Review
von Leimbacher-Mario
Tag des Kusses
Während ich bei „Rock’n’Roll Highschool“ noch das Gefühl hatte, dass sich die Ramones zu sehr in den Vordergrund stellten und der Klassiker eher für deren Fans gedacht war, ist das bei „Detroit Rock City“ anders und meiner Meinung besser gelöst. Hier geht es zwar auch dauernd um die legendäre Band Kiss und vier Kumpels, die unbedingt auf deren Konzert kommen wollen, doch die vier Jungs und deren Abenteuer vor dem Stadion stehen im Vordergrund - nicht die vier bemalten Jungs auf der Bühne...
Dass Kiss Ende der 90er noch einen Film irgendwo zwischen „American Pie“ und „Dazes & Confused“ produzieren, der sich im Endeffekt um sie dreht, könnte man als einige Jahre (oder sogar Jahrzehnte?) zu spät abtun. Dem Funktionieren von „Detroit Rock City“ tut das allerdings keinen Abbruch. Es ist natürlich kein Kritikerfilm, kein anspruchsvolles Kino und umso mehr man Kiss zugeneigt ist, desto mehr geht man wohl ab. Ebenso hilft eine etwas juvenile Einstellung im Kopf und das Können über flachen, naiven Humor zu lachen. High-Art ist das nicht. High-Fun schon eher. Die vier Highschooler (u.a. der hier schon nicht mehr ganz soo junge und dünne Edward Furlong!) schließt man trotz ihrer vercheckten Looserart schnell ins Herz, das Tempo ist halsbrecherisch, es gibt einige berühmte Gesichter in Nebenrollen zu entdecken, einige optische Spielereien zum Schmunzeln und der Soundtrack... wow! Bei weitem nicht nur Kiss und Hardrock. Ganz und gar nicht. Das wäre eine Doppel-CD, die ich sofort kaufen und mir ins Auto packen würde. Das macht Laune, das treibt an, das feiert einfach geile Musik. Fast egal aus welcher Ecke und welchem Genre sie kommt. Bowie, Van Halen, Black Sabbath, The Runaways, sogar Marilyn Manson - was für ein Zäpfchen! Seiner inneren Logik folgend ist Adam Rifkins Ode an die bemalten „Teufel“ zudem noch erstaunlich rund, logisch und befriedigend. Und sogar eine schallende Backpfeife gegen überbesorgte Eltern und scheinheilige Obrigkeiten. Ein guter Abend.
Fazit: nicht nur für Kiss-Fans ein überraschend sympathischer, fast schon voller Erfolg. Zwar deutlich eher 90er als 70er, einige Jahre nach den Höhepunkten der Band und sicher keine allzu hohe Filmkunst - und doch wird hier die damals typische, sehr angesagte Teen Comedy sehr fein mit überlebensgrossem Rock‘n‘Roll verwoben. Und die Band hält sich erstaunlich und lobenswert zurück. Den furiosen, nicht lange fackelnden Soundtrack nicht zu vergessen. Voll gepackt mit schönen Sachen, die das Leben süßer machen...