Mamasöhnchen is back! Elling - Teil 2 knüpft nahtlos am erfolgreichen Vorgänger an, wieder einmal geht es "nicht ohne meine Mutter", und zwar diesmal nach Mallorca. "Auf Malle" erlebt Elling nun die wohl schlimmsten Tage seines kümmerlichen Daseins, raus aus dem tristen Norwegergrau, rein ins terracotta-heimelige Palma - und natürlich mitten im Touristengetümmel, zwischen Betonbunkern und neben dauerbesoffenen Danebenbenehmer.
So herausgerissen aus vertrauter Umwelt mutiert Elling noch stärker zum komischen Kauz, der der Enddreißiger eh schon ist. Doch selbst Mama muss zwischendurch immer wieder feststellen: meinen Jungen krieg ich nicht mehr geändert. Allein die kleinen Erfolge zaubern ihr ein Lächeln ins Gesicht (als Elling die Reiseleiterin um sich zu beschweren selbst anrufen muß). Doch dem nicht genug, zum Höllentrip am Strand kommt nun noch hinzu dass man ihm seinen anvertrauten Platz an Mama's Seite streitig machen möchte: Oberst Bugge-Hövig wird zum Galan, Mama zum verliebten Teenie und damit Elling zur weibischen Zicke.
Der liebenswerte Psychopath Elling hinterlässt beim Zuschauer, insbesondere wenn man den ersten Teil und damit die "Historie" der Persönlichkeit kennt, ambivalente Gefühle. Einerseits liebt man diesen Kauz, mitfühlend hofft man auf sein Seelenheil, andererseits möchte man ihn wachrütteln und mal kräftig ein "Hallo, wach?!" ins Ohr brüllen. Lustig ist dieser Film daher ganz sicher nicht, er ist komisch - im wahrsten Sinn des Wortes. Beklemmende Gefühle wechseln mit Erheiterung ab, Momente zum Lachen gibt es indes selten. Ein Schmunzeln lockt immerhin Ellings Hasstiraden auf die gesamte Weltpolitik hervor, ist dies doch eine köstliche Parodie auf die typischen Stammtischparolen, deren geistigen Horizont so beschränkt ist wie Ellings Weltbild. Dies trägt mit dazu bei, dass Muttersöhnchen einfach als unpassend empfunden wird, in jeder Situation peinlich und störend ist und man nicht so recht weiß, wohin man den Kerl eigentlich stecken soll.
Per Christian Ellefsen spielt den Elling so hundertprozentig, dass man diesen Schauspieler vermutlich unberechtigt in eine Schublade steckt, aus der er schwer wieder herausfinden wird. Eva Isaksen setzt die Figur Elling nicht nur zu Handlungszwecken in Szene, sondern durchaus auch in Nebenhandlungen und zeigt liebevoll die Details unseres pollundertragenden oberste-Hemdknopf-zumachenden Protagonisten. Christin Borge spielt ebenfalls überzeugend die liebevolle Mutti, die ihrem kleinen Jungen auf dem Weg ins Erwachsenwerden nur allzu gerne behilflich wäre. Sie schafft es dann zum Schluss auf eine Art und Weise, die Elling vor vollendete Tatsachen stellt und viel Raum für weitere Fortsetzungen läßt.
"Elling 2" ist eine Tragikkomödie mit Feinsinn und viel Tiefe. Leider ist dieser Teil aber sehr ödipuskomplex-fixiert aufgebaut und einfach strukturiert, was ihm insgesamt die Spannung nimmt. Die für einen Kinofilm recht kurzen 80 Minuten Länge werden so trotzdem als ausreichend empfunden. Etwas mehr Komplexität wie im ersten Teil hätte dem Film jedoch gut getan.
(5/10)