Exit Wounds
"You see this? This is a happy face. You'll be lucky to ever have a face as happy as this."
2001 geschah, was ich an diesem Zeitpunkt nicht mehr für möglich gehalten hatte. Nach den beiden miesesten Filmen seiner Karriere startete Steven Seagal sein Comeback auf der großen Leinwand und lieferte endlich das wonach seine Fans schon lange geschrien hatten: Furiose Action, coole One-Liner, ein hohes Maß an Gewalt und eine frische Optik.
Orin Boyd (Steven Seagal) ist ein Cop in Detroit und auf Grund seiner Vorgehensweise bei seinen Vorgesetzten nicht sonderlich beliebt. Kurzer Hand versetzt man ihn als Strafe in das übelste Viertel Detroits. Doch nachdem er eine Undercover-Aktion der Kollegen auffliegen lässt, macht er sich auch hier keine Freunde. Schon bald werden die Vorgänge in seinem neuen Revier merkwürdig und Boyd ermittelt auf eigene Faust. Dabei stößt er auf den vermeintlichen Drahtzieher Latrell Walker (Rapper DMX) und sein Team, die sich aber schon bald als die Guten in diesem Spiel herausstellen. Gemeinsam macht sich das ungleiche Duo auf die Suche nach den wahren Hintermännern und kommen einem großangelegten Komplott auf die Spur...
Was sich auf dem Papier erstmal simpel anhört, entpuppt sich im laufenden Geschehen als ausgeklügelte und komplexe Story, die sogar den ein oder anderen überaschenden Kniff aufweisen kann. Mit Exit Wounds deckt man nämlich nicht nur das typische Grundgerüst eines Seagal-Actioners ab sondern geht noch einen Schritt weiter. Man setzt hier nicht nur auf Seagals Charakter, sondern geht zu dem noch auf die Vielzahl von Nebencharakteren ein die alle ihre kleine Storyline haben. Die sind dann auch ganz unterschiedlich. Seagals Part ist eine ausgewogene Mischung aus Ernst und Humor, DMX ist eher für das Thriller-Feeling zuständig und seine Truppe (vor allem Anthony Anderson als T.K.) sorgt für das große Gelächter. Zusammengefasst ergibt das eine schöne Mischung aus Action-Thriller, Comedy und Kriminal-Story.
Seagals Rolle wurde ihm mit Sicherheit auf den Leib geschrieben. Orin Boyd vereint nämlich so ziemlich alles was Seagal in seinen früheren Werken gespielt hat. Zum Einen ist da der knallharte Cop der seine Gegner mit gnadenlosen Martial-Arts Kenntnissen über den Jordan schickt, auf der anderen Seite aber auch noch der gut aufgelegte Actionheld der mit viel Ironie und markigen Sprüchen das Publikum begeistert. Man hat sich wirklich Mühe gegeben Seagals Vorzüge in Szene zu setzen. Wenn Seagal zu Beginn völlig überfordert den Verkehr regelt oder einen Ausraster in seiner Anti-Gewalt-Gruppe bekommt, bleibt kein Auge trocken. Das dabei keine Oscar-Leistung hervorkommt dürfte mittlerweile jedem klar sein, aber in seiner eigenen Art und Weise kann Seagal hier vollkommen überzeugen. Als Partner hat man ihm Rapper DMX zur Seite gestellt, der ähnlich wie Seagal kein Schauspiel-Genie ist, aber alles was man für den Charakter braucht, schon mitbringt. DMX überzeugt sowohl in den Fight-Szenen als auch in den ruhigeren Passagen und reiht sich nahtlos in den Ton des Films ein. Als Bösewicht hat man zwar mit Michael Jai White einen guten Schauspieler gefunden, verschenkt sein Können allerdings in zu wenig Screentime. Aus seinem Charakter hätte man sicher mehr rausholen können. Den Comedypart übernehmen Tom Arnold und Anthony Anderson, die beide total in ihrer Rolle aufgehen. Anderson bringt einen Spruch nach dem anderen und beherrscht alle seine Szenen. Arnold hingegen überrascht mit eher dezenterem Humor, was im Gegensatz zum schrillen Anderson ein guter Ausgleich ist.
Wie auch in anderen Seagal-Streifen ist natürlich die Action das wichtigste Element des Films. Hier fährt man auch für einen Seagal-Film eine ganz neue Schiene. Beherrschten in den alten Filmen eher bodenständigere Kämpfe die Szenen, hat man sich hier der Zeit angepasst. Von Matrix und HipHop inspiriert bekommt man durchgestylte Choreographien geboten, die mit CGI und Drahtseil-Action aufgepeppt sind. Den Seagal-Fan dürfte das erstmal erschrecken, aber man sollte sich ruhig darauf einlassen. Mittlerweile auch vom Alter nicht verschont, geben diese optischen Spielereien Seagals Kämpfen wieder neuen Schwung. So kann er nämlich ungedoubled Kicks verteilen, über Autos springen und Kung-Fu-Moves zeigen. Aber nicht nur die Kämpfe sind toll gelungen. Auch die Schiessereien und Verfolgungsjagden sind allererste Sahne. Andrzej Bartkowiak hat die neuen Techniken gut genutzt und bewiesen das er ein Feeling für Tempo und Action hat.
Die Optik ist ebenso wie die Action recht stylish und edel ausgefallen. Meist bei Nacht spielend und mit blauen Farbfiltern versehen, kommt eine düstere Atmosphäre auf, die zu der Großstadt wie die Faust aufs Auge passt. Unterlegt wird die Szenerie mit Hip-Hop Tracks, von denen die meisten aus DMX's Feder stammen. Bin ich selbst kein großer Fan von Rapmusik, muss ich aber zugeben das ich in dieser Art von Filmen wirklich nichts dagegen habe. Die wummernden Bässe und das eintönige SingSang der Interpreten passen einfach zum Großstadt-Feeling und bringen genügend Coolness mit.
Am Ende bleibt zu sagen, das Exit Wounds ein cooler, durchgestylter City-Actioner geworden ist und zudem noch das lang erwartete Comeback von Steven Seagal einläutete. Nicht nur was für Seagal-Fans.
9/10