RING ist einer dieser Filme, den man sich gänzlich unvorbereitet, am besten alleine und zur später Stunde anschauen sollte, denn nur so kann er seine ganze beängstigende und perverse Schönheit und subtilen Schrecken verbreiten, nur so kann er dem Zuschauer einen kalten Schauer über den Rücken jagen und 6 schlaflose Nächte bescheren. Wieso dies so ist, möchten sie wissen?!? Möchten sie dies wirklich wissen? Wenn ja dann lesen sie weiter, wenn nein dann überspringen sie die folgende Filmkritik, da wir keine Garantie geben, ihnen durch Spoiler die Spannung zu nehmen.
RING basiert auf der Romantrilogie RINGU von dem japanischen Autor Suzuki Koji und wurde 1998 von Hideo Nakata fürs Kino verfilmt. Dass diese Verfilmung nicht 1:1 mit der Vorlage übereinstimmte ist klar und auch nicht weiter schlimm, so wurde der männliche Hauptpart im Film zu einer Frau und an Stelle dass die Menschen hier nach sieben Tagen nur vor Angst sterben, lässt Nakata hier das Grauen direkt aus dem Fernsehen steigen, was vielleicht auch als Seitenhieb auf den wachsenden Medienkonsum zu sehen ist. Trotz einiger weiteren Änderungen zu der Buchadaption, um die Story zu vereinfachen, zeigt uns Nakata hier, dass man auch ohne Blut und Gekrösel Horror vom feinsten produzieren kann, um den Zuschauer 90 Minuten in seinen Bann zu ziehen. Er verzichtet nahezu auf jeder Art technischer Verspieltheit und versucht mit verstörend wirkenden Kameraperspektiven und subtilem Horror, der sich meist nur in den Köpfen der Zuschauer abspielt, einen Film zu machen, der den Zuschauer fesselt, was ihm ohne Wenn und Aber gelungen ist. Allein zum Anfang, als man das erste Mal vom dem Videoband hört und es für die Mädchen nur ein Spaß zu sein scheint, bis das Telefon klingelt, zeigt, in welche Richtung der Film geht. Nakata baut allein schon in der Anfangssequenz so viel Spannung auf, dass sich der eine oder andere Hollywoodstreifen eine Scheibe davon abschneiden kann. Auch die anderen Szenen bieten regelmäßig Schockmomente, die aber nie offensichtlich kommen. Immer, wenn man denkt, jetzt müsste was passieren, passiert natürlich nichts - auf alle Fälle nicht so, wie man es erwartet.
Ring wird durchweg ruhig inszeniert und kommt ohne große Action aus. Denn hier steht die Geschichte im Vordergrund, die von den Darstellern meist glaubhaft rübergebracht und getragen wird. Die Zuschauer fiebern sehr schnell mit der Hauptdarstellerin mit und fühlen sich in der Story schon nach kurzer Zeit gefangen. Als man dann auch noch das Video gezeigt bekommt, wird der letzte Zuschauer sich in die Bettdecke krallen und Fingernägel kauernd auf die Weiterführung der Handlung warten. Nur 7 Tage Zeit zum Leben ... 7 Tage. Eine wahre Horrorvision und das, nur weil man eine Videokassette gesehen hat. Eine schier alptraumhafte Vorstellung, denn man weiß nicht, was man machen soll. Wie soll man sein Schicksal verhindern, wie den Tod besiegen?
Hauptdarstellerin Nanako Matsushima spielt die Rolle der Reporterin Reiko sehr glaubhaft und überzeugend in ihrer Darstellung als verzweifelte Mutter, die nicht weiter weiß und als sie nach einem Alptraum aufwacht und ihren kleine Jungen vor dem Video sitzen sieht, die Hoffnung gänzlich aufgibt. Selbst der Zuschauer weiß hier nicht mehr weiter und bekommt Angst um den Jungen, der von nun an nur noch 7 Tage zu leben hat und gar nichts von seinem Schicksal weiß.
Von nun an fiebert man noch mehr mit und weicht mit seinen Augen keinen Augenblick von dem heimischen Bildschirm bis zum Nerven zerreißenden Finale, welches die eine oder andere Überraschung bereithält, die dem geneigten Betrachter das Videoerlebnis nicht so schnell vergessen lassen wird, zumindest nicht für die nächsten 7 Tage ....
RING ist kleines Japan-Kino ganz groß und wenn man sich mal wieder so richtig zu Tode gruseln will ist dieser Film genau das Richtige für einen, aber bitte solltet ihr in der Videothek stehen und plötzlich zwei Filme namens RING dort sichten, achtet auf das ORIGINAL, denn nur das ist wirklich sehenswert und verspricht Gänsehaut pur, das andere ist das amerikanische Remake, welches nicht schlecht ist, dennoch nichts mehr von der grausamen Schönheit des Original beinhaltet ...