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Denzel Washington übt blutige Vergeltung

Eigentlich ist John Creasy, Ex CIA – Spezialagent, am Ende. Er trinkt, spielt mit dem Gedanken an Selbstmord und hat jede Freude am Leben verloren. Sein alter Kumpel Rayburn ( gewohnt überzeugend Christopher Walken ) holt ihn aber nach Mexiko-City, damit er dort den Job eines Bodyguards übernimmt. Denn die Entführungen in Mexiko häufen sich, Kidnapping ist eine florierende Branche, und so gilt es bei wohlhabenden Familien den Nachwuchs zu schützen. Creasy nimmt den Job an und kümmert sich fortan um die Sicherheit des Mädchens Pita. Anfangs ist es nur ein Job, doch das Mädchen schafft es, Creasy`s Herz zu gewinnen. Er übernimmt eine Art Vaterrolle, bringt ihr bei, wie man beim Schwimmen gewinnt und beim Klavierspielen mogelt – und kann dann doch nicht verhindern, daß Pita entführt wird. Schwer verletzt und an den Tod des Mädchens glaubend hat Creasy nur einen Gedanken: Rache, an allen und jeden, die hinter der Entführung stecken oder davon profitieren. Von da ab geht es blutig zu, den Creasy kennt kein Erbarmen – auch wenn er sich selbst opfern muß.

Schon die Titelsequenz des Films reizt zu Begeisterungsausbrüchen. Untermalt von dem wirklich hervorragenden Sound von Nine Inch Nails zeigt uns der Regisseur, Tony Scott, in weniger als drei Minuten, rasant und verzerrt geschnitten, den Ablauf einer Entführung inklusive Verhandlung, Geldübergabe und Freilassung. Professionell geht es dabei zu, und das ist auch die Entschuldigung aller Beteiligten...“I am a professional“, so der Satz fast aller Opfer von Creasy`s Rachefeldzug. Doch der hektische Beginn ist nur ein Oevre, denn danach läßt man sich Zeit. In aller Ruhe darf Pita das Herz Ihres Bodyguards gewinnen, Scott läßt uns teilhaben an der erneuten Menschwerdung Creasys, der überragend von Denzel Washington gespielt wird. Selten konnte man im Gesicht eines Schauspielers so viele widersprüchliche Gefühle ablesen, und Washington darf sich zu Recht zu Hollywoods ganz Großen zählen.

Mit der Ruhe, auch im Erzähl- und Bilderstil, ist es aber schon während der Entführung des Mädchens vorbei. Von da ab steht die Kamera nicht still, die Farben sind verzerrt, mal Slowmotion, dann Zeitraffer, überlagerte Bilder, teils im Sekundentakt. Das ist hektisch, sicher, zwingt aber zu erhöhter Aufmerksamkeit, die der Film in jeder Minute verdient. Auch die Gewaltdarstellung ist reichlich derbe, Creasy geht mit drastischen Mitteln zur Sache, da werden Finger abgeschnitten und die Wunden mit dem Zigarettenanzünder versiegelt, nur, um an Informationen heranzukommen. Der Zweck heiligt die Mittel...die hiesige Filmbehörde mag so was eigentlich nicht, aber man sollte Filme ohnehin immer im Original ansehen.

Zum Schluß dann, als sich nach mehreren spannenden Wendungen die Geschichte auflöst und Creasy sterbend in einen Wagen steigt, kommt der Film auch in seiner Bildsprache zur Ruhe. Die Schlußszenen sind von herzergreifender Traurigkeit, und erneut wird man gewahr, etwas seltenes gesehen zu haben - mehr als zwei Stunden Spannungskino, zu keiner Zeit gedehnt um der reinen Länge willen. Ein harter Film, fürwahr, rar in Zeiten des Teeniekinos, untermalt von einem fantastischen Score ( Trent Reznor und Lisa Gerrard ), bewegend, nachdenklich machend, spannend und herausragend gespielt. Kino für Erwachsene, vollauf berechtigte 10/10.

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