Mut zu etwas Neuem wird in der Filmbranche leider immer seltener belohnt, sodass auch „Der Gigant aus dem All“ von „Incredibles“-Schöpfer Brad Bird floppte, obwohl der Animationsstreifen unübersehbare Qualitäten offenbart.
Ganz sicher ist das hier kein Trickfilm nach klassischem Disney-Muster, sondern eher ein Stimmungsgemälde der Vereinigten Staaten in den 50ern: McCarthy-Ära, Kommunistenjagd, Kalter Krieg und Angst vor dem atomaren Holocaust sind tragende Begriffe dieser Zeit und finden ihre Umsetzung in „The Iron Giant“. Bird zeigt teilweise sehr überspitzt die gesellschaftlichen Macken dieser Zeit (der panische FBI-Agent ist zum Schießen) und führt uns die Absurdität dieses Geschichtsabschnitts vor Augen (Schulfilm: „Wie verhalte ich mich beim Abwurf einer Atombombe?“).
Darüber hinaus werden die gefühlvollen Aspekte der Geschichte nicht vernachlässigt, denn die menschlichen und guten Eigenschaften des Roboters, der schon bald bester Freund des kleinen Hogarth wird, müssen erst langsam zutage treten. Gleichzeitig entwickelt sich durch das Einschalten des Geheimdienstes in die Angelegenheit eine rasante Dramatik, die zum Schluss soweit geht, dass man sogar als Erwachsener den Tränen nahe ist.
Möglicherweise liefert eben der Roboter eine Erklärung für den Schiffbruch an den Kinokassen, denn ein an und für sich recht hässlicher Riese aus Blech passt schlecht in eine Juniortüte und hat so gar keine Knuddelfaktoren einer Disneyfigur, wogegen er in seiner charakterlichen Entwicklung Dumbo und Co. weit überlegen ist. Die jungen Zuschauer können sich emotional eher an Hogarth klammern, doch werden dessen Probleme (Außenseiter, Kind einer allein erziehenden Mutter) niemals so offensichtlich behandelt, wie man das von Disney gewohnt ist, und werden am Ende fast beiläufig gelöst.
Obwohl die Story für Erwachsene jetzt nicht derart mitreißend ist, dass man sich am Sitz festklammert, so muss man Brad Bird doch eine gehörige Portion Respekt zollen, denn den Mut, einen Trickfilm für Groß und Klein gleichermaßen zu entwerfen, bringt nicht jeder auf. So wurde aus „Der Gigant aus dem All“ ein hintergründiger Animationsfilm, gespickt mit Seitenhieben auf die 50er, die kaum ein junger Zuschauer versteht. Schön anzusehen auf alle Fälle, aber zur Klasse von „The Incredibles“ reichte das noch nicht ganz.