Review

Wer die anderen Bronson-Filme von Michael Winner kennt, weiß was ihn auch hier erwartet: Selbstjustiz, nur viel lustiger als früher! Moment mal: kann Selbstjustiz lustig sein bzw. sollte man sowas lustig inszenieren? Wer sich solche Fragen stellt, sollte besser zu einem anderen Film greifen. Ich sage: JA, das kann man, und sollte man zum Zwecke der Unterhaltung hin und wieder tun, damit das Genre nicht langweilig wird. Wer es jetzt immer noch nicht kapiert hat: sowas wie Political Correctness gibt es hier nicht, also – liebe Gutmenschen – greift lieber zu „Death Sentence“ und drückt auf STOP wenn Nick Hume im Krankenhaus aufwacht.

Paul Kersey wacht irgendwann im Bus auf, bevor er in New York eintrudelt, und sofort fiel mir die „TV-Film-Optik“ auf, die mich beim früheren Ansehen auf Pro 7 nicht gestört hat. Wirklich stören tut sie auch hier nicht (diesmal Uncut-Fassung), denn es handelt sich in der Tat nur um einen TV-Film (wenn ordentlich geschnitten wird) und B-Ware für die Videothek, was man ebenso an der primitiven Handlung erkennt. Kerseys Kumpel hat nämlich vergessen, das monatliche Schutzgeld an die vorherrschende Bande zu überweisen und wird zur Strafe totgeprügelt. Paul trifft 10 Sekunden vor den Cops ein und wird als Tatverdächtiger erst mal in die Sammelzelle des örtlichen Polizeireviers gesteckt, nachdem mehrere Gesetzeshüter ein Geständnis aus ihm rauszuprügeln versuchten.

Doch Kersey bleibt hart, auch hinter Gittern und mischt erst mal ein paar sozial gescheiterte Existenzen auf. Dort lernt er Manny Fraker, ein echt fieses Arschloch und Boss der Bande kennen, die seinen besten Kumpel auf dem Gewissen hat. Man tauscht ein paar physische Nettigkeiten aus, und der Rest vom Film ist nach einer Viertelstunde klar: Bronson muss hier mal kräftig aufräumen. Es gibt jedoch einen Unterschied zu den beiden Vorgängern. Während Paul damals erst aktiv wurde als man seine Familie schikanierte, mimt er hier auch den Racheengel für gute Freunde. Da kommt es natürlich gelegen, wenn sich der überforderte Polizeichef als heimlicher Fan des Vollstreckers outet und ihm keine Steine in den Weg legt.

Was dann folgt, kann man nur zur Hälfte adäquat beschreiben. Die menschenverachtenden Verbrechen locken natürlich unseren Terminator-Opa aus der Reserve, was leider mehrmals durch unsinnige Einschübe wie die Vorstellung der netten Nachbarn oder das Techtelmechtel mit der Pflichtverteidigerin unterbrochen wird. Romantik ist so ziemlich das Letzte, was in diesen zynischen Streifen passt und die Mitbewohner sind nur Statisten, die entweder einstecken müssen oder am Ende austeilen dürfen. Apropos: die letzten 30 Minuten sehen aus wie ein Troma-Actionfilm: Straßenschlachten, die eher an einen militärischen Häuserkampf erinnern, ehemals rechtschaffene Bürger, die schwerbewaffnet + jubelnd das urbane Gesindel ins Jenseits befördern usw.

An dieser Stelle merkt man auch (wenn man nicht bescheuert oder ideologisch manipuliert ist), dass der Film sich nicht ernst nimmt. Oder hält es hier jemand für realistisch, feindliche Bandenmitglieder mit einem Maschinengewehr aus Kriegszeiten (ist doch klar, dass Kerseys Kumpel in Korea war und das Teil völlig easy in die Staaten schmuggelte) über den Haufen zu ballern, oder einen Gegner mit ner Panzerfaust durch die Außenwand einer Mietwohnung zu pusten? Ehrlich Leute, ich liebe solchen Scheiß, kann aber nicht über die angesprochenen Mängel hinwegsehen.

8 Punkte

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