Der Detroiter Cop Orin Boyd (Steven Seagal) wird in den schlimmsten Bezirk der Stadt strafversetzt. Dort kommt er dem Kriminellen Latrell Walker (DMX) auf die Spur, der sich mit Heroinschmuggel ein wahres Drogenimperium aufgebaut hat. Doch er scheint ein doppeltes Spiel zu treiben, genauso wie einige Polizisten in Boyds Reihen.
"Exit Wounds" stellt Seagals Kinocomeback nach langer Abstinenz dar und hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Fans von ihm werden vollauf bedient. Er ist wieder der, der überall aneckt, wortkarg, aber knallhart, wenn’s drauf ankommt. Also wieder ganz der Alte, nur die Umgebung hat sich verändert. Er ist nämlich jetzt zuständig für ein Viertel, wo Bloodfucking Gangsta Niggaz mit fetten Autos, fetter Kleidung und noch fetteren Goldschmuck für Aufregung sorgen. Passend dazu gibt’s Hip-Hop Mucke nonstop, die mich kaum begeistern konnte. Optisch ist alles perfekt, häufig brausen Edelkarossen wie ein Ferrari durch die Gegend, hat mich stellenweise an "Gone in 60 Seconds" erinnert.
Das klingt so weit gut, doch irgendwie passt diese ganze Umgebung und die durchgestylte Optik nicht zu einem Seagal-Film. Seagal ist oldschool, doch "Exit Wounds" ist optisch zu modern, schwimmt ein bisschen im "Matrix"-Fahrwasser.
Man kann sagen, dass hier einfach zwei Extreme aufeinanderprallen. Fans von Seagal müssen sich also auf ein anderes Bild von ihm einstellen. Wer damit klarkommt, wird recht gut entschädigt, denn er zeigt hier schauspielerisch eine seiner besseren Leitungen und gibt sich sogar stellenweise selbstironisch. Herrlich die Szene in der Selbsthilfegruppe. Dass er treten und ballern kann wussten wir ja schon immer, so gibt’s auch bei "Exit Wounds" ordentlich eins auf die Mütze.
Seien es Schießereien, Faustkämpfe oder Schwertkämpfe, Seagal macht trotz seines sichtbaren Alters eine gute Figur. Ein bisschen überflüssig die Machoszene mit dem Elektroschocker, früher hätte er da seinen gestählten Oberkörper gezeigt, jetzt lässt er seine Kleidung an, sodass die Passage völlig unnötig wirkt und sich daraus schließen lässt, dass sich um seine Hüften wohl doch einige Fettlandschaften angesammelt haben.
Zurück zur Story, die einige Überraschungen parat hält, allerdings sind die Wendungen in "Exit Wounds" so haarsträubend, dass eine schnörkellos inszenierte Geschichte gescheiter gewesen wäre. Ab etwa einer Stunde ist das alles zu unglaubwürdig, zumal es der Schlüsselfigur DMX nicht gelingt, trotz seines doppelten Spiels mit seinem Gesichtsausdruck auf die Gegenseite zu wechseln, d.h. er schaut immer noch bloß grimmig drein.
Was soll’s, die Action stimmt auf alle Fälle, auch wenn ich mir mehr altmodische Schießereien wie am Anfang gewünscht hätte. Der Rest ist gewöhnungsbedürftig, vor allem für die, die Seagal aus seinen alten Filmen kennen. Immerhin gelang es ihm mit "Exit Wounds" wieder, für ein wenig öffentliche Aufmerksamkeit zu sorgen und sein Comeback ist in der Inszenierung voll auf der Höhe der Zeit.