Die cineastische Aufarbeitung des Musikerlebens der 70er Jahre trägt neue Blüten. Und was für welche. Nach „Studio 54“ und „Velvet Goldmine“ kommt nun „Detroit Rock City“. Produzent Gene Simmons ist zusammen mit Regisseur Adam Rifkin und Drehbuchautor Carl Dupre weitaus mehr gelungen als nur eine Hommage an seine Band KISS - obwohl auch das sicherlich berechtigt und okay gewesen wäre. So aber ist „Detroit Rock City“ sauunterhaltend, skurril komisch und technisch mehr als nur überzeugend. Rasend vorwärts auf dem Highway zum Kult und dabei auch noch so grundsympathisch.
Vier hardrockbegeisterte Kids. Kiffen, mucken, wichsen und dabei darüber fabulieren wie wohl das erste Mal sein wird. Das ist das Leben. Und ganz weit drüber thronen Gene Simmons, Ace Frehley. Paul Stanley und Peter Criss - KISS. Die Götter. Die Teufel - K.nights I.n S.atans S.ervice - weiß es die Mutter von Jam besser. Am Morgen vor dem entgegengefieberten KISS-Konzert in Detroit, entdeckt Jams Mutter in dessen stinkender, verrauchter Jeanskutte die Tickets. Nicht genug damit, daß der Bengel sich den infernalischen Krach dieser minderbemittelten Satansknechte anhört, ihre Poster neben den gekreuzigten Heiland an seine Schlafzimmerwände hängt, nun will er doch wahrlich durch die Pforten der Hölle selbst treten und sich dem direkten Einfluß der Höllengeister aussetzen. Das kommt natürlich gar nicht in Frage. Vor den tränengefüllten Augen der vier Kids gehen die Karten in Flammen auf und Jam wird von seiner Mutter in eine katholische Besserungsanstalt verschleppt. Die Stimmung ist auf dem Tief. Doch dann - als sie im Technikunterricht mißmutig an einer Radioempfangsanlage basteln - ertönt es plötzlich aus den Lautsprechern. „Wir verlosen 4 Tickets zum KISS-Konzert heute abend an den 106. Anrufer, der uns die bürgerlichen Namen aller vier KISS-Mitglieder aufzählen kann“. Hey, das ist Simple Simon, der coolste DJ der coolsten Radiostation Detroits. Der Dröger Trip stürmt zum Telefon und sichert sich und seinen Kumpels tatsächlich die Tickets. Nun gilt es Jam aus den Fängen des grausamen Pfarrers McNutty zu befreien, der dem verängstigten Bengel gerade die Internatsdirektive dargelegt hat: Glaube ja nicht, schlechtes Benehmen würde mich früher oder später veranlassen, dich aus dem Internat zu werfen. Nein, damit machst du alles nur noch schlimmer. Des Pfarrers Ausführungen werden unterbrochen durch ein Klopfen an der Tür. Aha, die Pizza. McNutty greift in die Spendenkasse und bezahlt den Boten, der Jam verdammt an seinen Kumpel Hawk erinnert - Mensch, verdammt - das ist Hawk. Ruhe bewahren. Der Pfarrer verschlingt die Pizza und versichert Jam, daß er bestimmt nichts abbekommen wird. Der Pfarrer rülpst: „Uups, der Pilz war wohl schon ein wenig alt.“ Sekunden später beginnt sich sein Blick zu verklären und er fängt an, absurdes Zeug zu erzählen. Dann stehen plötzlich drei weitere Lausebengel im Büro, erklären sie würden den ihm anvertrauten Jugendlichen mit sich nehmen - und er, der sonst so autoritäre Geistliche, kann darüber nur noch lachen. Die Magick Mushrooms haben ihren Zweck erfüllt. Und auf geht es nach Detroit. Noch aber sind sie nicht in der Arena, noch haben sie ihre Karten nicht. Natürlich wird noch eine ganze Menge dazwischenkommen. Nicht nur für KISS- und Rockfans, dieser Film ist in jeder in Hinsicht zu empfehlen.