Ein Aufstand alter Männer…
Versuchen wir es doch einmal ganz objektiv: der Film ist Mist. Vom filmhistorischen gesehen nur ein weiteres Sequel, darstellerisch wenig bis überhaupt nicht beachtenswert, die Handlung paßt nicht einmal in einen hohlen Zahn und das allerschlimmste: Selbstjustiz wird derart glorifiziert, daß es einem übel werden kann, außer, man ist ein aufrechter Amerikaner, dessen Waffe man nur aus seinen kalten, toten Händen winden kann, wenn es nach Charlton Heston geht. Aber manchmal muß man nicht objektiv sein, da darf man sich freuen, wenn die Bösewichte zuhauf weggepustet werden, wenn ein Taschendiebstahl schon mal drastisch bestraft wird. Sind schon schlimme Zeiten, in denen Amerikas Bürger leben müssen, überall diese Punks, bäh, die haben fiese Frisuren und eh nichts gutes im Sinn, da darf man doch mal...lebensunwertes Gesindel, und nur die mit den größten Waffen schaffen es am Ende, jaja, survival of the fittest vermischt mit rudimentärer Gesellschaftskritik...aber ich schweife ab.
Worum geht es? Paul Kersey, der Menschheit bekannt als einsamer Rächer, kommt nach New York, um einen alten Kumpel zu besuchen. Der aber lebt in einer schlechten Nachbarschaft und ist schon tot, als Kersey eintrifft. Mit dem Segen eines Polizeicaptains darf Kersey nun das tun, was er am besten kann: aufräumen. So nistet sich der alte Haudegen in der Wohnung seines toten Kumpels ein, zeigt den älteren Hausbewohnern, wie man sich gegen die miesen Punks wehren kann, gute Nachbarschaftshilfe halt, Doch Kersey klebt das Pech am Fuß, so nebenbei beginnt er eine Liebelei mit einer Pflichtverteidigerin, die sogleich gemeuchelt wird. Braucht es da noch mehr? Wann darf ein Mann tun, was ein Mann tun muß? Wieviel muß man ertragen, wie oft die andere Wange hinhalten? Fragen wir doch einmal Charles Bronson, den ruhigen Killer...nichts muß man hinnehmen, sofort und hart zurückschlagen, das wäre die Antwort. Und genau das sehen wir hier, zwar holen sich die Punks noch Verstärkung, doch als auch die älteren Mitbürger zu den Waffen greifen, ist für die Mieslinge Schluß mit lustig.
Nö, das darf man nicht gut finden. Das ist schlechtes Kino, voll übler Klischees, rechtslastig und menschenverachtend. Gibt es so auch nur in Amerika, und auch da nur in den Achtziger Jahren. Aber was soll es, ein herber Actionstreifen ist halt meist auch mit sehr einfachen Aussagen versehen, man sollte da besser nicht drüber nachdenken. Schlimmer geht es echt nicht, aber Spaß, ja, den hat man trotzdem. Es kracht und rumpelt an allen Ecken und Enden, Bronson mäht mit stoischer Mine durch die Horden des Bösen, tötet fast wie in einem Videospiel reihum alles, was nicht schnell genug verschwunden ist, das ist wie Entenschießen, und zum Schluß darf der alte Recke sogar noch mit einer Bazooka ran, boah, der feuchte Traum aller Wehrsportgruppler. Handgemacht und reichlich derb anzusehen, schauspielerisch schlimm, aber von der Action her so ähnlich wie bei Chuck Norris und der „Invasion USA“, besser im Regal verstecken...für stille Abende des Schwelgens in der Vergangenheit. Finde ich aber offiziell nicht gut, für Fans jedoch 7/10.