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Nach Casshern bleibt eigentlich kaum ein Genre übrig, in dem das asiatische Kino Hollywood noch nicht überflügelt hat. Konnte man bisher sagen, dass vor digitaler Effekte triefende Blockbuster höchster Qualität wie die neueren Star Wars Episoden hauptsächlich US-Produktionen waren, zeigt das Werk von Regiedebütant Kiriya Kazuaki, dass auch Japan die Formel für diese Art von Film beherrscht und zudem trotz aller optischer Finessen seine eigenen filmischen Tugenden nicht vergisst.

Die Story klingt auf dem Papier vielleicht etwas wirr und trashig, wird in den 140 Filmminuten aber packend und dramatisch erzählt. Die Erde wurde von den Menschen so gut wie dahin gerafft, dennoch bekriegt sich die beinahe allmächtige Eastern Federation mit einigen Rebellengruppen weiter bis aufs Blut. Der junge Tetsuya Azuma zieht in diesen Krieg und kommt darin um. Gut, dass sein Vater eine Substanz entwickelt hat um künstliche menschliche Organe zu züchten, mit dem er seinen Sohn wiederbeleben kann. Leider ist er nicht der einzige, denn scheinbar zufällig kriecht noch eine neue Superrasse aus der Brühe und erklärt den Menschen den Krieg. Der einzige der sie aufhalten kann, ist der nun mit Superkräften ausgestattete reanimierte Tetsuya, nun auch als Casshern bekannt.

Klingt albern, ist es aber nicht! Der Film weis geschickt von eventuellen Schwächen und Löchern im Plot geschickt abzulenken indem er den Zuschauer mit einer kaum da gewesenen Optik förmlich erschlägt. Fast sämtliche Szenen spielen in computergenerierten Kulissen aber im Gegensatz zu den neuen Star Wars Teilen benutzt der Film diese Technik nicht zur reinen Protzerei sondern um wirklich unvergessliche Bilder zu schaffen. So wirken die Szenerien zwar immer imposant, jedoch nie übertrieben verspielt. Man hat sich was das Design angeht teilweise kräftig bei Fritz Langs Metropolis bedient, und mixt dieses mit Elementen die an Das fünfte Element oder eben Star Wars Episode 2 erinnern. Das Setdesign, und dessen individuelle Farbgebung, welche jedem Schauplatz ein komplett eigenständiges Flair verleit, kann man kaum genug loben. Etwas zu CGI lastig wird es wenn die imposanten Roboterarmeen zum Einsatz kommen und nichts Wirkliches mehr zu sehen ist, zum Glück waren sich die Macher des Problems bewusst und hielten diese Sequenzen relativ kurz. Sobald wieder mindestens ein realer Mensch auf dem Bildschirm auftaucht, vergisst man die Künstlichkeit des Drumherums wieder.

Wer ein zweistündiges Actionspektakel erwartet könnte eine Enttäuschung erleben. Casshern bietet zwar einige furiose Actionsequenzen wie Tetsuyas Alleingang gegen hunderte haushoher Maschinen oder die Zweikämpfe zwischen den Supermenschen. Insgesamt steht aber die Story klar im Mittelpunkt. Leider neigt der Film an einigen Stellen etwas zur Übertreibung, vor allem die Flucht der Neo-Sapiens durch wiederverwertete Herr der Ringe Kulissen (Märchenwald, verschneiter Bergpass) ist arg dick aufgetragen. Am Ende gibt es auch noch mal eine gewisse Kitschdosis, welche sich der Film besser geschenkt hätte. Nichts desto trotz hat Casshern ein Anliegen, denn hinter der Comicfassade kommt immer wieder eine unmissverständlicher Kommentar zur Sinnlosigkeit von Kriegen und der Irrationalität der Menschheit im Umgang mit ihrer Umgebung zum Vorschein. Das ist zwar nicht unbedingt neu, aber in dieser Verpackung noch nicht da gewesen. Die gezeigte Kombination aus Comicästhetik und verschiedensten Bildsymbolen, wie an Wehrmachtsuniformen angelehnter Kostüme oder Flaggen, die an das dritte Reich denken lassem, ist filmtechnisch höchst interessant umgesetzt.

Kommen wir zu den Darstellern, diese machen allesamt einen hervorragenden Job, neigen ab und an aber wie bereits erwähnt gelegentlich zum Overacting. Der Soundtrack ist ein weiteres Highlight welches Casshern auszeichnet. Ich kann kaum zählen in wie vielen Filmen ich die Mondscheinsonate schon gehört habe, aber als einzige akustische Untermalung einer Si-Fiction Massenschlacht ist das neu und entfaltet eine hervorwagende Wirkung. Die Originalmusik des Filmes ist nicht minder genial, mal ruhig und beschaulich, mal rasant und rockig, aber jederzeit absolut passend. Ein wenig Kritik verdient aber der Sound, vor allem in den Actionszenen klingt das ganze etwas lasch, Gewehrschüssen und Explosionen fehlt es einfach an Lautstärke und Klangkraft, hier hätte man noch etwas mehr Power in den Film stecken sollen.

Fazit: Casshern ist ein unvergesslicher Bildersturm, der den CGI Overkill geschickt einsetzt um atmosphärische, unvergessliche Bilder zu schaffen. Neben der unübersehbaren optischen Pracht und dem genialen Soundtrack bietet der Film außerdem eine wirklich clevere aber nicht gerade leicht verständliche Geschichte hinter der zudem eine unmissverständliche Antikriegsbotschaft steht. Diverse übertrieben dramatische Szenen und kleine Schwächen beim Sound kann man gerne verzeihen. Casshern ist für jeden Fantasy, Si-Fiction und CGI-Fan absolutes Pflichtprogramm. In einem Wort: Wow!

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