Review
von Leimbacher-Mario
Spaghettikessel Saigon
„The Last Hunter“ aka „Jäger der Apokalypse“ von Antonio Margheriti ist eine der stärkeren, düstereren und dreckigeren Italo-Bahnhofskino-Kriegsspitzen seiner Zeit. Oder aller Zeiten, da wirkliches Bahnhofskino oder gemeine Kriegsfilme aus Bella Italia natürlich schon lange nicht mehr kommen. In diesem Vietnamverschnitt aus „The Deer Hunter“ und „Rambo II“ folgen wir einem desillusionierten US-Army-Captain in den tiefsten Vietcongdschungel für einen Auftrag, der selbst für sein abgewichstes Team zum Himmelfahrtskommando werden wird…
Wie eine durch den Matsch gezogene und oberflächlichere Version von „Apocalypse Now“. Für das Italokino dieser Zeit dennoch unfassbar aufwändig, nihilistisch und hochwertig. Alles andere als ein Sandkastenbilloabklatsch. Die Typen sind bis an die Oberkante der Unterlippe voll mit Testosteron, aber gleichzeitig auch mit Verlorenheit und Hoffnungslosigkeit, mit Wut und Wahnsinn (die Kokosnussszene!), mit Druck und Tod. Hier will kaum noch wer zurück. Hier stirbt man lieber in einem Alptraum aus Napalm und Brüderlichkeit. Heldentum weicht Höhlenwesen. Splattertrash trifft Seelenvakuum. Das Radio mit der Propaganda läuft nur noch in der Ferne. Onkel Sam hat schon längst abgeschaltet. Hier gibt es nix mehr zu holen und der Feldweg ist vorbei. Er mündet in einem tiefschwarzen Nichts. Leere Augen, volle Läufe. Nimm den Helikopter, Baby, aber schau nicht mehr zurück!
Fazit: einer der schwitzigsten, resignierendsten und pursten Vietnamkriegsfilme aller Zeiten - Italo-Bahnhofskino mit Unwohlfühlfaktor… und viiiel Napalm!