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Mit „Hellboy“ konnte Regisseur Guillermo del Toro („Mimic“) endlich sein lang ersehntes Traumprojekt umsetzen. Jahrelang bemühte er sich Produzenten zu finden, die den Film finanzieren. Schließlich wurde er nach seinem Erfolg mit „Blade II“ fündig. Um es zu realisieren lehnte er nicht nur die Regie für „Blade: Trinity“ sondern auch für den dritten „Harry Potter“ – Streifen „Harry Potter and the Prisoner of Azkaban“ ab. Trotz eines, verglichen mit anderen aktuellen Comicadaptionen, relativ kleinen Budgets von 60 Millionen Dollar, ist ihm ein sehr kurzweiliger, humoriger, actionreicher Fantasyfilm geglückt, der in Amerika zwar nur sein Budget wieder einspielte, aber weltweit dafür ordentlich Kasse macht.

Dieser Erfolg ist zum Großteil Ron Perlman zu verdanken, der hier den Hellboy verkörpert und sich als Wunschkandidat del Toros gegen Vin Diesel und Dwayne Johnson durchsetzte. Perlman, der mit del Toro schon bei „Cronos“ und „Blade II“ zusammenarbeitete, zwischen Rollen in Großproduktionen wie „Enemy at the Gates“, „Alien: Resurrection“ oder „Star Trek: Nemesis“ aber immer wieder in schwachen B-Movies wie „Absolon“ anheuern muss, hat sich mit dieser denkwürdigen Leistung für eine Fortsetzung empfohlen und die ist ja auch schon in Planung.

Hellboy ist der wohl coolste Held, seit „Blade“ die Leinwand unsicher machte. Mit einer bärigen Asskicker-Mentalität versehen und den besten Onelinern seit langem auf den Lippen, versprüht er einen unglaublichen Charme. Zigarren raucht das Raubein in Kette auf Lunge, anstatt sich zu rasieren schleift er seine Hornstümpfe, frisst Unmengen von Chili, hat eine ganze Horde von süßen Katzen als Haustiere und muss sich obendrein noch mit handfestem Liebeskummer herumschlagen. Kein Held der über allem steht, sondern ein knuddeliger Höllenmuskelprotz mit menschlichen Problemen. Zum Wegwerfen, wenn er einen Kampf mal eben unterbricht, um eine Kiste voller Kätzchen zu retten.

Der Prolog entführt den Zuschauer zunächst mitten in die Vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts nach Schottland. Dort wollen Nazischergen mit Hilfe des Russen Grigori Rasputin (Karel Roden) das Tor zur Hölle aufstoßen und sich dunkler Mächte bedienen, um den Weltkrieg doch noch zu gewinnen. Eine amerikanische Militäreinheit um Professor Trevor Bruttenholm (John Hurt, „Alien“, „Nineteen Eighty-Four“) versucht das bereits begonnene Ritual zu stoppen und gewinnt den kurzen, aber verlustreichen Kampf. Doch das Tor war offen und etwas ist herüber gelangt – ein kleiner, schnuckeliger Hellboy, der einen Riesenappetit auf Schokoladenriegel hat.

Schon in diesen ersten Minuten wird deutlich, dass man sich in einem del Toro-Film befindet. Optisch erinnert der Film stark an „Blade II“ und hat später mit unterirdischen Schächten und Tunnelsystem auch ganz ähnliche Locations. Farbfilter, vorzugsweise blau, kommen des Öfteren zum Einsatz und sorgen für recht düstere Bildkompositionen. Die CGI-Effekte, die in ihrer Häufigkeit nicht zu bemängeln sind, da sie in einer Comicverfilmung nicht so aufgesetzt wie in modernen Actionfilmen aussehen, sind dabei auf einem höherem Niveau, als das Budget vermuten lässt. Explizit getötet wird aufgrund der PG-13-Freigabe nicht (vielleicht zeigt der Director's Cut, der im November auf DVD erscheint, mehr), zimperlich geht es hier aber trotzdem nicht zur Sache. Insbesondere der zu einer Art Cyborg hochgerüstete Nazisupersoldat Kroenen dezimiert mit seinen beiden Klingen seine Gegner doch recht kaltblütig.

Eine weitere wichtige Zutat ist der Humor, der unwahrscheinlich zur guten Stimmung des Films beiträgt. So amüsiert insbesondere das erste Aufeinandertreffen von Hellboy und dem neu zum Team gestoßenen Agent John Myers (Rupert Evans). Broom drückt ihm vor der ersten Begegnung Schokoriegel in die Hand, ein Mitarbeiter weist ihn darauf hin, nicht dessen Hornstümpfe anzustarren und als Vorbereitung wird ihm dazu noch ein echtes „Hellboy“ -Comic in die Hand gedrückt. Der Film nimmt sich selbst nie sonderlich ernst, was auch bei den späteren Kommentaren des Fischmanns Abraham „Abe“ Sapien (Doug Jones) deutlich wird. Unter anderem weist er darauf hin, dass Hellboy lieber allein in den Kampf zieht, weil er die „einsame Held“ – Mentalität so liebt.

Deutliche Schwächen offenbaren sich hingegen im Plot – vielleicht können Kenner der Comics mehr mit ein paar nicht ganz nachvollziehbarer Ideen anfangen. Das Ziel, die Zerstörung der Erde, ist nun auch nicht das Ausgefeilteste, wobei hierauf auch nur final richtig eingegangen wird. Ansonsten ist „Hellboy“ eher eine muntere Monsterhatz, die von tragischen und romantischen Momenten unterbrochen wird. Das rote Ungetüm hat nämlich nicht nur Liebeskummer, sondern ist später auch ungemein neidisch auf einen vermeintlichen Nebenbuhler und spioniert dem Paar des Nachts nach, was wieder ein paar sehr witzige Momente zur Folge hat. Nichtsdestotrotz ist der eigentliche Kampf gegen den alten Feind eher Nebensache, da sich zumeist mit einem unsterblichen, sich ständig regenerierenden und Eier legenden Ungetüm herumgeschlagen wird – genauer mit unterschiedlichen, gleich aussehenden Exemplaren. Was die Vielfalt der Monster angeht, hätte hier ein wenig Abwechslung nicht geschadet.

Die Nebenrollen fallen dabei recht statisch aus, was wohl daran liegt, dass del Toro sich beim Verfassen des Drehbuchs sehr enthusiastisch auf den Titelhelden stürzte. Der ist ja auch sehr gelungen, nur mit dem Rest hapert es. Die schicksalhafte Rolle des Professors geriet sehr eindimensional, Hellboys „heiße“ Liebe Liz (Selma Blair „Cruel Intensions“) wirkt mit ihrer bitteren Vergangenheit wie ein „X-Men“ – Relikt und Myers gereicht gerade mal zum unerfahrenen, jugendlichen Sidekick ohne bleibenden Eindruck zu hinterlassen. An Karel Rodens Leistung erinnert man sich nach dem Film leider auch kaum noch.

Dabei sollte man nie vergessen, dass Guillermo del Toro als Fan der Comicvorlage einen Film für die Fans machen wollte und das ist ihm trotz der oben erwähnten Mängel gelungen. Die Aufklärung um das B.P.R.D. – Institut (Bureau for Paranormal Research and Defence) wird mit einem kleinen Seitenhieb auf die Geschichte (u.a. Hitlers angeblich späterer Tod) schnell und plausibel erklärt, so dass sich darauf auf Charaktere und Action konzentriert werden kann. Hellboys Kämpfe gegen diverse CGI-Monster sehen gut aus, sind spannend und natürlich stets mit Humor versetzt. Damit es nicht zu eintönig wird, werden final auch noch mal die Kulissen gewechselt. Der Endkampf enttäuscht dann leider ein wenig mit seinem Gigantismus.

Fazit:
„Hellboy“ ist der coolste Held seit „Blade“, der stets in jeder Situation den richtigen Oneliner auspackt und den Monstern gewaltig in den Arsch tritt. Schwächen sind in der Story und in den Nebenfiguren zwar vorzufinden, trüben aber angesichts der ansonsten gelungenen Adaption den Filmspaß kaum. Wer sich optisch schon mit „Blade II“ anfreunden konnte, der wird sich auch im ebenfalls sehr düsteren „Hellboy“ zurecht finden. Ron Perlman dürfte DER Gewinner des Films sein und wird hoffentlich ein zweites Mal in die Rolle des sympathischen Höllenwesens schlüpfen. Die Effekte sind auf aktuellem Niveau, der Unterhaltungswert ist dank des Tempos hoch - eine ordentliche Portion Humor und Selbstironie übernehmen den Rest. Nur Marco Beltramis (arbeitete mit del Toro auch bei "Mimic" und "Blade II") Score hätte etwas auffälliger sein dürfen. Sicher sehr oberflächlich, aber trotzdem verdammt gute Unterhaltung.

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