Review

Zach Braffs "Garden State" wanderte gestern in meine Sammlung. Zuerst war ich skeptisch, ob sich Braff nicht als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller übernommen hat. Glücklicherweise waren meine Bedenken unbegründet.

Der erfolglose Schauspieler Andrew "Large" Largeman (Zach Braff) kommt wegen dem Tod seiner Mutter von L.A. zurück nach Hause nach New Jersey. Seit Jahren war er nicht mehr daheim, um seinem Vater (Ian Holm) aus dem Weg zu gehen. Jetzt bleibt ihm nichts anderes übrig. Die Reise in seine Heimatstadt wird zu einer skurrilen Odyssee, bei dem er alte Freunde wie Mark (Peter Sarsgaard) wieder trifft und die lebensfrohe Sam (Natalie Portman) kennen lernt, die sein Leben komplett verändert.

Der Vergleich mit Cameron Crowes "Elizabethtown" liegt nahe, aber beide Filme sind in vielen Punkten auch sehr unterschiedlich und somit kleine Kunstwerke. "Garden State" führt den Zuschauer auf eine Reise durch bizarre Situationen, skurillen Humor und liebenswerte Figuren. Dabei hat Braff immer eine Auge für schöne Bilder, die mit einem wunderbaren Soundtrack abgerundet sind.

Large ist der Everybody-Twen, der eigentlich nicht weiß, was er will und somit einen miesen Kellnerjob in einem vietnamesischen Restaurant ausübt, da es mit der Schauspielerei nicht so ganz funktioniert. Als er zuhause ist, stellt er fest, dass es den anderen ähnlich geht. Mark arbeitet auf dem Friedhof und will mal irgendwann davon leben, Sammelkarten zu verkaufen. Jesse (Armando Riesco) hat ein Patent für geräuschlosen Klettverschluss verkauft, ist reich und langweilt sich nur noch. Kenny ist Bulle geworden, weil ihm nichts besseres einfiel. Und Karl hängt seit einer Ewigkeit im Baumarkt fest. Fast jeder hat diese Perspektivlosigkeit irgendwann mal durchlebt, was der Grund dafür ist, dass die Figuren echt wirken.
Und dann wäre da noch Natalie Portman. Ihre Präsenz in diesem Film ist wahnsinnig und ihre Darstellung haucht der Figur Sam soviel Leben und Sympathie ein, dass man als Zuschauer gar nicht mehr aus dem Lächeln herauskommt. Welcher männliche Zuschauer sich nach diesem Film nicht mal ansatzweise in sie verliebt hat, bei dem läuft irgendwas falsch.

Richtig stark wird der Film in den ruhigen Momenten, wo er die Tiefe seiner Figuren am besten ausloten kann. Beste Beispiele dafür sind die Sequenzen, in denen Large und Sam den Hamster Jelly beerdigen und Large davon berichtet, dass seine Mutter gestorben ist; oder die Szene vor dem Kamin, als Large erzählt, warum seine Mutter im Rollstuhl saß. Es sind Dinge wie diese, die einem klar machen, dass man hier Zeuge des Lebens und nicht irgendeiner rosaroten Romatisierung wird.

Am Ende wird es leider leicht vorhersehbar, weshalb ich mich nicht dazu durchringen lassen kann, volle Punkte zu geben. Bis es zu diesem Ende kommt, darf man sich allerdings rundum wohlfühlen. Ein Film voller Liebe, Tragik und Skurrilität. Ganz groß.

13 von 15 Punkten (1-)

Details
Ähnliche Filme