Der weiße Hai. Unheimliche Begegnung der dritten Art. E.T. - Der Ausserirdische. Jäger des verlorenen Schatzes. Vier überaus erfolgreiche Filme, die eine Thriller- , Science Fiction- oder Actionhandlung um starke, glaubwürdige Charaktere und teils echte innere Konflikte gesponnen und aus Steven Spielberg den wohl erfolgreichsten Regisseur (und Produzenten) der 80er gemacht haben. Irgendwann muss er jedoch auf die Idee gekommen sein, einen "ernsthaften" Film zu machen (ernster als der Kampf des Menschen gegen die Elemente oder die Bessessenheit eines Mannes, die ihn dazu treibnt, sein ganzes Leben aufzugeben).Ausgesucht hat er sich dafür, überraschend für einen männlichen, jüdischen Intellektuellen, Alice Walkers Roman "The Color Purple", eine Geschichte um eine junge, schwarze Frau, die ihr Leben lang misshandelt und unterdrückt wird. Über zwei Stunden erleben wir, wie die Frau durch die Hölle geht, erniedrigt, verachtet und misshandelt wird, versucht, zu überleben. Das ist etwas zu lange, teilweise seltsam uneben (die Figur der Sofia will sich nicht so recht einfügen), berührt aber - kaum jemand vermag die Klaviatur der Gefühle so geschickt zu spielen wie Spielberg. Dann taucht ein Brief auf, und der Film nimmt in der letzten halben Stunde eine Wendung ins Absurde - so radikal, dass ich ihm kein Wort oder besser keine Szene mehr glauben kann. Vergleichbar dem Ende von Inception oder auch Total Recall wendet sich auf einmal alles zum Guten, so gut, dass man es einfach nicht als wahr annehmen kann. Alle Konflikte lösen sich, Totgeglaubte tauchen wieder auf, Familien werden zusammen geführt, die Folgen jahrelanger Misshandlungen verschwinden, sogar der Inzest löst sich in Wohlgefallen auf. Anders als die genannten Filme deutet dieser hier aber nicht einmal an, dass alles nicht wahr sein könnte, nur der Gedanke "Das ist zu schön, um wahr zu sein, also kann es nicht wahr sein!" lässt einen nicht zur Ruhe kommen. Ob das ein genialer Kniff Spielbergs ist oder ob hier sein Hang zu Happy Ends ihn hat übertreiben lassen - keine Ahnung. Das Ende verwirrt, setzt sich im Kopf fest, fordert zum Nachdenken heraus. Whoopie Goldberg gibt hier übrigens ihr Debüt auf der großen Leinwand, ihre Cellie ist die meiste Zeit über verletzlich, verängstigt, wie ein Hund, der immer nur geprügelt wird, sie versteckt ihr Lachen immer hinter einer vorgehaltenen Hand. Die Darstellung ist nicht immer subtil, übertreibt manchmal, ist aber erfolgreich dabei, Mitleid für diese arme Frau zu erzeugen. Ein merkwürdiger, wieder mal sehr unebener Film, der Spielberg auch nicht den erwarteten Kritikererfolg gebracht hat. Der kam erst 8 Jahre später mit dem epochalen Schindlers Liste.