Review

Gesamtbesprechung

Henrietta, Triela, Anjelica, Rico und Claes sind wohlerzogene junge Mädchen. Still, höflich und bescheiden. Hinter der bürgerlichen Fassade allerdings sind die fünf von der (italienischen!!) Regierung hochgerüstete Killermaschinen. Einst ereilte die Kinder ein schreckliches Schicksal, mit dem sie unter normalen Umständen kaum fertig geworden wären. Doch eine Regierungsbehörde nahm sich der geistig und körperlich gebrochenen Mädchen an, löschte ihr Gehirn zu weiten Teilen und modifizierte ihre Körper. Nun bringen sie im Staatsauftrag von Neapel aus Terroristen zur Strecke. Immer an ihrer Seite: Ihre fratelli, Agenten, die als Bezugspersonen für die Mädchen fungieren.

Wie Maschinen verrichten die Killer mit den Unschuldsminen ihre tödlichen Aufträge. Doch irgendwann geschieht Ungeahntes: Als Henrietta ihren „großen Bruder“ Jose in Gefahr sieht, läuft sie Amok und gefährdet eine Einsatztruppe. Immer deutlicher wird, dass die Mädchen alles andere als emotionslos sind. Im Gegenteil: Sie entwickeln zu ihren „Brüdern“ eine intensive Beziehung, die in einem Fall in der Katastrophe endet.

So komplett schwachsinnig sich die Handlung anhört, so überraschend ist die (vor allem sehr erwachsene) Herangehensweise an die Figuren und ihre Motive. Nach dem irren Auftakt mit Henriettas Amoklauf rollt der 13-Teiler die Vorgeschichte noch einmal auf, bei deren Tragik manchmal der Atem stockt. Stets fragt der Anime: Ist es rechtens, die Kinder von ihrer entsetzlichen Vergangenheit zu befreien, sie dafür aber zu Maschinen zu machen? Die Beziehungen der Agenten zu ihren ebenso niedlichen wie tödlichen Schützlingen sind immer vielschichtig. Die fratelli hängen an den Mädchen, wollen aber wegen ihrer Aufgabe keine zu enge Bindung aufbauen. Diese schwierige Situation treibt dem geneigten Zuschauer bereits in Folge 4 Tränen in die Augen. Gerade die überlegt wirkende Triela berührt mit ihrer wunderbaren Schluss-Szene.

Ohne etwas vorwegnehmen zu wollen: Manchem Anime-Fan mag das etwas kitschige Ende zur Beethoven-Musik nicht passen. Andere beklagen das relativ offene Ende. Auf der anderen Seite hat die Serie im Laufe der Zeit sehr deutlich gemacht, was die Mädchen erwartet. Und dieses Ende wollen wir nicht näher sehen. Schon so ist „Gunslinger Girl“ einer der bewegendsten und intelligentesten Anime-Serien, die es gibt. Technisch gibt es nichts auszusetzen. Tatsächlich wird mediterranes Flair verbreitet, Und der Titelsong „The light before we land“ von den „Delgados“ hat Kult-Potential.
10/10

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