Nach dem großen Erfolg von "Jagd auf Roter Oktober" entstanden zahlreiche U-Boot-Filme nach vergleichbarem Strickmuster. Die meisten wurden zu schnell und oberflächlich produziert, als daß sie annähernd die Qualität vom Vorbild erreichen konnten. "Fahrwasser des Todes" möchte hier gerne die rühmliche Ausnahme spielen.
Man spürt den gesamten Film über die Anleihen seines Vorbilds, naja, sagen wir so, Robert Drury bemühte sich redlich. Der Plot basiert schließlich auf einer wahren Begebenheit, da müßte es schließlich möglich sein etwas eigenständiges, an Tatsachen angelehntes zu drehen. Er bemühte sich redlich und es gelang teilweise auch ganz ordentlich. U-Boot gegen U-Boot, Amiland gegen Russland, Gorbi gegen Reagan.
Rutger Hauer glänzt in seiner Rolle als besonnener Kommandant der K-219, ganz im Gegensatz zum Klischee des "russischen Cowboys", das man aus zahlreichen anderen Genrestreifen kennt. Martin Sheen mimt den übereifrigen US-Kommandant, wir sehen ihn in ungewohnter und gewöhnungsbedürftiger Rolle: falsche Entscheidungen, hitzig, und als sich alles zuspitzt verkrümelt er sich in seine Koje - aua, die Figur ist unsympathisch, Sheen ist sympathisch; wie soll das zusammenpassen?
Als die beiden ungleichen Kommandanten ihre Manöver nahe den Bermudas durchführen will einer schlauer als der andere sein und so kommt es zur Kollision. Schwer beschädigt treibt die sowjetische K-219 im Meer, man versucht zu retten was zu retten ist, angesichts des drohenden Super-GAU's keine leichte Aufgabe. Der Thriller beginnt.
Doch genau hier beginnen die Nebenhandlungen, die Details, die den Film abwerten. Hallo Regie, ich habe einen eigenständigen Plot, ich hab eine spannende Story, eine tolle Besetzung, Möglichkeiten ohne Ende hier was rauszuholen - warum habt ihr das nicht genutzt? Es macht mich fast wütend, wenn ich feststellen muß daß ein Großteil des Filmes aus Schnipseln älterer U-Boot-Filme zusammengeschnitten werden könnte.
Warum muß das Drehbuch hier so elendiglich versagen? Warum sind die Rollen nicht mit eigenen Ideen ausgestattet worden? Die ewig gleichen Probleme und Kleinkriege an Bord, die ewig gleichen Bilder der rauchenden schlecht singenden russischen Besatzung - hier hätte ein Abweichen der 08/15-Trickkiste wahrlich gut getan. Aber nein, der Einzelkämpfer ist jung, und noch bevor er in den Reaktorraum kriecht weiß ein jeder: Bauernopfer. Und so kommt es, natürlich rettet er die Reaktoren, natürlich rettet er die ganze Welt und muß doch sterben.
Und so gehts grad weiter: Natürlich findet die Rettungsaktion bei nacht auf hoher rauer See bei stürmischem Regen statt, natürlich erleben wir die gleichen Zwistigkeiten zwischen US-Militärführung und Politik wie in allen anderen Filmen mit austauschbaren Dialogen - ein Klischee ist ein Klischee ist ein Klischee.
Wirklich schade, denn nötig hätte es der Film nicht gehabt. Ein paar kreative Jungs und Mädels ans Drehbuch setzen und ein Remake aufarbeiten, mit mehr Rahmenhandlung, außergewöhnlichen Situationen, die Charaktere ausarbeiten, einfallsreichen Dialogen, mehr Wortwitz - und dann wird das ein richtig guter Film. Aber so ist man doch weitgehend enttäuscht. Wohlgemerkt, die Kritik richtet sich hier an die ewig gleiche Leier der Details - das Rüstzeug der Macher war durchaus gut und der Kern der Handlung, die filmerische Umsetzung ist durchaus gelungen.
Trotz aller Kritik: Der Thriller ist ein wirklicher Thriller, er bleibt spannend bis zum Schluß und fesselt den Zuschauer. Wer mit kleinen Enttäuschungen leben kann wird hier sicherlich voll zufrieden gestellt. An die Klasse von "Jagd auf Roter Oktober" kommt er aber nicht ran.
(5/10)