Review

Im Fahrwasser von „Dangerous Minds“ entstand dieser zwar hin und wieder kritisch ausschauende, über die voll Distanz reichlich oberflächliche Einblick in das marode amerikanische Schulsystem. „F/X“ – Regisseur Robert Mandel tauchte dafür aus den TV-Niederungen wieder auf, eine Kinoauswertung hätte dieses B-Movie aber trotzdem nie verdient.

Das problematische Schulwesen ist hier eigentlich nur ein Mittel zum Zweck, denn vorwiegend handelt „The Substitute“, der übrigens in Folge noch dreimal mit Treat Williams in der Hauptrolle auf Videothekenebene fortgesetzt wurde, von arbeitslosen Soldaten, die nach einem verpatzten Einsatz auf Kuba für das Militär nicht mehr tragbar sind, entlassen werden und sich nun nach einem neuen Job umgucken müssen. Weil der letzte Funken Ehre im Leib erhalten blieb, fallen illegale Söldnermissionen flach. Was bleibt da noch?

Teamleader Shale (Tom Berenger, „Platoon”, „Major League”) besucht in Miami seine alte Liebe Jane Hetzko (Diane Venora, „Heat”, „The Insider”), welche sich als Lehrerin an einer heruntergekommenen Schule verdingt. Als sie beim Joggen überfallen und am Knie verletzt wird, beschließt Shale kurzfristig als Ersatz einzubringen und etwas Zucht und Ordnung in den Laden zu bringen – selbstverständlich ohne Jane etwas davon zu erzählen.

Die üblichen Klischees im Klassenraum werden recht fix abgehandelt. Shale greift hart durch, zeigt den Großmäulern und Möchtegerngangstern wo es langgeht, ist erbaut von der lernwilligen Schülerin und bereitet seinen Unterricht so attraktiv auf, dass selbst die größten Hornochsen Interesse zeigen - eben das übliche „Man kann auch eine Chaotentruppe mit dem richtigen Rezept für das Lernen interessieren“. Shale hält ihnen vor Augen, dass sie ihr Leben verschenken und schwups schon ist der Großteil bekehrt.

Weil das nahezu problemlos vonstatten geht, kann Shale umgehend seinem Instinkt folgt. Der besagt, dass die Golduhr am Arm von Direktor Claude Rolle (Ernie Hudson, „The Crow“, „Congo“) und die Tatsache, dass an der Schule eine Gangs mit Namen K.O.D. (Kings of Destruction) ihr Unwesen treibt, hier mächtig viele Drogen im Spiel sind. Zwar sieht man hier keinen einzigen Junkie an der ganzen Schule, aber Shale wird schon recht haben. Soll er auch haben und deswegen trommelt er seine Kumpel (Raymond Cruz, William Forsythe, Luis Guzmán) zusammen, um gegen die Dealer mobil zu machen und nebenher noch die hundsmiserabel gespielte Beziehung zu Jane aufzufrischen.

Was er dabei aufdeckt überrascht wenig, gibt aber endlich am Anlass, um ein wenig die Bleispritzen und Handkanten (Berenger als Karate-Ass wirkt trotz Double etwas komisch) zu schwingen und mit dem Drogengeld die Schule nebst Haushalte der Schüler zu sanieren. Während Rolle schon der Hut hoch und der Arsch auf Grundeis geht und K.O.D.-Anführer Juan Lacas (Marc Anthony, „Bringing Out the Dead“, „Man on Fire“) nichts so recht gebacken bekommt, rückt auch schon eine ganze Armee Söldner, geschickt vom südamerikanischen Drogenboss, an, um den lästigen Ex-Soldaten zu Leibe zu rücken.

Das Finale in der Schule wird dann mit viel Krawall inszeniert. Von Maschinengewehren, über Messer bis hin zu Bazookas (!!) wird im Gebäude alles genutzt. Der Schaden am Interieur ist beträchtlich, die Verluste auf beiden Seiten aber auch nicht von schlechten Eltern. Mandel präsentiert hier zum Schluss einen handwerklich ordentlichen, blutigen Actionshowdown, der zum erwarteten Ziel führt.

Trotz der hier anzutreffenden Prominenz bekleckert sich hier niemand mit Ruhm. Der übergewichtige Tom Berenger ist übel hölzern und versank aus dem Grund auch schnell wieder in den B-Niederungen, wo er sich bis heute verdingt. Hudson etwas zu sympathisch, der Rest spielt rollenbedingt seine Sache solide herunter, nur Forsythe ist mal wieder etwas überdreht.

Ich für meinen Teil bleibe angesichts der hier doch relativ simplen Verarbeitung des Themas lieber bei „One Eight Seven“, denn das ist der einzige Film, der seit Lesters rüden Exploitationer „Class of 1984“ und Christopher Cains „The Principal“ dem Genre ein paar neue Ideen abringen konnte. „The Substitute“ bleibt im Vergleich doch deutlich zurück, weil er am eigentlichen Thema vorbeischießt und einen lächerlichen Drogenkrieg entfacht. Allein die Idee, dass man zig Kilo Koks im Heizungskeller bunkert und direkt an die Schüler vertickt, ist purer Schwachsinn. Mit der Menge könnte man erstens eine ganze Stadt versorgen und zweitens sieht man, wie oben schon erwähnt, nie ein Opfer.


Fazit:
Bleibt ein zweitklassiger, klischeehafter und einfallsloser Beitrag, der sich mit seinen soliden, wenn auch rar gesäten, Actioneinlagen über Wasser hält, inhaltlich aber schwer enttäuscht. Oberflächlich, nur mittelmäßig gespielt und irgendwo auch reichlich hirnrissig.

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