Regisseur Tony Scott (Last Boy Scout, Crimson Tide) meldet sich nach drei Jahren Abstinenz zurück und liefert uns diese auf Hochglanz polierte Gewaltorgie nach dem Roman von A.J. Quinnell. Dieser trägt den deutschen Buchtitel der Söldner und wurde bereits im Jahre 1987 verfilmt, mit Scott Glenn in der Hauptrolle. Bei "Man on Fire" handelt es sich mal wieder um eines von zig Remakes, da den Autoren in Hollywood einfach nichts mehr einfallen will. So überarbeitete Brian Helgeland (L.A. Confidential, Mystik River) den Stoff komplett und heraus kam dieser überlange und zudem sehr zynische Thriller, der mit einem sehr unkonventionellen Ende punktet.
Der Ex-Marine John Creasy (Denzel Washington) ist ein ausgebranntes Wrack, nun soll er in Mexico City die kleine Lupita Ramos (Dakota Fanning) beschützen. Erst ist es für ihn nur ein Job, doch langsam baut sich eine Freundschaft zwischen Pita und Creasy auf. Doch sein Glück währt nicht lange, denn Pita wird entführt und er selbst schwer verwundet. Auch korrupte Polizisten waren an der Entführung beteiligt, so muss der verletzte Creasy sogar im Krankenhaus um sein Leben fürchten. Dank seines Kumpels Rayburn (Christopher Walken) ist er bald wieder auf Deck und beginnt einen gnadenlosen Rachefeldzug gegen die Entführer. Unterstützt wird er dabei auch von Journalistin Mariana (Rachel Ticotin) und vom Regierungsbeamten Manzano (Giancarlo Giannini). Pita soll mittlerweile längst tot sein, da die Lösegeldübergabe verpatzt wurde. Doch Creasy stolpert bei seinem Alleingang über Unglaubliches, sind etwa Pitas Eltern (Marc Anthony und Radha Mitchell) auch an der Entführung beteiligt?
Zwar wurde die Geschichte in Quinnells Roman stark abgeändert, aber in Mexiko sind Entführungen immer noch ein aktuelles Problem. Da es sich in "Man on Fire" ausschließlich um Kindesentführung handelt, lässt es den Plot noch intensiver wirken. Hinzu kommt mit John Creasy ein eher untypischer Held. Man findet als Zuschauer schnell einen Draht zu ihm, sein Leben besteht eigentlich nur aus dem erhöhten Konsum von Alkohol, dem gelegentlichen Lesen in der Bibel und diversen Selbstmordversuchen. Kurz gesagt, Creasy ist total ausgebrannt und hat keine Vergangenheit, auf die er stolz sein kann. Und dieser nicht gerade umgängliche Mensch, soll nun einen Sonnenschein von Mädchen beschützen. Gerade wie die Beiden zueinander finden, vermag zu entzücken und Scott nimmt sich dafür auch Zeit. Auf Action muss man wirklich lange warten und kaum geht es zur Sache nervt Scott mit seinen sogenannten kreativen Bildkompositionen. Auch wenn "Man on Fire" dadurch zugegeben sehr stylisch daherkommt und es auch in Scotts Sinne war die Gewalt durch schnelle Schnitte etwas zu vertuschen, so wäre mir eine altmodische Inszenierung wesentlich lieber gewesen. Die schnellen Bildsprünge verursachen nur Augenschmerzen, leider behielt Scott diese Stilmittel auch in künftigen Projekten bei. Ansonsten kann sich die Optik aber sehen lassen. Die Bilder sind auf Hochglanz poliert und Mexiko City macht stets einen bedrohlichen Eindruck, auch durch seine heruntergekommenen Viertel. Manchmal ist mir der Score von Harry Gregson-Williams aber zu aufdringlich, obwohl er erfreulich offen ist für verschiedene Musikrichtungen und genügend Abwechslung parat hält.
Doch wer sich bei Creasys Rachefeldzug nun eine Actionorgie erhofft, der wird bitter enttäuscht werden. Hierbei bleibt "Man on Fire" erstaunlich bodenständig. Trotzdem hätte man sich mehr gewünscht als eine Aneinanderreihung diverser Folterszenen, in denen der Zweck wirklich alle Mittel heiligt. Creasy geht dabei dermaßen zynisch und kompromisslos vor und mordet sich mit Hilfe diverser Hintermänner zum Oberboss "Die Stimme" vor. Immerhin hält die Story dabei noch kleine Überraschungen parat, wie Fuentes (Jesús Ochoa) von der Anti-Kadnapping Kommission, der stets in die eigene Tasche arbeitet und an der verpatzten Lösegeldübergabe die Hauptschuld trägt. Aber bei Pitas Entführung haben noch mehrere Personen mitgewirkt, die Creasy alle nach und nach enttarnt. Die Liste der Verdächtigen reicht bis zu ihren Eltern. So bleibt das Geschehen durchweg spannend und auch recht interessant, wobei man sich von den Actionszenen natürlich mehr erhofft hatte. So bleibt es hauptsächlich bei Folterungen, ein bisschen Schusswaffengebrauch und einigen schicken Explosionen. Jedenfalls in keinster Weise ausreichend, um alle Lücken in 140 Minuten Spielzeit zu schließen. Doch das Hauptaugenmerk liegt auf den Darstellern und hier kann "Man on Fire" richtig punkten. Nicht nur durch die prominente Besetzung, sondern auch durch überzeugende Leistungen, ganz vorne steht Denzel Washington (The Book of Eli, Virtuosity) als eine Art Antiheld, aber auch die Nebenrollen hat man spitzenmäßig besetzt. Hier tummeln sich Christopher Walken, Rachel Ticotin, Mickey Rourke, oder der wunderbare Giancarlo Giannini.
Eine auf Hochglanz polierte, aber sehr zynische Folterorgie die zudem noch mit schnellen Bildkompositionen nervt. So steckt immerhin hinter der Story weit mehr, als man zunächst vermutet und dank der überzeugenden Darsteller nimmt einem das Geschehen auch gefangen. Aber im Endeffekt hat "Man on Fire" einige Durststrecken zu überwinden und actiontechnisch sieht es sehr mau aus, stattdessen darf reichlich gefoltert werden. Ich kann mich den Lobeshymnen um diesen Film nicht ganz anschließen.