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Das Zerwürfnis von Richard Donner und den „Superman“-Produzenten hatte Folgen für die Reihe, die über den zweiten Teil hinausgingen, der stilistisch zwischen Donners Ansatz und der Herangehensweise des neu hinzugezogenen Regisseurs Richard Lester schwankte.
Und dass Lester in „Superman III“ seinen Stil dagegen ungebremst fahren darf, sieht man bereits den ersten Minuten an, in denen es eine Slapstick-Kettenreaktion von absurden Zu- und Unfällen gibt, an deren Ende ein Autofahrer auf einen Hydranten fährt, dessen austretendes Wasser ihn im Fahrzeug zu ertränken droht. Zum Glück kommt Clark Kent (Christopher Reeve) des Weges, zieht sich im Fotoautomaten um und rettet als Superman den Ertrinkenden – aber erst muss er aufpassen, dass ihn die Bilder nicht enttarnen. Lois Lane (Margot Kidder) verabschiedet sich dagegen schon nach wegen Filmminuten für eine Reise gen Bermuda und taucht bis zum Ende des Films nicht mehr auf. Der Grund lag in einem Zerwürfnis Kidders mit den Produzenten, unter anderem deshalb, weil Kidder mit dem Rauswurf Donners beim Vorgänger nicht einverstanden war.
Ein anderer Star, der sich wegen dieser Differenzen gleich komplett verabschiedete, war Gene Hackman, weshalb Reeve erstmals zuerst im Vorspann genannt wird. Doch fast ebenso großen Fokus wie auf Superman und Reeve legte Lester auf einen anderen Star, den Komiker Richard Pryor. Der spielt den arbeitslosen Hallodri August ‘Gus‘ Gorman, der mit seiner Mischung aus Naivität und wortreicher Lebenskünstlerattitüde durchaus zu Pryors Starpersona passt. Während Clark seine Heimreise nach Smallville antritt, wo er nicht nur zu einem Klassentreffen geht, sondern dies auch in eine Story für den Daily Planet gießen will, entdeckt Gus in einem Fortbildungskurs sein Talent für Arbeit am PC. Kaum angestellt beim Großindustriellen Ross Webster (Robert Vaughn) landet er schon den ersten Computercoup, indem er im Buchhaltungssystem rumschwirrende halbe Cents an sich auszahlen lässt.

Dies bleibt Webster nicht verborgen, der aber gleich das Talent seines Angestellten erkennt: Mithilfe seiner überragenden Computerkenntnisse soll Gus ihn noch reicher machen. Als Superman den ersten Plan Websters durchkreuzt, suchen er und Gus nach Mitteln und Wegen um den Strahlemann loszuwerden…
Lester konnte hier wesentlich freier schalten, was man zum einen am gesteigerten Slapstick-Faktor merkt, aber auch an der Story, die selbst für Comicverhältnisse arg Banane ist. So kann Hacker Gus einen Wettersatelliten so beeinflussen, dass dieser das Wetter manipulieren kann (!) und kreiert schließlich einen Supercomputer, der mal eben Menschen zur Roboterhybriden umbaut, wenn es ihm passt. In absurden Verkleidungen und mit lauten Scharaden schleicht sich Gus als Vertreter oder Armee-Abgesandter überall ein und mit Hilfe von Analysen aus dem Weltall lässt sich schon mal die Zusammenstellung von Kryptonit kurz ermitteln. Die nicht erkannten Substanzen ersetzt Gus kurzerhand durch Teer und hat dann einen Stoff, der Superman zwar nicht umbringt, aber ihm das unmenschlich Edle nimmt. Laut den Dialogen des Films wird er zu einem normalen Menschen wie wir, tatsächlich verhält er sich wie ein Arschloch – ob das etwas über Lesters Menschenbild oder das seiner Drehbuchautoren David und Leslie Newman aussagt?

Wenn Superman nach Kryptonit-Verseuchung keinen Bock auf große Rettungsaktionen hat, wird „Superman III“ dann vollends schizophren. Einerseits ist das eine ziemlich düstere Prämisse, wenn er beinahe den Tod eines Menschen geschehen lässt, wenn er zu spät zu einer Rettung kommt, wenn er Webster unwissentlich unter die Arme greift, als dessen Gespielin Lorelei Ambrosia (Pamela Stephens) ihn um den Finger wickelt, oder wenn er seine (bzw. Clark Kents) alte Schulfreundin Lana Lang (Annette O’Toole) ziemlich offensiv anbaggert. Andrerseits nutzt Lester diese düsteren Ansätze dann für albernen Kinderquatsch: Eine „böse“ Tat Supermans besteht darin den schiefen Turm von Pisa zu begradigen und so das Geschäft der Souvenirhändler zu stören. Immerhin: Wenn schließlich der böse Superman und der gute Clark Kent einen nicht wirklich inneren Kampf ausfechten, dann gehört das zu den Höhepunkten des Films.
Daran ist der Film sonst eher arm und setzt auch weniger auf Effekte und Action. Die Schauwerte bestehen oft in der Präsentation der Macken der Reichen, etwa von Websters Skianlage auf dem Dach oder Ballonsegeln im Grand Canyon, hin und wieder auch mal im einem Superman-Einsatz, wenn er eine brennende Raffinerie löscht, Wetterkatastrophen aufhält oder im Finale gegen Webster, Gus und deren Supercomputer antritt – in letzterer Szene wird der Raketenbeschuss des Stählernen als Quasivideospiel von Webster gezeigt. Der erscheint als arge Kopie Lex Luthors: Ein gieriger Tycoon als verkommener Gegner des moralischen Superman, wobei Lorelei quasi die Mischung als Luthors attraktiver Gespielin und dessen trotteligem Helferlein ist. Wobei der Film augenzwinkernd immer wieder darauf verweist, dass sie sich nur dumm stellt.

In solchen Momenten in „Superman III“ in seiner Ironie durchaus interessant und auch den Slapstick hat Lester drauf – manche Szene ist stark aufgebaut (wie die erwähnte Eingangssequenz), mancher Running Gag sitzt wirklich gut, etwa wenn Daily-Planet-Chefredakteur Perry White (Jackie Cooper) ein Meeting immer wieder für die Ziehung von Glückszahlen unterbrechen muss. Jedoch erscheint es mit fortschreitender Laufzeit so als bekomme man den gleichen Witz wieder und wieder erzählt, sodass jede Slapstickeinlage, jedes Augenzwinkern sich irgendwann wahnsinnig repetitiv anfühlt. Und Lester ordnet seine eh schon dünne Story dieser Blödelei zu sehr unter, verschenkt die vorhandenen guten Ansätze, etwa wenn Lana und Clark sich annähern und diese – deutlich stärker als Lois vor ihr – die Qualitäten des netten Clark mehr zu schätzen weiß als jene des abgehobenen Superman. Auch die Idee, dass Superman Selbstsucht entwickelt, ist ein ziemlich guter Ansatz, den der Film leider zu wenig verfolgt.
Dabei kann man den Darstellern kaum Vorwürfe machen: Christopher Reeve schlägt sich wacker in seiner Paraderolle, während Annette O’Toole ein mehr als würdiger Ersatz für Margot Kidder ist – sie hat Charme, sie hat Chemie mit Reeve, weshalb man Supermans Dilemma versteht. Auch Richard Pryor trumpft auf, passt seine Comedy als gleichzeitig windiger und naiver Handlanger doch sehr gut zum Stil Lesters. Robert Vaughn dagegen bleibt als eigentlicher Oberschurke zu blass, selbst Annie Ross als seine klischeehafte, dauernd schlecht gelaunte Schwester und rechte Hand setzt mehr Akzente in einer Nebenrolle.

Man hätte annehmen können, dass „Superman III“ stärker wäre als Vorgänger, der ja unter den unterschiedlichen Stilen Donners und Lesters zerrieben wurde, aber genau dieses Spannungsverhältnis macht „Superman II“ unterm Strich dann zum besten Film des Quartetts der Reeve-Supermänner. „Superman III“ hat gute Storyansätze und die stark ironische Herangehensweise Lesters macht die Figur wesentlich goutierbarer als Donners etwas naive Verehrung – doch auf sich allein gestellt ermüdet Lester mit sich dauernd wiederholenden Comedyeinlagen, einer teilweise reichlich behämmerten sowie egalen Geschichten und dem Verschenken besagter guter Ansätze. „Superman III“ ist ganz putzige Superhelden-Komödie okay, aber schnell wieder vergessen. Da waren die beiden Vorgänger besser, trotz ihrer Schwächen.

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