Review

Im selben Jahr, in welchem uns Antonio Margheriti uns mit "Asphaltkannibalen" einen Antikriegsfilm der anderen Sorte (der mit mehr Zombies) um die Ohren klatschte verwöhnte er uns mit einem weiteren Höllentrip durch Vietnam: der im deutschen kernig sinnfrei "Jäger der Apokalypse" betitelte Film mit dem großartigen David Warbeck als Ersatzmann für den im Vorgänger gekillten John Saxon verzichtet dabei weitgehend auf irgendwelche ansatzweise ernst gemeinten politischen Botschaften, um den geneigten Pazifisten im Publikum mit Genuss und Schwung kräftig in die frisch gesäuberte Friedenspfeife zu kacken. Und einige ganz besonders masochistische Exemplare dieser Gattung Filmfreak wie meine Wenigkeit feiern diesen Film dennoch.

Kaum, dass der Film beginnt ist Leading man Warbeck aka Col. Morris übrigens schon wieder urlaubsreif. Ironischerweise vom Fronturlaub und dieses übrigens, weil sein bester Kumpel den Krieg in ein Saigoner Bordell getragen und sich nach einem spontanen Kameradenmord per Kopfschuss selbst aus dem Armeedienst sowie dem Leben entlassen hat. 

Zur Erholung von diesem unschönen Zwischenfall haben Morris' Befehlshaber übrigens die perfekte Alternative zum längst überfälligen Trip in die Psychiatrie und kommandieren unser Frontschwein zu einer besonderen Mission ab: ein Piratensender beschallt die im vietnamesischen Dschungel stationierten GIs 24 / 7 mit den neuesten Hits und kommunistischer Antikriegspropaganda. Auch wenn es, wie wir später sehen werden, nicht mehr allzu viel in Sachen Wehrkraftszersetzung unter den angeödet - paranoiden Flecktarnmetzgern zu tun gibt, missbilligt die US - Regierung das Programm des Offenen Kanals Vietcong doch sehr und schickt nun Morris als bis an die Zähne bewaffnete Ein Mann - Rundfunkbehörde los, um den bösen Kommunisten mit ganz großem Pengpengtüdelütü die Sendeerlaubnis zu entziehen - und damit verbunden das Leben. Im Übrigen begleitet von der Journalistin Jane Foster und dem stets genervten Vorzeige - GI Washington (den die Drehbuchautoren George tauften! Charles Bukowski aus den Asphaltkannibalen lässt grüßen).

Explodierende Modellbauten, Obstpflücken unter Feindbeschuss und rotstichige Flashbacks an bessere Tage: Margheritis zweiter Vietnam - Actioner führt seinen Protagonisten durch ein harsches, feindseliges Land und einen guten Arschvoll stilistischer Brüche und handlungstechnischer Absurditäten, garniert mit einer kleinen Prise Hausmannssplatter. Der Krieg ist hier trotzdem keine großartige Bedrohung, mehr das Freizeitvergnügen gelangweilter Brudis in Tarnfarben. Wenn nicht mal hier und da ein Sprengsatz in Puppenform in die stumpf marschierende Infanterie geschleudert wird hat man meist nichts besseres zu tun als möglichst mackerhaft in die Kamera zu fluchen oder im Falle von John Steiner direkt sämtliche Neuankömmlinge über die Unfähigkeit seiner verkifften wie verhurten Untergebenen zuzusülzen.

Klingt ingesamt nach einem fürchterlichen Film, ist aber das genaue Gegenteil! "Jäger der Apokalypse" ist feinstes "Hirn aus!" - Kino und auf eine abartig zynische Weise hochgradig unterhaltsam. Man muss nur seine Moral entweder komplett abstellen oder zumindest lange genug verbiegen, um erst nach Filmgenuss vom Selbstekel überwältigt zu werden, aber bis dieser eintritt darf man sich gerne ohne nennenswerte moralische Krampfanfälle amüsieren. "Sie hassen die Vietcong, nicht wahr?" - "Ich habe keine Zeit, darüber nachzudenken." Wenn der Dialog zwischen David Warbeck und Filmpartnerin Tisa Farrow kein Appell zum Zelebrieren des cineastischen "Stumpf ist Trumpf!" - Gedankens ist, der diesen Film durchzieht, dann weiß ich auch nicht. Entspannungsprogramm für den Abend nach dem Friedensmarsch mit den Anarcho - Kumpels ist dieser Film allerdings nicht. Glaubt mir: ausprobiert und dafür fast gesteinigt worden. Wie man sieht kein Film, der irgendwen kalt lässt.

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