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James Glickenhaus steht für B-Action der derben Schule, doch sein „Blue Jean Cop“ kommt doch vergleichsweise zahm daher.
Roland Dalton (Peter Weller) ist Strafverteidiger in New York und erfüllt nahezu alle Klischees seines Berufes: Er ist dynamisch, achtet darauf fit zu bleiben und möchte Karriere machen. Deshalb will er auch nur noch einen letzten Fall bearbeiten, ehe er als juristischer Berater einer großen Firma an der Wall Street die fette Kohle einfährt. Roland soll einen Dealer verteidigen, der einen verdeckten Ermittler erschossen hat – in Notwehr, wie er behauptet. Damit haben wir dann einen total ordentlichen Charakter, der als Partner einen totalen Schlendrian braucht, wie es inzwischen spätestens seit „Tango & Cash“ Usus ist.
Selbiger Kumpel findet sich in dem Cop Richie Marks (Sam Elliot) mit dem Roland zwar nicht beruflich zusammenarbeitet, mit dem er aber befreundet ist. Richie ist gänzlich unrasiert und lebt schon mal in einem heruntergekommenen Kino, wenn er aus seiner Wohnung fliegt. Damit ist Richie klar der witzigere Charakter, der aber leider weniger Raum bekommt als Roland. Beruflich ist Richie hinter einem mächtigen Rauschgiftring in New York her.

Die beiden Freunde müssen zusammenarbeiten, als sie beide auf die Spur korrupter Cops. So scheint der erschossene verdeckte Ermittler auch ein so genannter Blue Jean Cop gewesen zu sein: Ein Polizist in zivil, der Dealer tötet, um deren Drogen und Einnahmen einzusacken. Doch die korrupten Bullen wollen die beiden Aufrechten beseitigen lassen…
„Blue Jean Cop“ ist ein etwas unausgewogener Mix aus Buddy Movie und Gerichtsthriller. Da die Buddys leider nur ab und zu zusammenarbeiten und sich privat verstehen, bleiben amüsante Reibereien leider weitestgehend aus. Zudem wird der komischere und coolere der beiden Charaktere, nämlich Richie, leider vernachlässigt und man folgt viel zu oft dem trockenen Roland. Immerhin kann das Script ein paar nette Oneliner bieten (Roland zu einem korrupten Cop: „You’re the best that money can buy!“), während die wenige Situationskomik, meist zwischen Roland und seiner Freundin, nicht so recht zündet. Ironisch die ständige Kulisse durch Kinos, in denen harte Action- und Horrorfilme laufen (u.a. auch die Glickenhauswerke „Der Exterminator“ und „Der Söldner“).
Für einen Gerichtsthriller ist das Script allerdings ein wenig zu dünn, da man schnell erfährt, was Sache ist und wer hinter dem Ganzen steckt, sodass wirklich überraschende Wendungen ausbleiben lassen. Ein paar nette Plädoyers können die Gerichtsszenen zwar bieten, aber so eindrucksvoll wie bei Grisham sind sie nicht. Auch die Handlung abseits des Gerichts ist nur mäßig spannend, da es das übliche Zuspitzen des Konflikts zwischen korrupten und rechtschaffenen Gesetzeshütern ist. Dafür ist die Inszenierung von James Glickenhaus wirklich schick und zeigt, dass der Mann ein fähiger B-Regisseur ist.

Die nur durchschnittlich spannende Story kann auch leider nur teilweise von den Actionszenen überspielt werden, denn die Menge könnte deutlich höher ausfallen. Meist kriegt man zwar nette, nicht allzu blutige Shoot-Outs geboten sowie ein paar flotte Verfolgungsjagden, in denen auch fleißig Vehikel geschrottet werden. Wirklich gut sind vor allem die Stunts während der Verfolgungsjagden, wie z.B. eine aus den Schienen springende Achterbahn oder das Herabklettern einer Hausfassade. Enttäuschend ist hingegen der Showdown, der kurz und unspektakulär ausfällt (oder reißt ein mäßig in die Stadtkulisse hineinkopiertes Flugzeug noch irgendwen vom Hocker?).
Schauspielerisch hingegen liegt „Blue Jean Cop“ in der oberen B-Klasse, was vor allem daran liegen dürfte, dass Glickenhaus seine Hauptrollen mit Peter Weller und Sam Elliot besetzte. Beide bringen ja Hollywooderfahrung mit und spielen daher auch besser als der Rest des Ensembles, der für B-Verhältnisse aber auch überzeugende Leistungen abliefert.

Bleibt unterm Strich ein etwas unentschlossener Mix aus Gerichtsthriller und Buddy Movie, der mehr Spannung vertragen könnte, aber dank der schicken Stunts und der guten Inszenierung passable Unterhaltung für B-Actionfans.

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