Review

Robert de Niro und Edward Burns jagen 2 durchgeknallte Russen

Story:
Zwei Kriminelle Russen besuchen die USA und entdecken das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Um berühmt und reich zu werden töten sie Menschen vor laufender Kamera und verschachern die Morde hinterher an die Medien. Sollte es zur Verurteilung kommen, stellen sie sich als geisteskrank da und würden ein paar Monate später entlassen werden. Der bekannte Cop Eddie Flemming (Robert de Niro) und Brandexperte Jordy Warsaw (Edward Burns) jagen die Killer quer durch die Stadt. Doch die haben zu ihrem großen Clou schon ihr neustes Opfer auserkoren. Die beiden wollen richtig berühmt werden und einen Prominenten töten....
„15 Minuten Ruhm“ ist ein verunglückter Versuch im Fahrwasser von „Natural Born Killers“ Medienkritik ins Kino zu bringen. Der Zuschauer bekommt zwei Parallelstorys vorgesetzt: Die beiden irren Russen und die beiden Cops, welche die beiden jagen aber immer zu spät kommen. So entfaltet sich ein netter Actionthriller, der zum Ende hin recht plump Medienkritik üben will. Das der Film in bester Amihollywoodmanier endet, dürfte dann auch nicht mehr überraschen.

Musik:
Dem Machern des Films ist nicht viel neues eingefallen, also setzt man auf altbewährte actionreiche Musik um Spannung aufzubauen. Allein das exotische Getrommel bei den Verfolgungsjagden in der Stadt ist wirklich gelungen. Die nervenfressende Musik, bei der die beiden Killer zuschlagen ist ebenfalls gut getroffen. Viel mehr ist da aber auch nicht...

Atmosphäre:
„15 Minuten Ruhm“ will viel sein, ist aber im Endeffekt herzlich wenig. Das liegt daran, dass der Regisseur nicht wusste was er eigentlich machen wollte: Medienkritik üben, einen Actionthriller drehen, Selbstjustiz glorifizieren, Gesetzeskritik üben oder einen „Neuling trifft alten Hasen und lernt“ Polizeifilm basteln.
Gleich am Anfang werden die beiden Stars vorgestellt: Ein Tscheche und ein Russe. Die werden dann auch erst mal dick mit Klischees bestrichen, damit der patriotische, amerikanische Zuschauer herzhaft in den Film hineinbeißen kann. Sie sprechen nur gebrochen russisch, sehen aus wie sibirische Steppenbauern, sind dumm wie Brot (einer zumindest) und rauchen wie die Schlote. Na besten Dank, ich hätte sie als Zollbeamter nicht mal ins Land gelassen. Sei’s drum, er war nun mal so dumm. Unsere beiden Osteuropäer streifen also durch die Stadt wie Alice im Wunderland und staunen sich einen Ast ab. Derweil wird Eddie ins Spiel geworfen. Der Suffkopp ist der Lieblingsmedienbulle, weile er sie praktischerweise immer direkt zu den Verhaftungen mitnimmt. Das bringt ihm einen Haufen Ruhm, aber auch Neid ein. Aber damit kommt er ganz gut klar.
Die beiden sibirischen Streifenhörnchen schauen derweil bei ihrem alten Freund vorbei. Der sollte ihr Geld von einem Banküberfall für sie aufbewahren. Denn man saß im Knast und hat nichts über den dritten Komplizen verraten. Der Kumpan sitzt aber grad beim Mittag essen (lecker Ami Fast Food) und hat das ganze Geld verplempert. Russe Nr. 1 macht darauf Gulasch aus ihm. Russe Nr.2 filmt alles mit, er will nämlich ein großes Hollywoodregisseur werden und meint er kann hier mit seinen Durchbruch schaffen. Leider kann er aber nicht sonderlich gut mit der Kamera umgehen, so dass die Kamera mal die Farben umkehrt und mal auf Nachtsicht gestellt ist. Da meldeten sich bei mir die ersten Kopfschmerzen, denn das Rumgeflacker nervt mehr, als bei einem kaputten Fernseher. Die beiden legen das tote Paar aufs Bett, zündeln alles an und suchen nach einer Zeugin die im Nebenzimmer alles beobachtet hat.
So kommt nun Charakter Nr.4 ins Spiel. Jordy Warsaw ist von der Brandstiftungsabteilung (oder wie sich das schimpft) und kettet Neger nachts im Central Park an Bäume (Humor *gähn*). Nun wird er aber zur Brandstelle gerufen, wo er auf den alten Hasen Eddie trifft. Nach einem messerscharfen Dialog haben sie richtig kombiniert: Das war Doppelmord. Unser alzheimerkranker Feuerwehrhauptkommissar hat aber den Neger im Park vergessen. Als er ihn los macht ist der völlig nackt und meckert wie ein altes Waschweib.. Was ich hier noch für einen Versuch Witz im Film unterzubringen hielt, entpuppt sich später als Medienkritik mit dem Vorschlaghammer. Zum Ende hin muss Jordy sich nämlich ansehen, wie der Typ ihn im Fernsehen bezichtigt ihn ausgeraubt zu haben. Na klingelt’s? Sehr geschickt.....
Unsere beiden Russen killen inzwischen munter weiter, denn sie wollen ja die Zeugin finden. Auf diese stossen sie auch und schüchtern sie ein. Eigentlich killen die beiden zwar alles, was ihnen auf die Nerven geht, aber die lassen sie am Leben (Klar!!). Von nun an entwickelt sich der Film zu einem Verfolgungsthriller, bei dem die Russen aber immer wieder entkommen können.
Zu allem Überfluss hat einer von ihnen einen Papa als Feuerwehrmann und zu oft McGyver gesehen. Daher wird die Wohnung der Zeugin so präpariert, dass selbst die Jungs aus „Backdraft“ ihre wahre Freude gehabt hätten.
Substorys wie Eddies Eheantrag oder das Unterfangen „Jordy, Zeugin, Dusche“ werden beim Losfahren abgewürgt (wie ein Fahrschüler bei seiner ersten Stunde) und nicht weiter ausgebaut. Hatte schwer den Eindruck, dass man was brauchte um den Film auf 100 Minuten zu bekommen.
Nachdem die beiden Touristen nun wissen, dass sie sich nur als Irre abstempeln lassen müssen, machen sie den großen Coup: Sie verhökern den Film an einen Skandaljournalisten, nach dem sie endlich ihr Promiopfer haben. Dabei wird aber einer von ihnen geschnappt, der darauf gleich für die Filmrechte verhandelt. Sorgen um das Verfahren macht man sich keine. Man hat den besten Anwalt.
Um dem Film den allerletzten falschen Schliff zu geben, darf Jordy nun die „Bruce Willis Tour“ abziehen. Selbstjustiz scheint in Amerika sehr beliebt zu sein. Auch wenn er sich beim ersten Mal noch nicht traut, darf er mit wunderschönen blutigen Einschüssen den bösen Russen kaltstellen, der dann (mit Blick auf die Freiheitsstatue) dem Tod entgegenröchelt Juhu, der Westen hat wieder über den Osten gesiegt und mir kommt das Abendessen hoch.
Trotz all dieser Mankos besitzt der Film einen gewissen Unterhaltungswert. Auch wenn er nicht weiß, was er nun eigentlich will und obwohl etliche Teilstorys abgewürgt werden, ist dieses Werk nicht abgrundtief schlecht. So sind zum Beispiel die Kameraarbeit sehr überzeugend und die Verfolgungsjagden spannend. Das kann aber nicht über die ganzen Fehler hinwegtäuschen.

Schauspieler:
Über unsere beiden Klischeerussen sage ich lieber nichts weiter. Ihre Rollen bringen sie jedenfalls beeindruckend dämlich rüber. Jeder Russe dürfte sich dabei verarscht vorkommen.
Aber auch Robert de Niro ist nicht über jeden Zweifel erhaben. Auch wenn man die unpassenden und unbrauchbaren Witze wie „Auto losfahren, während Beifahrer einsteigen will“ vom Drehbuchautor verbrochen wurden, kann de Niro hier nichtwie sonst glänzen. Er bleibt erschreckend blass, was ich auf die Rolle zurückführe. De Niro schien sich nicht entscheiden zu können, ob er den smarten Cop oder doch lieber den altgedienten Fuchs spielt.
Totalausfall Edward Burns ist der Witz schlechthin. Der Ben Affleck für Arme wandelt sich sehr unglaubwürdig vom noch recht unerfahrenen Brandstifterfänger zum abgebrühten „Ich mach’ die bösen platt“ Monster. Das erledigt er mit insgesamt 2... wenn’s hoch kommt 3 Gesichtausdrücken. Danke, aber das war nichts. Aber dafür darf er ja nun noch den Helden markieren und den fiesen Reporter am Ende umhauen.....

Fazit:
Ein Film der tausend verschiedene Richtungen einschlägt, wieder wendet um dann wieder in eine Einbahnstraße einzubiegen. Man weiß wirklich nicht, wohin der Film will. Die durchschnittlichen Leistungen der Schauspieler (allen voran die beiden Osteuropäer) bessern den Eindruck auch nicht gerade. Drückt man aber anderthalb Augen zu und schaltet das Gehirn aus, bekommt ein paar unterhaltsame Verfolgungsjagden und brutale Morde geliefert.

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