Denzel Washington spielt einen ausgebrannten, verbitterten Ex-Marine, der von einer wohlhabenden Familie verpflichtet wird, um deren Tochter, gespielt von Dakota Fanning, zu beschützen. Gerade hat er sich mit dem Kind angefreundet, da wird sie entführt und später getötet. Wutentbrannt tötet er sich nun zu den Beteiligten und Hintermännern der Entführung durch.
Die Inhaltsangabe lässt bereits darauf schließen, dass es sich bei Tony Scotts "Mann unter Feuer" wohl nicht um einen allzu innovativen Film handeln kann und, dass ist er auch nicht im Geringsten geworden und dies ist auch die größte Schwäche des ansonsten eigentlich relativ gelungenen Films.
Der Charakter des ausgebrannten, verbitterten ehemaligen Elitekämpfers, der endlich wieder eine Aufgabe bekommt, ist im Grunde schon dutzendfach verwendet worden und so wirkt der Protagonist schon einmal arg schablonenhaft. Teilweise wird dieser Makel zwar durch den rundum überzeugenden Denzel Washington, der sich hier gewohnt präsent zeigt und die Menschlichkeit seiner Figur auch während des brutalen Rachefeldzuges nicht gänzlich vernachlässigt, wodurch er immer eine gewisse Sympathie aufrecht erhalten kann, kompensiert, aber unterm Strich leidet die Figur doch unter den zahlreichen Klischees, die Verwendung finden und dies gilt auch für die Nebenfiguren, die allesamt kaum an Profil gewinnen, auch wenn sie mit Christopher Walken, Mickey Rourke und anderen guten Darstellern durchweg gelungenen besetzt sind.
Ähnlich klischeehaft und damit vorhersehbar ist auch der Plot, so kommt die Anfreundung des Bodyguards mit der Tochter aus gutem Haus, die einfach hinreißend von Dakota Fanning auf die Leinwand gebracht wird, nicht allzu überraschend und auch der Rachefeldzug, der dann folgt, bleibt sehr lang in den Handlungsbahnen des Genres, die bereits seit Jahren Verwendung finden. Und diese Fehler werden auch durch die gelungenen Wendungen zum Ende hin angesichts der stattlichen Laufzeit nicht mehr so recht kompensiert.
Sehr wohl kompensieren lassen sich die Fehler jedoch durch Tony Scotts versierte Inszenierung. Die Geschichte wird langsam, aber flüssig erzählt und die Dramatik nach und nach erhöht, woran natürlich auch die guten Darsteller erheblichen Anteil haben. Der Rachefeldzug kommt zu keinem Zeitpunkt zum Stehen und so bleibt "Mann unter Feuer" immer auf einem ordentlichen Unterhaltungsniveau, das durch ein paar kleinere, aber gut inszenierte Action-Szenen sowie durch einige sehr brutale Szenen, die den Adrenalin-Spiegel ebenfalls konstant hoch halten, mitunter noch erhöht wird.
Visuell ist dieser Scott-Film, wie viele weitere seiner Werke, ebenfalls recht gut gelungen. Die Kamera steht selten still, der Schnitt ist ebenfalls recht rasant, sodass das Tempo trotz der langen Laufzeit bei wenig Plot relativ schnell wirkt. Die Optik ist dazu noch auf Hochglanz poliert, hier und da wagt Scott auch mal ein paar kleinere Experimente, seien es nun ein paar gelegentliche Spielereien mit dem Licht oder mit den Untertiteln, wenn gerade spanisch gesprochen wird, aber so überstilisiert wie sein nächstes Werk "Domino" ist "Mann unter Feuer" nicht, sondern relativ reizvoll anzuschauen.
Fazit:
Auch wenn die Story bis zu den finalen Wendungen komplett vorhersehbar bleibt und die Rachethematik durch die schablonenhaften Charaktere ebenfalls nicht allzu gelungen aufbereitet wird, ist "Mann unter Feuer" doch ein sehenswerter Action-Thriller, der von den guten Darstellern und der gelungenen Inszenierung über weite Strecken getragen wird und damit durchgehend ordentlich unterhält. Vom Kultstatus ist das Ganze aber ziemlich weit entfernt.
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