Dass es sich bei „Casshern“ um eine Mangaverfilmung handelt, glaubt man angesichts der ausgefeilten Optik schnell, denn die Ästhetik ist sehr auf Comic getrimmt.
Vorraussetzung für einen derart gelungenen Look sind die entsprechenden technischen Voraussetzungen und in der Hinsicht ist „Casshern“ über jeden Zweifel erhaben: Reale Darsteller agieren in computeranimierten Kulissen und wirken nicht wie Fremdkörper inmitten des ganzen CGI-Zaubers. Das ermöglicht imposante Bilder, die man mit realen Kulissen nur bei deutlich höherem Budget hinbekommen hätte.
Inhaltlich kann „Casshern“ allerdings weitaus weniger begeistern, denn die Story ist an sich komplett simpel und wird nur total aufgebauscht erzählt. In der Zukunft haben globale Kriege die Welt erschüttert und man sucht in Japan nach Heilungsmethoden für verletzte Soldaten. Man stößt auf Neozellen, doch durch einen Unfall entstehen aus den Zellen menschliche Wesen – so genannte Neosapiens. Diese beginnen einen Krieg gegen die Menschheit, in den auch der eigentlich im Krieg gefallene, aber durch Neozellen geheilte Tetsuya Azuma (Yusuke Iseya) hineingezogen wird. Durch seine Heilung hat er Superkräfte erhalten mit denen er den Neosapiens Paroli bieten kann.
Bis sich diese Story jedoch endlich herauskristallisiert sind aber schon geschlagene 40 Minuten vergangen und mit derartigem Tempomangel hat „Casshern“ ständig zu kämpfen: Endlose, oft extrem pathologische Dialoge, welche die Handlung stellenweise auch gar nicht vorantreiben, ziehen den Film unnötig in die Länge, während es kaum Plottwists und Überraschungen gibt. Zudem wirken die Charaktere oft nur wie Schablonen, da es vielen von ihnen an Profil und Leben fehlt.
Auch über die Logik sollte man besser nicht nachdenken: Da watscheln die Neosapiens durch eine Eiswüste und urplötzlich taucht eine verlassene Waffenfabrik auf, in der zufälligerweise sämtliches Gerät rumliegt, mit dem sie zum Kampf gegen die Menschheit blasen können. Derartige Klöpse häufen sich und über einiges mag man ja angesichts des Sci-Fi-Szenarios ja noch hinwegsehen, aber etwas mehr Logik wäre schon wünschenswert gewesen.
Doch trotz der extremen Storyschwächen ist „Casshern“ nicht komplett langweilig, was zum einen an der Präsentation liegt. Ein sehr gelungener, abwechslungsreicher Soundtrack (von ruhiger Klaviermusik bis zu Hardrock) sowie eindrucksvolle Bilder knüppeln den Zuschauer stets nieder bevor er sich so richtig über die lahme Geschichte aufregen kann. Besonders eindrucksvoll wirkt der Oberflächenzauber in den wenigen Actionszenen, die sehr comichaft gehalten sind. Das Highlight ist sicherlich die Szene, in der Tetsuya sich mit seinen Superkräften durch eine Armee von Neosapiens schnetzelt, während im Hintergrund Rockmucke dröhnt.
Zudem versteht „Casshern“ es auch stellenweise recht emotional zu werden, obwohl die Charaktere flach bleiben. Aber mit der richtigen Musik im Hintergrund wirken einige Passagen doch irgendwie bewegend, z.B. der Schlussmonolog. Leider schwankt die Dialogqualität stets zwischen bewegend und pathetisch, sodass nicht der komplette Film so eindrucksvoll wirkt.
Darstellerisch hingegen kann man an „Casshern“ nicht viel aussetzen, denn für einen asiatischen Film machen die Schauspieler echt einen sauberen Job. Zudem ist es ja auch nicht einfach so komplett ohne Kulisse zu spielen, was man auch bedenken sollte.
Unterm Strich kann man sagen, dass „Casshern“ in optischer und akustischer Hinsicht eindrucksvoller Oberflächenbombast ist und den Zuschauer so ansprechen kann. Doch die etwas lahme erzählte und streckenweise zudem echt hanebüchene Geschichte kann dies aber nicht ganz wettmachen.