus dem Hospital aus und mischt die perversen Teufelsanbeter auf eigene Faust auf... Diese "Tatort"-Episode kokettiert ziemlich heftig mit einigen typischen Versatzstücken des Horror-Genres und das auch noch auf eine derart vordergründige Art und Weise, dass "Abschaum" glatt aus dem reinen Kriminalfilm-Bereich fällt und direkt schon guten Gewissens als Randerscheinung bezeichnet werden kann: Teufelsanbetung, geheime Satans-Sekten und ritualisierter Kindesmissbrauch... hier wird so dick aufgetragen, dass das Ganze fast schon rüberkommt wie die öffentlich-rechtliche Variante eines 70er Jahre-Kuttenhorrors, die ein paar Jahre zuvor innerhalb der Okkult-Welle zum Jahrtausendwechsel gar nicht mal so fehl am Platz gewesen wäre. Wirklich ernst zu nehmen ist das alles aber doch keinesfalls, denn dazu ist diese - im wahrsten Wortsinn - Kolportage-Geschichte, die vornehmlich über ellenlange und langweilige Dialog-Passagen erzählt wird (in denen Monica Bleibtreu den Part von Rod Steiger aus "End of Days - Nacht ohne Morgen" übernimmt und den Erklärbär macht), doch viel zu unglaubwürdig geraten und zudem auch mit den üblichen Klischees vollgestopft. Als Handlungs-mäßig fader TV-Abklatsch von John Schlesingers sehr viel besserem "Das Ritual" von 1987 halten sich echte Überraschungen da nämlich doch mal eher in Grenzen und so empfindet man die eigentlich hehre Absicht von Regisseur und Drehbuchautor Thorsten Näter, einige tatsächlich stattgefundene und wohl auch dokumentierte Missbrauchsfälle ins öffentliche Bewustsein zu rufen, doch mal eher als fehlgeleitet... und ob da, wie behauptet, tatsächlich die Teufelkulte ihre Wichsgriffel im Spiel haben und sich regelmäßig an irgendwelchen Kindern vergreifen, wage ich im Rückblick auf die Satanic Panic im Amerika der 80er Jahre doch mal sachte zu bezweifeln, *ähem*. So richtig ärgerlich ist dann aber doch die inhaltliche Bankrotterklärung, die einem hier in den letzten fünf Minuten präsentiert wird, wenn der Ex-KSKler mit dem Satanisten-Pack nach alter Charles Bronson-Manier ganz einfach unbürokratisch kurzen Prozess macht... was von der Inszenierung und dem Umfang her dann auch echt nicht mehr die Wurst vom Teller zieht, sondern mal eher peinlich wirkt. Genau da erinnert man sich dann doch nochmal daran, dass der "Tatort" trotz seines Status innerhalb der hiesigen TV-Landschaft auch schon oft am Bodensatz deutscher Fernsehfilme gekratzt hat. Fazit: Statt "Abschaum" wäre "Abfall" wohl der passendere Titel gewesen und als Zuschauer ist man mit dem Original-Okkulthorror-Müll von vor 25 Jahren (sprich: "Stigmata", "Die Prophezeiung" und sogar die ebenso gescheiterte Bernd Eichinger-Produktion "The Calling"!) mal echt besser bedient...
2/10