Richard Donners „Superman“ war eine der ersten Big Budget Verfilmungen von Superheldencomics, doch trotz des Pionierstatus alles andere als perfekt.
Die Anfänge des Films thematisieren die Herkunft des Helden, alles fängt an, als der Planet Krypton in die Binsen geht. Jor-El (Marlon Brando), einer der obersten Richter des Planeten, will nicht wie alle anderen den Untergang abwarten, sondern wenigstens seinen Sohn retten und schickt ihn verbotenerweise mit einer Kapsel ins All. „Superman“ lässt sich Zeit für die Exposition, vielleicht etwas zuviel, aber es stört nicht wirklich.
Das Baby kommt auf der Erde an und wird von dem Farmerehepaar Kent aufgezogen, das bald erkennt, dass es übermenschliche Kräfte hat. Als jungem Mann wird Clark (Christopher Reeve) dies immer mehr bewusst. So hat er es gleich doppelt schwer, muss mit seiner Außergewöhnlichkeit leben und menschliche Dinge durchleben, z.B. den Tod seines Adoptivvaters. „Superman“ schafft es wirklich viel Sympathie für seinen Helden aufzubauen, einen wirklich Charakter aus dem Unkaputtbaren zu schaffen.
Clark findet Instruktionen seines leiblichen Vaters, wie er sich zu verhalten hat und beginnt einen Job als Reporter. Doch als Superman nutzt er seine Kräfte, um den Menschen zu helfen. Genau zu der Zeit wird auch der Superschurke Lex Luthor (Gene Hackman) aktiv...
„Superman“ ist ein nettes Stück Zelluloid, wenngleich stellenweise kreuznaiv. Gerade die Dates zwischen Superman und der Reporterin Lois Lane (Margot Kidder) wirken fast wie die erste Verabredung zweier 16jähriger und auch die Dialoge sind alles andere als der Weisheit letzter Schluss. Jedoch überzeugt das Konzept vom menschelnden Superhelden, da Superman als Außerirdischer, der Gutes tut, um Gutes zu tun sich von Leuten wie Batman oder dem Punisher unterscheidet, da diese sehr viel persönlichere Gründe für ihre Mission haben.
Was die Geschichte angeht, nimmt sich „Superman“ leider etwas zuviel vor: Vorgeschichte erzählen, den Helden etablieren und noch einen Kampf gegen den Erzfeind, da ist die Gefahr groß, dass manches zu kurz kommt. In diesem Falle der Plotstrang um Luthor. Mit nur zwei Gehilfen kann dieser lächerlich schnell seine Pläne umsetzen, Reibereien mit Superman gibt es nur wenige und auch sonst will man Luthor den Überfiesling nie so wirklich abnehmen, wenn er feixend und witzelnd durch seine Kommandozentrale tapert. Daher hat „Superman“ immer wieder kleine Spannungsdefizite, dank Donners Regie langweilt der Film nie wirklich, aber besonders aufregend ist er auch nie.
Dies liegt zum Teil auch daran, dass ein quasi unverwundbarer Superheld per se weniger Interesse erweckt als ein verletzlicher. Viele Aufgaben Supermans sind einfach unspektakulär, da ihm nichts passieren kann, auch wenn Szenen wie der Hubschrauberabsturz oder die Beinahe-Entgleisung der Bahn für damalige Verhältnisse wirklich sauber getrickst sind. Von der Machart her kann „Superman“ auf jeden Fall überzeugen, die aus heutiger Sicht arg durchschaubaren Flugszenen sind Kult, aber nur selten ist „Superman“ wirklich aufregend. Gerade das Finale, in dem Superman ganz besonders Unglaubliches leistet, ist aufgrund ebenjener Übermenschlichkeit kein echter Höhepunkt.
Christopher Reeve macht eine gute Figur als Superman, füllt den Mann aus Stahl mit soviel Leben wie möglich und überzeugt. Auch Gene Hackman als ironischer Schurke weiß zu gefallen, wenngleich er etwas böser rüberkommen könnte. Marlon Brando ist Edelsupport, Margot Kidder ganz OK. Nervig hingegen Valerie Perrine als Luthors dümmliche Freundin.
„Superman“ ist ein Film mit Ecken und Kanten, trotz Pionierstatus im Bereich des Superheldenfilms. Jedoch nimmt das Script sich etwas zuviel vor, die Schauwerte überzeugen nur teilweise und die Chose ist arg naiv, da helfen auch die kurzweilige Erzählweise, Richard Donners Regie und der menschelnde Hauptcharakter nicht immer. Nett, aber bei weitem nicht überragend.