Manchmal gibt es Filme, auf die man ganz unerwartet stößt, die man sich einfach mal blind, wegen der interessanten Inhaltsangabe, auf DVD kauft, in der Hoffnung etwas Gutes zu sehen. Meistens geht das in die Hose, manchmal aber geht die Rechnung auf. Und glücklicherweise hat mir "Jiang Hu", trotz oder gerade wegen fehlender Vorkenntnisse, ganz gut gefallen.
Vor allem was die Story betrifft kann "Jiang Hu" sehr gut auftrumpfen. Es geht im Prinzip um zwei unterschiedliche Handlungen, die auf den ersten Blick so gar nicht zu einander passen. Zum einen geht um den Chef einer Gang, den Triads, der versuchen möchte auszusteigen und auf den dadurch plötzlich ein Mordanschlag geplant wird. Zum anderen um die Geschichte eines jungen, unerfahrenen Mannes, der sich entschieden hat ein Auftragskiller zu werden und seinen ersten Mord begehen soll. Nach und nach werden beide Handlungsstränge immer weiter miteinander verknüpft und man erkennt, dass diese beiden Menschen (und ihre beiden besten Freunde) doch viele Gemeinsamkeiten aufweisen.
Langsam aber sicher werden die Storys immer weiter ausgebaut. Dabei wechselt sich die Geschichten immer wieder ab, erst wird der eine Part weiter erzählt, dann der Andere. Mal in ruhigeren Szenen mit vielen, meist recht interessanten, Dialogen, dann in (wenigen) gut durchchoreographierten Action-Szenen. Alles wurde nahezu optimal mit einander vermischt und bietet eigentlich Spannung von Anfang bis Ende.
Das Finale des Ganzen ist dann zwar recht kurz geraten, dafür aber unheimlich knackig und packend inszeniert. Und zum Schluss gibt es dann noch eine derartige Bombe in Sachen Auflösung, mit der wohl kaum einer gerechnet hat, auch wenn man es eigentlich schon die ganze Zeit hätte ahnen können aber, durch geschickte falsche Fährten, immer wieder vom rechten Weg abgebracht wird. Ich jedenfalls dachte zuerst: "Ich seh wohl nicht richtig!" Was für ein "Aha"-Effekt. Wirklich klasse!
Dabei setzt Regisseur Wong Ching-po bei der Inszenierung gekonnt auf schnelle Schnitte, subherbe Farbfilter und den häufigen Einsatz von Slow Motion. Dazu packt er das Geschehen in gelungene, triste Bilder und unterlegt sie mit einem optimalen Soundtrack. Somit ist in vielen Szenen auch für visuellen- und akustischen Hochgenuss und für fröstelnde Atmosphäre gesorgt!
Allerdings dadurch, dass der Film doch wesentlich mehr Dialog- als Action-Szenen zu bieten hat, verliert sich das Ganze dann doch ab und an in kleinere Längen. Die Anfangsszenen ist, für meinen Geschmack, etwas zu "ausführlich" geraten und auch zwischendurch gibt es immer wieder mal ein paar Stellen, wo man sich etwas mehr Tempo gewünscht hätte, aber nun gut.
Darstellermäßig ist alles im grünen Bereich. Alle Schauspieler machen ihre Sache recht gut und überzeugend.
Fazit: Interessante und höchst spannende Charakter-Studie, von zwei bzw. vier eigentlich recht unterschiedlicher Personen, die sich aber trotzdem unglaublich ähnlich sind. Eingepackt in eine spannende Handlung und mit tollen visuellen und akustischen Stilmitteln, die eine wohlige Atmosphäre erzeugen können. Dazu noch ein knackiges Finale und ein geniales "Aha"-Erlebnis zum Schluss! Schade nur, dass man es mit den Dialogen ab und an etwas übertreibt und somit einige Längen nicht ganz vermeiden kann. Trotzdem ein wirklich tolles asiatisches Filmerlebnis, mal außerhalb der, derzeit so modernen, Asia-Mystery-Welle!
Wertung: 7,5+/10