Immer noch einer der eindringlichsten Filme zum Thema Todesstrafe, auch wenn man hier keinerlei Hinrichtung zu sehen bekommt. Basierend auf einem Theaterstück, bezieht der Film seine Spannung mehr und mehr aus der Tatsache, ob es dem Geschworenen Nr.8 gelingt, die übrigen von der Wichtigkeit und Bedeutung ihrer Handlung zu überzeugen.
Nur allzu bereit sind alle, den Angeklagten schnell auf den Stuhl zu schicken, doch dazu erklärt sich Fonda nicht bereit. Sein Widerstand löst eine Lawine aus, einmal sich mit dem Thema auseinander setzend, kommen mehr und mehr Zweifel an dem offenbar schludrig geführten Prozeß zutage, bis auch der Letzte zugeben muß, daß nur persönliche Antipathie für eine Verurteilung sprechen würden.
Dreh- und Angelpunkte in der Handlung sind die eingestreuten Abstimmungen der zwölf Geschworenen, bei denen sich die Waage mehr und mehr zu nicht schuldig dreht, wobei der Gänsehautpunkt schon ganz früh erreicht wird, wenn Nr.8 aufgibt, falls niemand seinem Willen eine Chance geben will.
Mit der im Zimmer ansteigenden Hitze, steigt auch der psychologische Druck, bis sich drinnen wie draußen ein befreiendes Gewitter austobt.
Fonda gibt mit unglaublicher Ruhe eine Glanzleistung, doch stark sind auch Lee J.Cobb, der den brutalen Widerling gibt oder Jack Warden, der das alles ganz lässig nehmen will. Interessant auch Jack Klugman, alias Quincy, in einer jungen Rolle.
Natürlich ist das nichts für Feinde von Dialogstücken. Wer auf Action steht, hat hier nichts zu suchen. Die Handlung, die abgesehen von ein, zwei Szenen am Anfang und Ende nur in dem Geschworenenzimmer spielt, definiert sich nur über den Dialog, dies aber großartig. Wer dem Text aber folgen will, der erlebt ein aufregendes Plädoyer über das Recht zu zweifeln. "Die zwölf Geschworenen" ist sicherlich kein ausgesprochener Film gegen die Todesstrafe, doch er sammelt gewichtige Argumente dagegen. Denn Geschworene können nur auf dem basierend entscheiden, was sie vor Gericht hören oder nicht. Hier bringen Aufmerksamkeit und Logik eine Wende - etwas, was sich jeder vor Augen halten sollte, der Vorurteile besitzt (und das dürfte jeder sein).
Klassiker des Gerichtsfilms, der er ist, gehört er zum Pflichtprogramm des dramatischen Films ebenso dazu. Filmisch eher zu vernachlässigen, bietet er jedoch zwölf Schauspielern mehr als genug Platz zu brillieren. (10/10)