Dieser Film ist eine Oper ! Er erschlägt einen förmlich mit seiner Bildgewalt ! Dieser Film setzte die Meßlatte für ähnlich geartete Filme ( "Sin-City", "Sky-Captain" ) in unerreichbare und von diesen Filmen auch nicht im Ansatz erreichte Höhen. Erwartet man anfänglich vielleicht ein actionorientiertes Realmanga steht man plötzlich einem DER Antikriegsfime schlechthin gegenüber, einzig "Taegukgi" und "Stalingrad" können da noch etwas mithalten. Langsam, bitter und beinahe schon meditativ wird die Grausamkeit eines ( in diesem Fall fiktiven ) Krieges über 140 Min. Film ausgebreitet. Fern ab von Hollywoodklischees und fragwürdigem Pathos zieht der Film ein monumentales Drama auf, das einem mit offenem Mund staunen läßt, da es sich, in Kombination mit den irrwitzigen Bilderorgien, schlicht und ergreifend ins Gedächtnis und die Netzhaut brennt. Untermalt wird das Ganze durch einen Orchestralsoundtrack der ebenfalls seinesgleichen sucht und an Brillianz kaum zu übertreffen ist ( wohlgemerkt, ich kann mit Beethoven und Mozart zwar was anfangen, hab aber sonst nichts mit Klassik zu tun, weder positiv, noch negativ ).
Klingt alles nach vielen übertriebenen Superlativen ? Ja, kann durchaus sein.....aber ich kann nicht anders.
Die Welt in einer orwellschen Zukunft. Krieg zwischen verfeindeten, totalitären Großreichen. Im Gegensatz zu Orwells 1984 gibt es hier allerdings einen "Sieger". Die Östliche Föderation ( zu der auch Japan gehört ) besiegt Europa und erhebt Anspruch auf ganz Eurasien. Allerdings ist der Sieg nutzlos, da jahrelange Umweltverschmutzung, biologische, chemische und nukleare Kriegsführung die Menschen und das Land ausgemergelt haben. Der menschliche Körper ist am Ende, die Gene sind zu Abfall degeneriert. Es sieht nach wenig Hoffnung für die Menschheit aus, bis ein gewisser Dr. Azuma die "Neo-Cells" entdeckt. Sie sollen dazu dienen das menschliche Blut aufzufrischen. Leichenteile von Gefallenen werden zusammengetragen um genügend Material für die Experimente zu haben. Eines Tages geschieht das Unmögliche : Ein bildlich dargestellter "Blitzstrahl von Gott" ( klingt lächerlich, ist es aber nicht ) erweckt die "Neo-Sapiens" zum Leben. Das totalitäre System kann mit diesen "Anderen" nichts anfangen und befiehlt die Ausrottung dieser "neuen" Spezies Mensch. Dem folgenden Blutbad können nur fünf Neo-Sapiens entgehen, die nun ihrerseits sich mit einer Roboterarmee rüsten und in den Krieg gegen die "alten" Menschen ziehen. Die letzte Hoffnung der Menschen ist der ebenfalls gefallene und wiederbelebte Sohn Dr. Azuma's. Er wird sich Casshern nennen. Doch auch er sucht letztlich nur seinen Platz in der Welt, so wie jeder einzelne in diesem Film. Kein Gut, Kein Böse..........einfach nur gebrochene Wesen, die nicht immer das waren, was der Krieg aus ihnen gemacht hat.
Fairer Weise muß man sagen, daß der Film auch einige Schwächen hat, die mich aber nicht weiter stören. Der eigentliche Showdown läuft ziemlich aus dem Ruder und auch wenn ich mich für Japan und den Japanfilm interessiere, kann ich ihm nicht hundertprozentig folgen. Dieses Manko wird allerdings durch einen ergreifenden Epilog aufgewogen, zu dem ich nichts weiter sagen möchte um nicht zu spoilern. Ein weiteres Problem, daß anscheinend sämtliche neueren Animes und Realanimes mit sich herumschleppen ist die schwache Dramaturgie. Generell geht mir das ziemlich auf den Senkel, aber ähnlich wie in "Wonderful Days" stört mich das hier, rückblickend, auch sehr wenig.
Wer Unterhaltung sucht, der soll zu "Sin-City" greifen, "Casshern" ist verdammt schwere Kost und er artet mehr als nur einmal in Arbeit aus. Die Arbeit, die man reinsteckt ist der Film zehnmal wert und er wird einem lange in ( angenehm bedrückender ) Erinnerung bleiben. Ich habe den Film das erste mal vor über einem Jahr gesehen und mir ist jetzt erst wieder aufgefallen, wie beeindruckend und nachhaltig dieses Werk ist bzw. wirkt.