Review

Casshern oder Wie werde ich ein toter Superheld?

Wieder einmal schwere Kost, die da aus Asien zu uns rüberwabert. Die Story in einigen kurzen Sätzen:

Professor Azuma hat die Theorie das in einigen Menschen eine Zellenart versteckt ist, die regenerierende Eigenschaften besitzt. Die so genannten „Neo-Cells“ erregen natürlich das Interesse der Industrie und des Militärs. Der Professor begibt sich also auf die Suche nach diesen Neo-Cells und wird finanziert durch den Fast-Diktator General Kamijo (zufällig sehr krank, würde er als erster von den Neo-Cells profitieren!). Währenddessen hat sich sein Sohn, Tetsuja, der gerade mit Luna Verlobung feiert, entschlossen seinem Land zu dienen und zieht in den Krieg gegen die Terroristen. Wie das nun mal im Krieg so ist, werden Menschen getötet, so ergeht es auch Tetsuya, der eine innige Bekanntschaft mit einer Sprengfalle macht. Nun liegt Azumas ganze Hoffnung im schnellen Erfolg seiner Neozellen. Doch diese wollen und wollen nicht funktionieren. Erst als ein überdimensionaler Steinbrocken im Becken der Forschungsanlage landet, beginnt sich Leben zu regen.
Doch das Militär bekommt es mit der Angst zutun als sich Körperteile plötzlich zusammenfügen und nach und nach Menschen entstehen. So machen sie was jede gute Militärjunta tun würde (ohne politische Beispiele/Wertung [Anm. d. Ver.]): Sie ballern einfach drauf los, jagen und verfolgen die Neugeborenen. Währenddessen nutzt Azuma die Chance des völligen Chaos und legt seinen Sohn in die Suppe. Dieser erwacht auch gleich zum Leben, doch seine Haut ist zu schwach um die erstarkten Muskeln zu halten. Der Professor vertraut den schwachen Tetsuya, Kozuki, dem Vater von Luna, an. Der entwirft auch prompt ein schnuckeliges Superheldenkostüm für unseren Kämpfer. So ausgerüstet begibt sich Tetsuya auf die Suche nach seiner entführten Mutter, den abtrünnigen Humanoiden und der Rettung der Menschheit. Doch vorher gilt es in bester Computerspielmanier die Zwischengegner zu töten bevor der schwere Endgegner auf einen wartet. Doch auch trifft die alte Filmweisheit wieder zu, nicht immer ist der Schein auch Sein und so mancher wird sich auf der anderen Seite des Kampfes wieder finden…

So brillant und neu „Casshern“ daherkommt, umso mehr schmerzen dem otto-normal Europäer nach ca. einer Stunde die Augen. Zu schnell sind Bildwechsel. Zu intensiv die eingesetzten Farben. Und zu wackelig die Kamerafahrt bei den kurzen Kämpfen. Der Film lebt davon, dass der Regisseur, seine Kameras über die liebevoll animierte Kulisse schweifen lässt. Nur all zu gerne verlieren sich die Einstellungen in stylischen und bombastischen Aufnahmen, die aber ab und an schon fast ins Pathetische übergehen. Um auf seine prachtvollen Bilder zu kommen nimmt Kiriya jedoch unverzeihliche Plotlücken in Kauf. Die Story wird schnell in einigen Dialogen und schwarz-weißen Zeitkapseln abgehandelt um dann schnell wieder zu den Kameraeinstellungen zu kommen. Doch die Story ist hier eh zweitrangig, zwar besitzt sie eine kaum vorhersehbare Plotwendung am Ende, diese kann aber nicht mehr die vorangegangen Mängel ungesehen machen. Dennoch sollte man bei der Bewertung nicht vergessen, dass es sich nur um einen Film handelt. Zu oft wurden/werden bei asiatischen Streifen Superlative benutzt.

Fazit: „Casshern“ ist eine gelungene Manga-Adaption im feinsten MTV-Zeitalter. Die Plotlücken verzeiht man für die bombastische Optik. Doch hier ein Tipp am Rande: Wenn man den Film in circa drei gleich große Teile unterteilt, dann nutzen sich die Bilder nicht so schnell ab und man hat länger etwas davon.

Der asiatische Meisterbrief für Superhelden wird erteilt an „Casshern“, mit 8 von 10 getöteten Terroristen-Zivilisten.

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