Als, wenn auch nicht von Kindheitsbeinen an (Da war ich wohl auch noch ein bisschen jung *gg*), jahrelanger Fan der, so völlig subjektiv angemerkt, besten und erfolgreichsten Metall-Band der Musikgeschichte, eröffnet sich für mich mit „Metallica: Some Kind of Monster“ ein absolut intimes, reales und ehrliches Portrait, das bisher beispiellos ist und auch Nichtmusikfans einige sehr interessante Einblicke in die Welt einer Traditions-Band liefert.
Die beiden Regisseure Joe Berlinger und Bruce Sinofsky halten in rund 140 Minuten die krisengeschüttelte Entwicklung Metallicas während der Entstehungsphase ihres Albums „St. Anger“ fest. Ich will hier jetzt nicht den gesamten Inhalt rekapitulieren, aber die beiden haben James Hetfield, Lars Ulrich und Kirk Hammett fast drei Jahre mit der Kamera verfolgt und dabei wirklich wichtige Szenen festgehalten, die viel zum Verständnis der etlichen Querelen beitragen. Schließlich stand die Band vor dem Nichts und drohte sich aufzulösen.
Als man 2001 die Arbeiten an einem neuen Album ohne den gefeuerten Bassisten Jason Newsted begann, war der Druck, der vor allem auf Hetfield lastete, immens. Sie brachten kaum etwas Gescheites zustande, das ständige Aufeinanderprallen der beiden Egos Hetfield und Ulrich zerstörte die Stimmung, das ewige Zusammenhocken führte zu einer explosiven Stimmung und schließlich beendeten Hetfields Alkoholprobleme alle Hoffnung wieder auf einen grünen Ast zu kommen. Ein Neuanfang musste her, fraglich nur, ob mit Hetfield oder ohne!
Er kam verändert zurück, bei weitem nicht mehr so depressiv, aber immer noch kontrollierend. Mithilfe eines Psychologen, der ihnen aus der Krise helfen sollte, schafften sie schließlich ihr Comeback St. Anger, das im übrigen auch gerade bei mir im Hintergrund läuft. Die Herren Hetfield und Ulrich harmonierten wieder zusammen, setzten den Psychologen, nachdem der sich selbst schon als Teil des Ganzen sah, vor die Tür und wagten ihre ersten gemeinsamen Schritte – ohne zu straucheln oder gar umzukippen.
Der Weg dorthin war beschwerlich und das Regieduo tut gut daran, stets die Musiker zu fokussieren und die Eskapaden (beispielsweise der „Napster“ – Prozess“), die die Öffentlichkeit aufhorchen ließen, nur am Rande zu behandeln und im Kontext kurz zu halten, damit die jeweiligen Situationen und Reaktionen der Bandmitglieder auch zu verstehen sind. Ehemalige Mitglieder wie Dave Mustaine (Megadeth) erklären unverblümt wie sie über ihren Weggang von Metallica und dem jetzigen Phänomen Metallica denken. Das ist vor allem in Bezug auf Ulrich und Hetfield, die ja nun mal das Herz der Band sind, wichtig. Sympathischer werden die beiden den meisten durch „Metallica: Some Kind of Monster“ vielleicht nicht, aber man versteht sie nun besser. Beide waren und sind sehr egozentrische Dickköpfe, die auf ihre Meinung beharren, damit die Atmosphäre innerhalb der Gruppe vergifteten und, weil keiner den ersten Schritt tun wollte, sich nicht zusammenraufen konnten. Aus einer Mücke wurde ein Elefant gemacht und jedes kleines Problem aufgebauscht. Die Beziehung der beiden steckte in einer Sackgasse und daraus zu kommen war nicht nur ihr Problem, sondern auch das von Metallica.
Interviews, Rückblicke, Archivmaterial bleiben Randerscheinungen innerhalb dieser Dokumentation. Berlinger und Sinofsky hielten drei Jahre lang einfach nur drauf und extrahierten die wichtigsten Momenten auf 140 Minuten Zelluloid, das seine etlichen Auszeichnungen auf diversen Festivals zurecht verdient hat. Ohne auch nur ein Blatt vor den Mund zu nehmen, erleben wir die Musiker emotionell, ob wütend oder traurig, dabei allerdings nie gespielt. Metallica erscheint nach diesem Film in einem völlig neuen Licht – positiv wie negativ. Ich für meinen Teil respektiere die Jungs jedenfalls dafür, dass sie mutig waren, ein so offenbares Werk von sich machen lassen zu haben, ohne hinterher den Schwanz einzukneifen und zum Resultat auch zu stehen.
Ihr aktuelles Album „St. Anger“ war ihr wohl schwierigstes, für die Gruppe selbst, auch dank des frischen Bluts von Bassist Robert Trujillo, jedoch auch gleichzeitig ein Heilungsprozess, der zurück zu Harmonie, Zusammenhalt und Freundschaft führte und damit dem Geist Metallica wieder Leben und Spirit einhauchte.
Fazit:
Für Fans sowieso ein Muss und für den Rest sicherlich hochinteressant. Metallica ist tatsächlich „Some Kind of Monster“, das Individuen zu verschlingen und zu zerstören droht, sie gegeneinander aufhetzt und Mitglieder ausschließt. Es zu bändigen und zu steuern ist das Problem. In knapp 140 Minuten watet der Zuschauer zusammen mit James Hetfield, Lars Ulrich und Kirk Hammett durch ein nicht enden wollendes tiefes Tal voller Streits, persönlicher Probleme und ungeheurem Druck, der fast zur Explosion führt. Den dank des Psychiaters einsetzenden Heilungsprozess beendet erst die Doku „Metallica: Some Kind of Monster“. Denn sie führt enttäuschten Musikfans endlich das so völlig ungeschminkt vor Augen, was sie bisher nur auszugsweise und verzerrt von sogenannten Informationssendungen *hüstel* der Marke MTV vorgekaut bekamen. Respekt für soviel Ehrlichkeit!