Review

Von Wong Jing in Personalunion geschriebener, produzierter und gedrehter Actionkrimi, der sich aufgrund des chinesischen Originaltitels und einiger Rollennamen scheinbar direkt an die dreiteilige Fernsehserie Police Cadet und speziell deren Erstausgabe Police Cadet '84 (hergestellt von Television Broadcast Limited und gefolgt von Fortsetzungen jeweils 1985 und 1988) anlehnt, aber diese Grundlage nur als Blaupause für einen (erstaunlich blassen) Vertreter eher im Umfeld von Wongs eigenen Colour of the Truth (2003) und Colour of the Loyalty (2005), nur (wie ... Truth) auf der Polizei- statt (wie bei Loyalty) der Triadenseite nutzt. Die Zuschauer fühlten sich zur Herstellungszeit angesichts der eher trockenen Präsentation und der nüchternen Darstellung sowie der (schon aufgrund der Laufzeit logischen) Veränderung oder auch 'Verschmelzung' ehedem von der Mattscheibe liebgewonnener Figuren wenig angesprochen; trotz zweier aktuell gefragter und auch gerade die jüngere Klientel anvisierenden Schauspieler in der Besetzung galt der Film auch aufgrund entsprechend grassierender schlechter Kritiken schnell als Flop und hat keinerlei Aufmerksamkeit generiert. Potenzial ist dabei durchaus gegeben, im sonstigen Umfeld damaliger Produktionen des viel beschäftigten und auch vielseitigen Filmemachers – diverse belanglose und auch billig heruntergekurbelte Komödien – ist das Werk sogar noch relativ herausstechend und im Nachhinein mit einiger Bewandtnis bis Nachhaltigkeit gestaltet, schlimmer geht bekanntermaßen immer:

Bereits in der Polizeiakademie beste Freunde gewesen, werden Cheung Wai-Kit [ Nicholas Tse ] und Fit Fung Ngai [ Edison Chen ] mitsamt ihren Kollegen Chuen [ Roy Chow ] und Ho [ Hu An ] unter die Fittiche von Inspector Cheung Tit-man [ Simon Yam ] genommen, sehr zum Unwillen von Officer Wai Kwok Ying [ David Lee ]. Die Cheungs sind dabei Vater und Sohn, was allerdings nur der Jüngere weiß, der aufgrund eines Vorfalls als Kind noch auch schwere Gefühle bis Hass gegen seinen Erzeuger hegt, sich aber sowieso bald in der Internal Investigation Bureau Abteilung unter Officer Nicole Sun [ Grace Shu Gao ] versetzen lässt. Dies wiederum lässt Fit ungünstig dastehen, hat er sich durch aufgrund Schwierigkeiten seiner Mutter [ Helen Poon ] und deren Freund Fat Seven [ Lam Suet ] widerwillig in die Klauen des Triadenführers Big Bryan [ Kent Tong ] und Bruders Little Bryan [ Roderick Lam ] begeben müssen. Ein Ausweg scheint zwecklos.

Wong versucht sich hier an einer ungewohnten Ernsthaftigkeit, einer Hintergrundgeschichte, die bis in die Mitte der Achtziger und dort auch eröffnend mit einer Rückblende reicht, einem daraus resultierenden, anhaltenden und auch geschickt in die Jetztzeit visualisierten Vater-Sohn-Konflikt; der Start ist relativ flott, fließend und rasch auch mit einer einleitenden Schießerei gespickt. Eine abrupte nächtliche Auseinandersetzung an einem Straßenrestaurant zwischen waffentechnischen unterlegenen Polizisten (in Uniform und in zivil) und mit AK47 ausstaffierten Gaunern präsentiert erste Anreize aus dem Bewegungskino, was die eher im Dramabereich angesiedelte und zuweilen sehr statisch bis theaterhaft wirkende, grundsätzlich dialoglastige Fernsehserie so natürlich nicht zu bieten hat, und auch nie probiert, eine hüftsteife Prügelei des jungen Tony Leung Chiu-wai in einem Bus als erster Ansatz dort die Aufregung nicht wert. Erzähltechnisch ist man hier schon im Mittelteil der Police Cadet - Saga, d.h., man überspringt die ersten 40 Episoden der Ausbildung an der Polizeiakademie (bis auf eine knappe Rückblende) komplett und widmet sich dem On the First Beat - Stück, dem aktiven Einsatz bereits gegen Kriminellentum, was speziell in dieser singulär schießwütigen 'Episode' hervorgehoben wird. Gutes wechselt sich dabei rasant mit Schlechtem ab, darstellerisch ist man hier schon ungenügend, tricktechnisch zuweilen auch, und der Rahmen der Konfrontation funktioniert überhaupt nicht, dafür ist die Umsetzung der Aktion selber durchaus effektiv und bildtechnisch mit Unterhaltung, wenn auch (wie die gesamte Produktion sowieso) gefangen in der Phase der Herstellung. Der Film sieht direkt nach 2004 aus, er reift nicht, er wirkt formell mit allem drum und dran (u.a. auch durch Nebendarsteller wie David Lee, die bis dato viel, seitdem aber nie wieder gesehen wurden) wie in einer Blase konserviert.

Wie auch in den Colour of the ... Arbeiten (die spät noch 2017 mit durchaus gelungenen, aber schon deutlich kleiner angelegten Colour of the Game 'fortgeführt' und vervollständigt wurde), macht man hier einen Überblick sowohl dem Polizei- als auch dem Triadenbereich; eine Überschneidung im Inhalt, kein Schwarz und Weiß, sondern viele Grauzonen, wobei allein die berufliche Tätigkeit der Gesetzeshüter sie schon notgedrungen immer wieder in die Gefilde der Unterwelt und damit zu diversen narrativen Anhaltspunkten und Spannungsmomenten (gerne abseits dröger Familienszenen um eine hier aus den damals von Carina Lau respektive Maggie Cheung gespielte, nun aber durch Gilian Chung vereinten Rolle einer Cousine/Love Interest) führt. Dass man eine höhergestellte Produktion ist, lässt sich an angenehm vielen Einstellungen in der aktiven Gesellschaft festmachen, man bewegt sich (in oftmals Abend- oder Nachtszenen) tatsächlich vor Ort und Stelle und zeigt ein Bild des wuselnden HK kurz nach dem Millennium, man versteckt sich nicht im Inneren von Büro (und Studio), sondern geht direkt in die Breite und in die Mitte.

Frisch von Infernal Affairs (2002) kommend und hier in der Sparvariante dessen (die konspirativen Treffen auf den Häuserdächern, die allgemeinen Korruptionsbezüge, die Maulwurfplots usw.), hat Edison Chen dabei die bessere Rolle abbekommen als 'Kompagnon' Nicholas Tse – die beiden hier beste Freunde spielenden sind in der Realität bekanntermaßen alles andere als das, sondern aus einigen pikanten bis prekären Gründen gar rote Tücher für die Gegenüber gewesen – ; Chen, der den Part von Lau Ching-wan übernommen hat, spielt auch getreu seiner Figur impulsiver und aggressiver, Tse wirkt hier ein wenig wie eine den Kopf einziehende Schildkröte, und auch anderswo immer etwas auf Abruf und gelangweilt von dem eigentlichen Drumherum, wie gezwungen per Vertrag. Straßenblockaden um Mongkok, Razzien in Drogenwohnungen, Entlanghangeln über Bambusgerüste und andere Fassaden, sowie ein tödliches Attentat vor dem Polizeirevier, später bekommt auch die Geschichte wieder vermehrt Griffigkeit und Tempo, das ist nur alles mäßig aufregend und bloß routiniert, während alles dazwischen eigentlich nicht so recht interessiert. Ein gewalttätiger Angriff auf einen Gefangenenkonvoi als die einzig noch größere Angelegenheit ist unnötigerweise im Splitscreen Verfahren montiert, eigentlich willkommene körperliche Konfrontationen sind seltsam anstrengend aufgenommen, und hinten rausgibt's unangenehme Brutalität.

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