Review

Austrittswunden & Extrarunden

„Exit Wounds“ kann man aus vielen Gründen vorschnell abtun. Ein Seagal. Und dann noch nichtmal aus seinen legendären ersten Jahren. Aus der Zeit, als Rapper wie DMX als Darsteller von Hollywood aufgebaut werden sollten. Einer Zeit, in der Rap & Hip-Hop allgegenwärtig und „ach so cool“ waren. Zwischen sowas wie „Belly“ oder „Born 2 Die“. Da könnte man als Fan der klassischen Actionschule schonmal vorzeitig den Kopf in den Sand stecken. Und doch muss man an fast allen Fronten Entwarnung geben. Denn „Exit Wounds“ trifft den schmalen Grat des guten Actiongeschmacks, der alten und neuen Schule, vorzüglich und macht meist mächtig Laune, geht nach vorne, manchmal sogar durch die Decke! Dabei ist es fast schon egal, ob man der Mucke oder dem aufgehenden Aikidomeister zugetan ist oder nicht. Gute Unterhaltung ist gute Unterhaltung… Hier spielt Seagal einen Cop in Detroit zwischen Aggressionsproblemen und (wie allzu oft bei ihm) Verschwörungstheorien in den eigenen Reihen. Ihm zur Seite steht Rapstar DMX als ultracooler Gangsterboss, mit dem es widerwillig zusammenzuarbeiten gilt…

Während „Romeo Must Die“ und Co. sehr oft den schmalen Grat zu Musikvideos, zur Werbung, zur Satire, zum nicht ernst zu nehmenden Comic in Filmform übertreten, schafft es „Exit Wounds“ lobenswerterweise noch beide Seiten der Actionmedaille zu vermischen. Und zwar mit Schmackes! Mit Abstand Bartkowiaks bester Film. Die Balance stimmt auffällig gut. In Sachen: Witze - Härte, Comedy - Action, Schwarz - Weiß, Oldschool - Newschool, Seagal - Co-Stars, Mainstream - Nische, Machotum - Naivität. Rechnet man dazu absolute Volltreffer wie Michael Jai White als Widersacher, die bezaubernde Eva Mendes als Hackerin, ein irrsinniges Tempo, handgemachte Stunts und eine gesunde Härte - fertig ist ein scharfer, urbaner Actioncocktail mit genug Umdrehungen um mittlerweile fast als moderner Klassiker durchzugehen. In seinem Fach und seiner Nische zumindest. Was waren das noch für Zeiten, als Warner Bros. auch in sowas und noch kleinere Actionprojekte reichlich Geld, Zeit und Glaube gesteckt hat…

Fazit: ein mittelspäter Hit für Seagal. Sogar im Kino. Der beste Film mit DMX. Und insgesamt eine sehr coole Mischung aus Ghettogangsterschiene und alter Seagal-Schule. Wenn man Hip-Hop und Seagal mag unumgänglich. Aber auch sonst: „Exit Wounds“ rollt!

P.S.: Und der Abspann zählt wohl ganz sicher zu den lustigsten seiner Art! Hysterisch! 

Details
Ähnliche Filme