Mit „Killing Zoe“ erwies Quentin Tarantino seinem Kumpel Roger Avary, der ihm bei diversen Projekten unter die Arme griff, einen Freundschaftsdienst, indem er dessen Regiedebüt produzierte.
Der US-Safeknacker Zed (Eric Stoltz) kommt nach Paris, um erst mal in einem Hotel einzuchecken und sich die Prostituierte Zoe (Julie Delphy) aufs Zimmer schicken zu lassen. Die Eingangssequenz (Paris aus der Sicht eines Taxis) ist beeindruckend, der Rest weniger. Nachdem der Erscheinen von Zoe geht es in eine dialoglastige Liebesnacht, in der zwar viel geredet, aber kaum was gesagt wird. Die Dialoge sind nur begrenzt komisch und ohne Sinn; auch wenn in Werken á la Tarantino selten ein Dialog Sinn hat. Zoe ist nicht hauptberuflich Prostituierte (bei diesem Wort wird sie auch sehr sauer auf Zed), sondern Studentin und hat sogar noch einen weiteren Nebenjob. Sehr glaubwürdig...
Danach taucht Zeds Kumpel Eric (Jean-Hugues Anglade) auf, wirft Zoe raus und holt ihm zum Rumhängen mit den Jungs ab. Zed, Eric und die Bande wollen am nächsten Tag eine Bank ausrauben; während jeder andere Gangster sich logischerweise auf einen Coup vorbereitet, dröhnen sich diese Gangster erst mal ordentlich zu. Die Szenen im nächtlichen Paris sind zwar aus filmischer Hinsicht nett gemacht und halten einige visuelle Einfälle parat, inhaltlich aber leer. Über den Dialog, in dem es um eine tote Katze geht, kann man noch Schmunzeln, der Rest ist eher unkomisch. Auch vermeintlich originelle Einfälle, wie der Quickie von dem AIDS-kranken Eric mit einem seiner Kumpane auf der Toilette, können nicht überzeugen.
Die zweite Hälfte bricht an und ab geht’s in die Bank. Dort wird ein wenig Panik gemacht und Zed darf den Safe bearbeiten. Es folgt Standard: Überfall wird bemerkt, Bullen umstellen das Gebäude, Geiseldrama. Einziger Coup: Zoes Nebenjob ist es in der Bank zu arbeiten!
„Killing Zoe“ ist ein Regiedebüt, was man teilweise auch sieht. Ein paar dumme Kleinigkeiten (beim Betreten des Hotels sind z.B. die Schienen des Kamerawagens zu sehen) zeigen, dass Regisseur Roger Avary noch nicht ganz die Übung hat.
Hauptproblem: Das Drehbuch. Was will „Killing Zoe“ eigentlich sein? Für einen Actionfilm mangelt es an wirklicher Action (die paar Schusswechsel sind für Action zu unspektakulär), für einen Thriller fehlt es an Spannung und für eine Groteske mangelt es an Witz. Das Bankszenario wurde schon oft und besser verfilmt (z.B. in „Hundstage“) und so hat das Drehbuch zwar keine Schwächen, aber auch keine Höhen. Leider reicht das nur für einen gepflegten Langweiler.
Die Figurenzeichnung ist mal gut, mal schlecht. Trotz seiner Homosexualität ist Eric äußerst homophob und auch Zoe ist ein eher unglaubwürdiger Charakter. Konsequent hingegen wird die Figur des Zed gezeichnet, mit Prinzipien und Vorstellungen. Ebenfalls große Schwächen haben diverse Nebenfiguren (z.B. sind die Gründe, die der Wachmann für das Nichträumen des Tresors gibt, total aus der Luft gegriffen, obwohl es jede Menge plausiblere Gründe gäbe).
Die Synchro ist auch nicht so besonders. Zed hat einen grauenvollen Akzent und das Original mischt, wenn ich die anderen Reviews richtig verstehe, Französisch und Englisch. Bis auf wenige Ausnahmen ist „Killing Zoe“ bei uns komplett eingedeutscht worden, so dass diverse Sprachbarrieren nicht klar werden (vor allem bei dem Beginn im Taxi machen die Dialoge nur wenig Sinn).
Die Schauspieler sind recht gut. Eric Stoltz mimt Zed, dem alles über den Kopf wächst, ganz gut und schön zerknittert. Auch Julie Delphy kann trotz eher kleiner und unglaubwürdiger Figur Punkte sammeln. Nur Jean-Hugues Anglade ist ein ziemlicher Standardpsycho, der nur Schauspielstereotypen wiedergibt und selten herausragt. Auch die anderen Bankräuber schalten sehr bald auf Autopilot.
Das geringe Budget macht sich bald auf eine unschöne gewollt-und-nicht-gekonnt Weise bemerkbar: Für eine große Durchlöcherung am Ende schien das gesamte Effekt-Budget draufgegangen zu sein, aber trotzdem will Avary ähnlich gewalttätig wie Kumpel Quentin sein. So werden teure Einschusseffekte gespart, aber dafür gibt’s dann zugerichtete Kunstleichen mit halbem Schädel, verbranntem Gesicht etc. zu sehen.
„Killing Zoe“ hat zwar Ideen, kann diese aber nicht umsetzen. So bleibt beim besten Willen ein filmischer Schlag ins Wasser, der unerfreulich unspektakulär daherkommt und größtenteils langweilt.