Böse Geister in Schatullen und zombifizierte Rednecks
Bed & Breakfast? - Nein, BED DEAD & BREAKFAST … ein betrunkenes Spektakel des modernen Zombiefilms, der gar nicht sooo alt sein möchte, wenn schon die Gegenüberstellung mit einem gewissen BRAINDEAD auf dem Cover der dt. DVD von Koch Media proklamiert wird. Und es ist wahr ... sämtliche gorige Güte wird mit einer Dysenterie an Spaß gekreuzigt, die geradezu comichafte Züge annimmt. Das Trash-O-Meter geht gewaltig hoch: Abgerissene Körperteile, die in eine Büchse gesteckt werden, in welcher ein böser Geist haust, der das Ganze als Opfermahl ansieht. Hillbilly-Zombies mit Gesangseinlagen, Köpfe, die als Handpuppen dienlich gemacht werden, selbstgebastelte Schrotflinten, welche man mit einem Hammerschlag in Bewegung setzt, bis an die Gurgel bewaffnete Archivangestellte und Fuß- statt Armdrücken ist in diesem Zombie-Nobrainer angesagt ...
Ja, es geht ganz schön die Luzi ab. Für FSK 16er-Verhältnisse kriegt man hier wahrlich eine überdurchschnittliche Brutalo-Kost aufs Auge gedrückt, doch eingefleischte Splatterenthusiasten werden KEIN Nirwana finden! Wer mit Country-Musik wenig anfangen kann, sollte aufpassen, denn es folgt, dienend als Übergang zwischen den Szenen, ein genau solcher Song nach dem anderen - Gesungen von einem toughen Tankwart, welcher den Stern des Multitaskings an seiner Brust trägt. Apropos Sterne: Der Sheriff schleppt Resolution in die engste Gosse und macht den Teenie-Kleingeistern, die auf dem Weg zu einer Hochzeit sind und lediglich eine Übernachtungsmöglichkeit suchen, das Leben zur Hölle. Später jedoch darf man beide Parteien fusioniert im Nahkampf gegen untote "We're comin' to kill ya!"-Zombies begutachten. Funsplatter auf Basis von SHAUN OF THE DEAD, wenngleich nur halb so intensiv wie auch myopisch in seiner Dependenz. Der Vergleich mit BRAINDEAD ist wiedereinmal zu Bruch gegangen wie Porzellan am Polterabend. Zwar wird in ordentlichen Abständen gematscht, jedoch ist das unterm Strich keineswegs komparabel mit Peter Jacksons neuseeländischer Splatterkajüte. Weder vom Humor noch von den FX. Auch diejenigen, die DEAD & BREAKFAST mit BAD TASTE vergleichen, müssen unter herkulischen Drogen oder genuinen Zwangsvorstellungen leiden ...
Was bleibt also? Viel Gemeuchel auf x-mal gesehener Unterlage mit ein paar neuen Früchten garniert, die aber im Auge des Zuschauers nahe dem Verfallsdatum versuchen, zu brillieren. Ich persönlich empfinde die lebenden Toten sehr abgestumpft in Szene gesetzt. Auch der hin- und herfliegende Handlungsablauf beißt mir so manche Lampe ab. Man könnte meinen, dass der Film irgendwann die Orientierung verloren hätte und delirierend auf einem Gleis des geleisteten Konglomerates wandelt - Irgendwo in Richtung Nirgendwo ... 3,4,5 Mal umwehte mich ein wirklich guter, spannender oder possierlicher Moment - Das war es aber auch schon. Die Story besteht praktisch gar nicht und zupft die Saiten so dünn wie der Underground-Teufel himself. Dilettanzen hier und da. Besondere Szenen, die garantiert in Erinnerung bestehen bleiben, gibt es aber: "Ich hab'-ich hab'-ich hab' Blaubeer-Blaubeer-Blaubeerkuchen gegessen, Blaubeer-Blaubeer-Blaubeerkuchen ...".
Wer hier im Überdruss lachen kann, hat noch wenig vom filmischen Horizont gesehen. Wer minimales Grinsen wie ich zelebriert, weiß, dass es bessere Nobrainer dieser Sorte gibt. Ich empfehle trotzdem einen einmaligen Blick in diese verstandlose Parodiemetropole ...