Es ist eine Schande, daß dieser Film gefloppt ist!
Denn in einem Zeitalter, in dem Disneys patentierte Plots für alle Gaumen das Nonplusultra auf dem Gebiet des Animationsfilms sind (oder waren, denn die Pixar-Ära dämmert heran), bietet "Der Gigant aus dem All" einen derart frischen Wind, daß man einfach aufschreien möchte.
Der Hemmschuh war sicher, daß der Film in erster Linie Kinder und Erwachsene ansprechen will (und dies sogar schafft) und deswegen jegliche soundtrackabsatzfördernde Songs ausspart. Es fehlt an Klebrigkeit und Kitsch, an Haudraufmoral - stattdessen gibt's eine universelle Anit-Atomkraft-Peace-Botschaft mit Human Appeal, die geschickt verpackt wird.
Leider orientiert sich die Story eher an Jungen als an Mädchen und positioniert sich auch noch in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, komplett mit roter Gefahr und McCarthyismus der Denunzierungen, was ja weder sonderlich aktuell (oder gerade doch), noch besonders modern und hip ist.
Der Film klickt trotzdem wunderbar: ein kleiner Junge findet und befreundet einen aus dem All stammenden eisernen Riesen mit leichtem Gedächtnisverlust, der einen Riesenappetit auf Metall hat. Der Riese ist ganz freundlich, hat aber einen automatischen Abwehrmechanismus bei Waffeneinsatz gegen ihn oder andere, was ihn zur Pazifismusfigur schlechthin macht. Der Junge bringt ihm die Welt mit seinen Augen bei, aufs Korn genommen von einem schlicht paranoiden Agenten der Regierung, der den Wahnsinn der Fremdenangst so perfekt überspitzt, daß einem schlecht vor Lachen wird.
Dabei spekuliert der Film niemals auf Gags, sondern die Komik entwickelt sich auf wunderbare Weise aus der Geschichte heraus, entstammt natürlichen Situationen oder den menschlichen Charakteren, unterstützt durch den mimisch eigentlich eingeschränkten Giganten, der trotzdem eine Sympathiefigur erster Güte darstellt. Wenn etwa eine abgetrennte Hand des Giganten auf der Suche nach dem Restkörper durchs Haus geschoben wird und dabei die Küche und das Toilettenpapier als Spielobjekt mißbraucht, dann hat das etwas von sitcomesker Ausgelassenheit und Leichtigkeit.
Dabei sind die Figuren nie auf Naturalismus hin gezeichnet, sondern können ihre Herkunft aus dem Hause WB (Bugs Bunny, Daffy Duck) nie verhehlen, ohne daß sie dadurch unecht wirken würden. Es ist endlich mal ein anderer Stil, ein frischer, ohne künstliche Nebenfiguren oder Tiere, ohne musikalische Überflüssigkeiten und ohne Trändrücker.
Das Finale mit drohendem Atomschlag und ungerechter Verfolgung durch das Militär bietet dann sogar ans Herz gehende Dramatik, bei der dem Zuschauer anders wird, ohne das ein schaler Geschmack zurückbleibt, wenn man das angebaute, charmante Happy End, auch als Konzession an den Zuschauer verstehen kann. Passen tut es trotzdem.
Hiermit ein Kompliment an WB, deren Animation mit diesem Beitrag mit wahrhaft fliegenden Fahnen untergegangen ist, mit dem vielleicht besten Zeichentrickfilm des letzten Jahrzehnts.
Uneingeschränkte Empfehlung für alle, denen das Süßliche zum Hals raushängt. Für einen Zeichentrickfilm unglaubliche 9/10.