Hinter dem nichtssagenden deutschen Titel „Das düstere Haus“ verbirgt sich ein Thriller der ehrwürdigen „Hammer Film Productions“ aus dem Jahre 1965, der unter der Regie Silvio Narizzanos entstand, des gebürtigen Kanadiers mit dem italienischen Namen also, der später für "Blutrausch" mit Franco Nero und Telly Savalas zusammenarbeitete. Original- und Alternativtitel „Fanatic“ bzw. „Die! Die! My Darling!“ treffen es da schon besser, denn im Film prallen zwei Welten aufeinander: Die der zurückgezogen, in Keuschheit und verbittert lebenden Mrs. Trefoile und die ihrer ehemaligen Schwiegertochter in spe, Pat (Stefanie Powers aus „Hart aber herzlich“), die ein recht normales Leben einer lebenslustigen jungen Frau führt und sich des permanenten Sündigens eigentlich weniger verdächtig macht. Aus dieser Konfrontation bezieht „Das düstere Haus“ seinen Reiz. Zunächst kann man die fanatisch religiöse Mrs. Trefoile noch belächeln und für eine schrullige alte Dame halten, die den Tod ihres Sohnes „mit Gottes Hilfe“ verarbeitet. So reagiert auch Pat auf sie und versucht, sich bei ihrem Besuch anzupassen, während sich die an sie gestellten, übertriebenen und weltfremden Forderungen und Verhaltensregeln häufen und immer absurder anmuten, bis sich die alte Dame irgendwann gänzlich als göttliche, richtende Instanz aufspielt und Pat gefangen nimmt. Zusehends wird die Stimmung des Films ernster und Mrs. Trefoile immer bedrohlicher, wenn auch stets mit einem schwarzen, karikierenden Unterton. Tallulah Bankhead spielt diese Rolle überzeugend und erzeugt die ganze Palette menschlicher Emotionen beim Zuschauer, von Mitleid über Unverständnis bis hin zu Hass. Und obwohl Mrs. Trefoile immer bösartiger erscheint und sich die Situation mehr und mehr zuspitzt, als sie ihre religiösen Überzeugungen als Ventil für die eigene Verbitterung heranzieht, die als Rechtfertigung dafür herhalten müssen, dass sie ihren Zorn an Pat auslässt, entpuppt sich Pat als der weitaus bessere Mensch: Sie versucht lange, sich lediglich mit kindlichem Trotz des Wahnsinns zu erwehren und erst, als es gar nicht mehr anders geht, erwägt sie aus ihrer zunehmenden Verzweiflung heraus auch die Verwendung rabiaterer Mittel. Dabei ist „Das düstere Haus“ im Mittelteil stellenweise leider etwas spannungsarm geraten und auch der Nebenplot um ein bei Mrs. Trefoile untergetauchtes Paar scheint verzichtbar, atmosphärisch reicht der Film nicht an anders geartete britische Thriller der gleichen Dekade wie z.B. „Haus des Grauens“ („Paranoiac“) heran und ein zweiter Hitchcock ist Narizzano natürlich auch nicht. Dennoch überzeugt sein Werk durch seine Thematik, die überzeichnet tatsächlichen Fanatismus, wie man ihm auch in der Realität immer mal wieder begegnet und der Ausdruck einer tiefen, inneren Unzufriedenheit ist, aufs Korn nimmt und die Darstellerriege, die u.a. auch einen jungen Donald Sutherland („Wenn die Gondeln Trauer tragen“) in einer ungewöhnlichen Nebenrolle als geistig zurückgebliebenen jungen Mann anzubieten hat. Somit ergibt sich unterm Strich ein feiner Briten-Thriller, der „Hammer“ einmal von einer etwas anderen Seite zeigt.