Ein ganz einfacher und an sich perfekter Plan geht schrecklich schief.
Aus völlig überzogenen und werbestrategischen Gründen begann man Mitte der Neunziger Jahre, für alle möglichen Filme des Gangstergenres Verbindungen mit Filmen wie „Reservoir Dogs“ oder „Pulp Fiction“ herzustellen, Hauptsache, man konnte irgendwie Herrn Tarantino miteinbeziehen. Bei diesem Film war Tarantino als ausführender Produzent tätig, und schon dachte man, da strömen die Massen ins Kino, ist doch egal, was für ein Film es ist. Aber man hatte sich getäuscht, denn der Regisseur, Roger Avary, scherte sich einen feuchten Dreck um den Geschmack der Massen und verwendete über das Gros der Spielzeit die französische Sprache, natürlich mit englischen Untertiteln. Eigentlich logisch, spielt der Film doch in Paris und ist fast ausschließlich mit französischen Schauspielern besetzt. Das ist für den amerikanischen Normalbürger natürlich schwer verdaulich, und so konnte sich der Film eher beim europäischen Publikum durchsetzen.
Erzählt wird die Geschichte eines Bankraubs. Ein amerikanischer Safeknacker, Zed, kommt auf Bitten seines Jugendfreunds Eric nach Paris, um mit diesem und seinen Komplizen einen Bankraub durchzuführen. Zed, der bis zum Ende des Films nicht einmal weiß, wie spät es ist, verbringt die erste Nacht in Paris mit der Teilzeithure Zoe, die, wie es der Zufall will, auch Teilzeitbankangestellte ist. Bevor es zum Überfall geht, muß die Bande dann erst einmal ausgiebig feiern und allerlei Drogen konsumieren. Als nun der Bankraub seinen Lauf nimmt und die ersten Schüsse fallen, dreht Eric völlig durch. Ein Blutbad ist die Folge, harmlose Kunden oder Angestellte werden rücksichtslos niedergeschossen. Doch auch die Gang überlebt den Überfall nicht, da die Polizei erbarmungslos eingreift. Nur Zed entkommt, da ihn Zoe wiedererkennt und als harmlosen Kunden getarnt unter den Augen der Polizei aus der Bank schmuggelt.
Im Grunde genommen ist der Film zweigeteilt, die erste Hälfte ist dem wirren Drogentrip der Gangster gewidmet, die zweite Hälfte dann spielt in der Bank. Und warum funktioniert das? Die Antwort ist ganz einfach, es liegt an Jean-Hugues Anglade, der den völlig durchgeknallten Eric spielt. Die drastische Darstellung der Nacht vor dem Überfall ist darüber hinaus genauso gelungen gefilmt wie der Bankraub selbst, wenngleich vom Stil her völlig andere Mittel verwendet werden. Spielereien gibt es keine, mit dem nötigen Ernst geht es sowohl beim Rausch als auch beim Überfall zur Sache – Eric ist ein überzeugter Anhänger der Theorie, daß man alles einmal ausprobieren muß. Abgefahrenes Kino, insgesamt natürlich eher Gangster-als Drogenmovie, aber ein prima Bastard dieser zwei Welten. Schön anzusehen dabei auch Julie Delpy als Zoe, überzeugend auch Eric Stoltz, der Rest ist beliebig austauschbar. Wer nicht moralisiert, wird hier seinen Spaß haben, das Ganze ist so gar nicht typisch für einen amerikanischen Film und hat mit Tarantinos Schaffen nichts gemein, zum Glück. 9/10.