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Der Film, der mir die Frage, ob es die Bezeichnung Drecksau als Filmgenre gibt mit einem laut gegröhltem "Fuck Yeah!" und in die Luft gerechter Faust beantwortete: "Mad Foxes - Feuer auf Räder" bietet 77 bunte Minuten Sex, Gewalt und... naja, nicht immer gute Laune, aber fragwürdige Unterhaltung. Der grammatikalisch horrible Untertitel "Feuer auf Räder" verrät schon, welches Niveau wir vom Film zu erwarten haben: jenes, welches beim Dosenstechen mit Freunden kultiviert wird, nachdem man die achte Kanne Faxe ermordet hat. Ab da versteht man den Untertitel auch nicht mehr als schriftliche Fehlleistung, sondern als Imperativ zum Aufhalten der im Film agierenden Rocker mittels ballistischer Hilfsmittel.

Der "Held" des Filmes, Millionärsbalg Hal Walters, verdient oben genannte Bezeichnung nicht, ist er doch das wandelnde Beispiel toxische Männlichkeit: geldgeil, oberflächlich und mit einem überteuerten Auto als Penisersatz macht dieser sich gerade mit Freundin "Bäbsi" (O - Ton Film!) auf dem Weg, deren achtzehnten Geburtstag zu feiern und nachher der Geliebten Hymen mit großem Schnätterätäng niederzureißen. Auf der Fahrt in die Stammdisco des Überbrudies kann dieser sich ein Straßenrennen mit einer Horde Rocker nicht nehmen lassen, bei denen einer der Motorradfans in einem spektakulär grottigen Unfall den Strohpuppentod sterben und den anderen einen Grund spendieren darf, auf Hal und Bäbsi loszugehen, die sexuell brutalisiert wird während Hal mit ein paar Schlägen in Fresse wesentlich leichter davon kommt.

Leider bleibt es nicht bei diesem Unglück, da der rachsüchtige Playboy seinen Privatkrieg mit den Moppedrowdies immer weiter treibt und so müssen erst die Karategruppe eines engen Freundes, unschuldige Hauspersonal und schließlich seine eigenen Eltern dran glauben, bis unsere Rich Bitch seiner Selbstgerechtigkeit nachgibt und mit metaphorischem Schaum vor dem Mund durch die restlichen 20 Filmminuten wütet.

Die verfeindeten Rocker sind derweil selbst keine Kinder von Traurigkeit. Nach der Kastration ihres Bosses (übrigens NICHT Bäbsis Vergewaltiger) lustwandeln die motorisierten Wegelagerer mit Nazifetisch ziellos durch die Karpaten, vertreiben sich die Zeit wahlweise mit Alkohol und Nacktkarate oder Mord und fahren auf ihren abgeranzten Billobikes - ein Großteil des Budget dürfte für Hals Stingray draufgegangen sein - den Spuren ihres neuen Erzfeindes hinterher, wobei keiner der Anwohner beim Anblick der Schwerbewaffneten auch nur einen Gedanken daran verschwendet, die Polizei zu rufen. Die größte Schmähung: während Hal zu Beginn zu "Easy Rocker" der Schweizer Rocklegende Krokus einfahren darf knattern die Burschen mit Namen wie Stiletto, Hardy und Co. zum stets selben aus einem Softporno geklauten Funkinstrumental durch die Gegend. Dass sie dann auch unter einem lauten "HAAAALT!" outlawuntypisch für andere Verkehrsteilnehmer bremsen und ihre sonst immer präsenten Hakenkreuze vor jeder Außenaufnahme brav abnehmen macht das Gesamtbild nur armseliger.

Apropos armselig: Wir haben es hier wider allen Erwartungen nicht mit einem verkappten Oskarkandidaten zu tun. Die Effekte bewegen sich auf gehobenem Knallfroschniveau, Synchronpabst Rainer Brandt selbst würde sich für die Dialoge schämen und unnötige Einfälle wie eine vollkommen handlungsirrelevante Tanzszene und der Monolog eines einbeinigen Ex-Torreros strecken den Film wie schlechtes Gras.

Dennoch hat der Film Charme, zwar einen äußerst räudiger, aber immerhin. Wer auf Filme steht, in denen Vergewaltiger per Handgranate im Klo aus dem Leben gesprengt werden und bis zur Hyperaktivität zugekokste Millionärssöhnchen sich in einen aussichtslosen wie blutigen Vergeltungskampf stürzen ist mit dieser Eskapaden der wahnsinnigen Füchse bestens bedient. Zuschauer mit zartem Gemüt werden hier unter Garantie Anstoß nehmen, wer aber über schwarzen Humor oder einfach nur die Begabung verfügt, sein Niveau für etwas über eine Stunde auf Zimmertemperatur Zu senken kann hier zwei, drei fiese Lacher mitnehmen. Der Rest darf nach dem Film gerne ins Bad eilen, um die Schamesröte zu überschminken oder zu kotzen, je nach Laune. . 

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