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Schlagerlustspiel von Genreprofi Werner Jacobs, seit 1952 im überaus aktiven Dienst für das Subgenre und seine Auswüchse, die dem Herrn so sehr am Herzen gelegen haben müssen, dass er selbst bis in das 'hohe Alter' eine Starbesetzung nach der Anderen und selbst die späten Klassiker in der finalen Erinnerung gewann. Der Ausklang erfolgte auch hier natürlich um 1974 herum, in dem die Darsteller von Schwank und Heimat und Musik und auch ihre Inszenatoren meist sang- und klanglos, vernachlässigt vom nachgewachsenen und so veränderten Publikum oder ausgebootet vom Fernsehen und seiner Allmachtsunterhaltung verschwanden. [Die ruhmreiche Ausnahme liegt bei Franz Antel, der aber auch mit der Zeit ging und Bisheriges meist mit Sex und manchmal auch mit crime anreicherte.] Meine Tochter - Deine Tochter (1972) dabei als ein Vertreter von Vielen, ein sehr sicher aufgestellter und mit bekannten Gesichtern und Pointen besetzter zugleich:

Um mit seiner vermeintlichen Stellung zu protzen, hat sich der Schuldiener Oskar Sommer [ Heinz Reincke ] vor seiner in Amerika lebenden Exfrau als Studienrat Dr. Oskar Sommer [ Georg Thomalla ] ausgegeben, und als die bisher unbekannte Tochter Lisbeth Sommer [ Catharina Conti ] zu Besuch anreist, auch gleich komplett die Rollen getauscht. Der bessere Hausmeister bleibt in seiner Position, aber der angehende Direktor übernimmt die Rolle des scheinbaren Vaters. Pech nur, dass die Verwirrung weiter zunimmt, als am Bahnhof in Kärnten gleichzeitig die Austauschstudentin Betty Snell [ Silvia Reize ] angelangt und prompt für das groß und erwachsen gewordene Kind gehalten wird. Da sowieso Jeder für Jemand Anderen hält, nimmt das Unglück weiter seinen laufen. Der im Haus vom Studienrat zur Zeit lebende Maler Rick Roland [ Chris Roberts ], bald in Lisbeth verliebt, nimmt an Stelle seines Freundes Edi Rausch [ Hansi Kraus ] unerkannt an einem Schlagerwettbewerb teil, sehr zum Unwillen der Produzentin Hella Mattes [ Gila von Weitershausen ], die nun händeringend nach der großen neuen Hoffnung am Musikstern sucht. Aufklärung in den Trubel bringt ausgerechnet Studienrat Staub [ Peter Weck ], Sommers ärgster Konkurrent.  

Die Geschichte als großes Missverständnis und so auf vielerlei Zufällen und Ungereimtheiten und Fahrlässigkeiten basierend an sich. Das Komplizierteste ist dabei noch die Grundidee selber, wird dies Manöver der mehrfachen Tausches der Identitäten und so immer weiterziehenden Kreise in einem schnell gesprochenen und ebenso kompliziert gehaltenen Dialog aber schon wieder 'geklärt' und halt für den Rest der Handlung als gegeben hingenommen. Sowieso wird auch hier keine Minute wirklich vergeudet, nicht die Natur besichtigt und bestaunt oder besungen, wie es bei der Konkurrenz damalig noch teilweise in der Präferenz und für den Heimatfilm an sich eigentlich auch vonnöten war. Vielmehr geht es hier Schlag auf Schlag, wird der Querschnitt des Städtchens unterhalb von Schloss Landskron, an den Kärntner Seen, und seine Bekanntschaften, Widrigkeiten und Kompromisse reihum montiert und dann vielleicht auch sortiert, und das Geschehen darüber mit strammem Schnitt und viel Aktivität bis zum Zeitraffer vorangetrieben.

So ist es auch kein Wunder, dass in der eh nur 80minütigen Banalität auch die kleinen Fehler passieren. Zum einen wird ein Riesen-Tohuwabohu aus Banalität und Neckerei präsentiert, dass gleichsam wie die Besetzung nicht richtig Fisch und auch richtig Fleisch nicht ist. Zugpferd Roberts wirkt abseits seiner Gitarre und dem Singsang meist recht eingeengt, schlaksig und ungelenk, sprühen dort weder die Funken in der Liebesgeschichte mit (der schon soweit bezaubernden, da kess-kecken) Catharina Conti, die nur wenig später völlig unverständlicherweise in den Bumsorama-Ablegern des Genres, sprich Ach jodel mir noch einen (1974) und Alpenglühn im Dirndlrock (1974) kopuliert. Thomalla, Weck und Reincke spielen sich quasi selber, Kraus auch, bzw. ahmt seine Rolle aus Jacobs eigenen Die Lümmel von der ersten Bank (1968) nach. Mehr oder minder ein weiteres insert aus der Reihe, das Aufwärmen von Schüler-, Pauker- und Pennestreichen in Sketchform, bei dessen krachledernden Humor hier wortwörtlich der Affe am Lausen und Toben ist. Ähnlich eher bunt und laut und derb geht es auch bei den weiteren Gags zu, die vielleicht zur Hälfte ihr Ziel finden, die andere Hälfte dann in seinen Schmerzspitzen zumindest noch tolerabel sind; werden dort meist Versprecher, eben die Verwechslungen, oder anderweitige Irrtümer, dies nun mal im Schnellvorlauf präsentiert.

Auch eher ein Irrtum, wenn ein bemüht sympathischer ist die dargebrachte Selbstreflexion auf das film(musikal)ische Tun und Lassen des aufgekratzten Geschehens, werden quasi die eigene Ideale und Idole durchaus erst parodiert, so à la "Besser als Chris Roberts sing ich allemal", und anschließend schnell wieder propagiert, was bestimmt gut gemeint und den Zeitanklängen entsprechend, aber so richtig stimmig von der Rang- und Reihenfolge nicht ist.

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