Jetzt mal was richtig Mieses von ganz unten.
Moment, das Budget war aber ganz oben.
Egal, mit Geld läßt sich zum Glück nicht alles kaufen. Vor allem keine Qualität.
Das ficht zwar die Amis nicht an, ihren Schotter trotzdem im Kino zu bunkern, aber besser macht das diese trächtige Geschichtsfälschung aus dem Hause Michael Bay trotzdem nicht.
An der Historie war der Mann aber offenbar eh nicht sonderlich interessiert. James Cameron hatte vorgelegt mit Katastrophe meets Love Story und Bay wollte dick nachlegen. Bleibt nur das Problem, daß bei allem Ungeschicke des „King of the World“ er in punkto Schauspielerführung immer noch oscarverdächtig ist im direkten Vergleich.
Also bekommen wir die Love Story daumendick, das historische Kriegsumfeld nur in nützlichen Maßen. Das ergibt eine schöne Menage a troi vor brennenden Ruinen. Und los geht’s....
Erst einmal eine Auszeichnung für Michael für den schnellsten Würgereflex im modernen Popcornkino. Schon nach einer knappen Minuten der absoluten Jugendabenteuer unserer besten Freunde hier will das Essen wieder raus. Goldener Sonnenuntergang, zwei nervige Bratzen, die beinahe Papas Flugzeug zerlegen, Papa mit Kriegsneurose und der Farbfilter liefert nostalgie bruttoregistertonnenweise.
Schnitt! Doch welch schlechter Tausch! Aus zwei Bratzen sind nun Josh Hartnett und Ben Affleck geworden. Joshie könnte getrost den Milchschnittenumsatz ankurbeln durch pure James-Dean-Gedächtnis-Niedlichkeit, während unser aller Affleck wie üblich nur zwei Gesichtsausdrücke mit sich führt, einen nachdenklich-überraschten für alle Liebesszenen und einen angepißten. Das reicht für zweidreiviertel Stunden.
Dann haben wir da natürlich noch ein paar Kriegslernschwestern aus der Kitschretorte, allen voran Kate Beckinsale, die aussieht, als hätte man sie nach alten Kuperstichen geklont.
Trotz offensichtlicher Sparmimik erobert Affleck ihr Herz, sie läßt ihn trotz probater Leseschwäche fliegen, was schon mal hirnrissig mal vier ist. Als Hitler dann auf die Kacke haut, reist ihr Liebster zur Lufschlacht nach England, zeigt den Tommies, wat ne Harke ist und wirft dann anscheinend die Kelle.
Das hätte uns nun heimlich gefreut, denn die Verabschiedung der Liebenden ist ein Musterbeispiel an pathetischer Inkompetenz, wenn eine Drehtür beide beim Abschied trennt. Die Tür (= Schicksal) dreht sich weiter, sie hinter Glas mit dem geistlosen Ausdruck einer professionellen Pornoaktrice eine Hand hebend, während Affleck möglicherweise in Gedanken das Einmaleins memoriert. Kunst und Künstlichkeit, Hand in Hand, eine Szene zum Klötzekotzen und Werwolfheulen.
Natürlich übernimmt Hartnett (obwohl bisher sexuell ein Neutrum) die Schöne auf Hawaii und kriecht mit ihr unter einen Fallschirm, Schwangerschaft inclusive. Während das unendlich lange zu dauern scheint, kriegen wir tatsächlich Einsprengsel der Geschichte geliefert. Der Geheimdienst knackt sich am Geheimcode der Japsen die Zähne aus (Aykroyd mit einem Hauch von Kompetenz, holla!), der Präsident ist sauer (Jon Voight wieder mal nicht wiederzuerkennen), die Japaner ziehen pflichtschuldigst in den Krieg (sogar halbwegs unamerikanisiert gezeichnet).
Und plötzlich steht Affleck wieder in der Tür, das Drama ruft, aber anstatt sich auf dem Rollfeld mal bärig die Kanne blank zu prügeln, ziehen beide einfach so schmerzverzerrte Gesichter. Was haben wir getan?
Doch am nächsten Morgen ist alles egal, die Japaner kommen mit der Nikolausüberraschung. Jetzt ist endlich Bays Zeit gekommen, kaputtmachen kann er, wie kaum ein anderer. Und endlich kann der Film mal punkten, es knallt und kracht, es sprengt und blubbt, jau, das macht Eindruck. Zwischendurch pustet Cuba Gooding jr. als Hilfskoch und Etagenkellner einen Flieger vom Himmel, damit die Schwarzen auch was zum Jubeln haben, der Rest ist ein Arschtritt für die USA.
Zeit genug für etwas Drama im Hospital (O-Ton: Los, alle zum Lazarett! Und ihre Haare wehten im Wind of Change...), keiner ist richtig vorbereitet und Halsschlagadern zuhalten stand nicht im Lehrbuch. Aber seit „MASH“ sind wir Besseres gewohnt.
Danach ist alles vergeben und vergessen. Kate hat einen Braten in der Röhre, die beiden Musterjungs, die mit ihren gerade mal zwei in die Luft erhobenen Maschinen fast den Anschein machen, die Japaner vertrieben zu haben, melden sich für den Gegenschlag. Der wird zum bombastischen Moralzeigefinger, denn die Amis lassen sich so nicht unterkriegen. Zeit für noch mehr Drama und einer der beiden beißt ins Gras, unfairerweise auch noch am Boden, per Pistole, nicht mal im Cockpit. Und das soll ein Fliegermelodram sein? Naja, das erste Viertel war eh bei „Top Gun“ geklaut.
Am Ende steht eine glückliche Family samt Kiddies in der Pampa und die nächste Generation Flieger für den Vietnamkrieg ist bereits angesetzt. America, you beautiful, nur die A-Bombe hat man trotz Effektmöglichkeit lieber ausgelassen.
Wer diese erbärmlich besetzte, platt und hölzern (und pathetisch gespielte), saumäßig geplottete Kriegsschnulze zusammengeschreibselt hat, ist jetzt nicht mehr so wichtig, viel schlimmer ist es, wie dick hier aufgetragen wurde, um ganz großes Kino zu generieren, daß als Rohrkrepierer endete. Bay, der schon mit „Armageddon“ den noch nachvollziehbaren Actionfilm mit einem Übermaß an US-Flaggen im Schnellfeuerschnitt zu Grabe trug, geht hier richtig in die Volle und bietet eine 160minütige Peinlichkeit, die so nur im „Land of Free“ gedeihen kann. Natürlich läßt er es eine Weile auch richtig krachen, aber untergehende Schiffe hatte ihm Cameron schon voraus und dessen Charaktere hatten den Vorteil, noch wie Menschen zu erscheinen, nicht wie Soap-Abziehbilder.
Keiner der Beteiligten hat sich mit dieser Produktion einen Gefallen getan und wer sich demnächst mal wieder „Tora. Tora. Tora“ gibt, hat immerhin die Chance, mal etwas zu sehen, was wirklich passiert ist.
„Pearl“en vor die Säue, bitte mit Zement an den Füßen im „Harbor“ versenken. (2/10)